Nach seinem gelungenem Debut „May - Schneiderin des Todes“ habe ich die Werke des Regisseurs Lucky McKee nicht weiter verfolgt. Deswegen kann ich über seine Entwicklung so ziemlich gar nichts sagen. Zu bemerken ist lediglich, dass beide Filme verschiedene Wege beschreiten, etwas völlig anderes erzählen und auf jeweils andere Art klassischen Erzählmethoden folgen. Beide Werke sind ruhig erzählt und setzen die Dramatik dessen was die Hauptfigur erlebt in den Vordergrund. Nur wurde dies in „May“ getan um den Charakter selbst und dessen Entwicklung in den Mittelpunkt zu stellen, in McKees Folgefilm „The Woods“ wird die Dramatik dafür eingesetzt eine unheimliche Atmosphäre zu begleiten bzw. zu bereichern.
Somit ist es schön zu sehen, dass McKee scheinbar nicht immer gleiche Wege gehen wollte, und bis zu einem gewissen Grad ist sein „The Woods“ durchaus geglückt. Positiv fällt auf, dass er sich diesmal ganz bewusst an zwei Vorbildern orientiert, die für den Kenner des Genres auch nicht zu übersehen sind. Das ist gerade zu Beginn der inhaltliche Ablauf und das Verhalten der Lehrer, welches ebenso an „Suspiria“ erinnert wie der Hintergrund der Geheimnisse um das ominöse Internat. Ab einem gewissen Punkt in der Story rückt dann jedoch immer mehr Raimis „Tanz der Teufel“ in den Fokus, was letztendlich auch erklärt warum Bruce Campbell in einer kleinen, bedeutenden Nebenrolle mit an Bord ist.
Hatte ich nach dem Covertext und ersten Storyentwicklungen eher mit einer esoterisch angehauchten Geschichte gerechnet (Stammleser wissen sicher dass mir solche eher nicht schmecken), entpuppte sich „The Woods“ stattdessen als zunächst stimmiger Grusler, dies sogar weit bis über die erste Hälfte hinaus, so dass mancher ins Leere greifende Handlungsstrang oder manch zu konstruierte Wendung nicht wirklich ins Gewicht fiel. Dafür war die Atmosphäre viel zu stimmig, auch wenn diese eher eine Vorstufe zum echten Grusel war und nicht