Eine Gruppe Studenten untersucht unter der Leitung ihrer Professorin
eine alte Azteken-Mumie. Was keiner weiß ist, dass einer der Studenten
der Nachfahre eines alten Aztekenpriesters ist und über die Fähigkeit
verfügt, die Mumie lebendig zu machen. Unter seinem Kommando ermordet
der Untote jeden Beteiligten des Projektes. Das eigentliche Ziel ist
jedoch die Jungfrau unter den Studenten, mit deren Blut das Ende der
Welt eröffnet werden soll. Für dieses Ritual benötigt der Priester
allerdings einen Armreif, welcher der Mumie vor ihrer Erweckung
entwendet wurde...
Regisseur David DeCoteau wird dem nimmersatten Horrorfreund ein Begriff sein, verzapfte er doch so allerhand für den Fan des Genres, manchmal charmanten Schrott wie „Tourist Trap“ und seine Teile der „Puppet Master“-Reihe, oft aber auch uninteressanten Kram wie „Beast You!“ und „Killer Eye“. Er arbeitet häufig für Billigdreher Charles Band, der Mitte/Ende der 90er anfing seine ohnehin schon kostengünstigen Filme noch billiger zu drehen, in dem man an Locations, Laufzeit und Darstellern sparte. Es war nur eine Frage der Zeit, wann der ehemalige Amateurfilmer DeCoteau aufhören würde Auftragsarbeiten zu tätigen und stattdessen selbst zu produzieren. Und ich weiß nicht wann er damit anfing, aber bei „Scream Of The Mummy“ war es schon so weit. Und der gute Mann hat bei seinem Lehrmeister Band allerhand abgeguckt.
Leider ist nicht jeder Lehrer nachahmenswert – für den Konsumenten. Da Bands Masche, wie es scheint, allerdings ordentlich Moneten einspielt, ist es auch kaum ein Wunder, dass De-Coteau gleiche Pfade betritt. Eventuell ist auch Charles Band an „Scream Of The Mummy“ unter einem seiner Milliarde Pseudonyme beteiligt, das weiß ich nicht. Da im Vorspann aber nirgendwo etwas von Full Moon Pictures stand, glaube ich es eher nicht.
Auf jeden Fall hat DeCoteau sich an das Grundrezept gehalten: Eine Monstrosität, die nicht einmal Kinder erschrecken würde, aber dennoch einen gewissen Trashcharme ausstrahlt, nicht mehr als 10-15 Leute casten und möglichst wenig Drehorte verwenden. Mit diesem Rezept wurden zwar nie wirklich brauchbare Filme fertiggestellt, aber so manch sympathischer Schrott wie „Totem“ oder „Doll Graveyard“. Dass sie funktionieren liegt an dem ominösen Mix von unfreiwilliger Komik (wegen bierernster Umsetzung) und einem gewissen Charme, meist ausgelöst durch diverse Ur-Horrorelemente, über deren Anwendung sich der Massenkonsument des Genres immer wieder freut. Ich spreche aus erster Hand, gehöre doch auch ich zu diesen nimmersatten Horrorfreaks, die von jeder Magerkost probieren, die zu haben ist.
Und „Scream Of The Mummy“ macht zunächst den Anschein auf Trashbasis (gemixt aus freiwillig und unfreiwillig) zu funktionieren. Bei einer Laufzeit von etwas über 75 Minuten steigt der Film direkt ins Geschehen ein, so dass einem eine lange Vorgeschichte erspart wird. Die Hintergründe werden in ein paar wenigen, nicht immer logischen, Sätzen abgeklärt von einer kleinen Gruppe „Schauspieler“, die alle nicht glaubhaft wirken. Herrlich, so muss es sein! Lediglich der endlose Vorspann nervte, zeigte er doch 3 ½ Minuten lang nur weißen Schriftzug auf schwarzem Hintergrund zu gewöhnlicher Musik.
Es gibt von Anfang an die Mumie zu sehen. Bandagiert, aber das Gesicht freigelegt, und dieses erinnert etwas an die Vogelscheuche aus dem unerträglichen Schrottfilm „Scarecrow“ (nicht zu verwechseln mit „Scarecrows“). Dort war die Vogelscheuche das einzige Highlight, und so wirkt auch die hier präsentierte Mumie auf seine ganz eigene, kindische Art – für den Schrottfan. Jeder Zuschauer, der einen ernsten Genrebeitrag sehen wollte, wird sich bereits von der Puppe verarscht vorkommen. Fair von „Scream Of The Mummy“ den Toten so früh zu zeigen, so kann der enttäuschte Filmfreund schon nach 5 Minuten ausschalten und hat somit kaum Lebenszeit verschwendet. Der Trashfan jedoch bleibt dran, und darf noch das ein oder andere spaßige erleben.
Neben der mit Kleinigkeiten überforderten Schauspieler, ihrer mehr als miesen Dialoge und den Klischeecharakteren, die sie verkörpern müssen, bekommt man erheiternde Szenen präsentiert, z.B. jene, in der unser Loser der Gruppe auf kostengünstigste Art die Mumie erweckt, oder jene, in der zwei Hohlbacken sich ihre gegenseitige Zuneigung gestehen, ausgelöst durch den Diebstahl eines antiken Armreifens. Und wohl die lustigste Szene ist jene, in der die Archäologie-Professorin durch ein in der Nacht viel zu helles Haus schleicht, weil sie meint ein Geräusch gehört zu haben. Sie schnappt sich hierfür eine kleine Taschenlampe, mit der man auch bei Dunkelheit kaum etwas beleuchtet bekommt, und streift mit dieser Mini-Verarsch-Funzel nun umher, um jeden Winkel des, wie erwähnt sehr hellen, Hauses zu untersuchen. Sie brabbelt so einiges vor sich hin, meist drohende Worte an womöglich anwesende Studenten, dann schreitet sie zum großen Fenster und tut nun das lustigste von all den idiotischen Dingen, die sie bisher tat: Sie leuchtet mit dem Nichts an Taschenlampenlicht hinaus aus dem Fenster, in der Hoffnung in der Dunkelheit irgendetwas erkennen zu können. Diese komplette, dreist langgezogene, Szene ist derart partyfördernd, dass einem fast die Tränen ins Gesicht laufen.
Ja, und so hätte es weiter gehen müssen, um zu unterhalten. Tat es aber leider nicht, oder sagen wir einmal kaum. Natürlich gibt es immer wieder unsinnige Dialoge und bekloppte Szenen. Allein die Auflösung ist so einfallslos, dass sie für den Trashfreund wieder funktioniert (und etwas an die Auflösung von „Die Killerhand“ erinnert). Nach geschätzten 20-25 Minuten wird „Scream Of The Mummy“ jedoch nur noch langgezogen. Und so lustig und stupide Charaktere, Schauspielleistung und Dialoge auch sein mögen, ohne lustige Szenen-Highlights können sie den langgezogenen Kaugummi nicht tragen. Und diese Langeweile überrascht, immerhin ging es nach einem öden Vorspann zügig los. Doch auch bei einer Nettolaufzeit von ca. 75 Minuten muss DeCoteau noch ziehen, zerren und mit Ereignissen sparen. Schade, selbst ein Schundfilm kann mehr Pfiff vertragen.
Zwar gibt es immer wieder völlig idiotische Gründe, warum wer wohin geht oder sich gar trennt, und belustigend ist auch der Auftritt eines seit längerer Zeit angekündigten Charakters, der nicht einmal 4 Minuten Spielzeit hat bevor er drauf geht, aber es ist alles zu wenig für seine Laufzeit. Die Mumie schlurft umher, übrigens ohne jeglichen Ton von sich zu geben (im Gegensatz zum Filmtitel), bringt mal Leute um, mal nicht, mal doch, allerdings erst nachdem sie Umwege und Unnötigkeiten vollzieht, alles Elemente die belustigen, wäre man nach 50 Minuten nicht bereits völlig angeödet.
So bleibt der Fun nach 30 trashig lustigen Minuten auf der Strecke und was überbleibt ist Langeweile, angereichert mit unfreiwilliger Komik, die aber nur auf einem niedrigen Level bleibt, und dieses sättigt zu schnell. Das Sichten in einer kleinen Gruppe schundliebhabender Filmfreunde mag den Trash auf seine Gesamtlänge vielleicht kurzweilig machen, ich habe „Scream Of The Mummy“ jedoch für mich allein konsumiert und tapfer bis zum Schluss ausgehalten. Empfehlen kann ich den Streifen allerdings niemandem, höchstens die ersten 30 Minuten für Freunden von Trash und den wenigen Fans von Charles Band. Den hat DeCoteau nun wirklich original nachgeahmt. Hoffentlich war dies nicht sein letzter Versuch alleine zu produzieren. OFDb
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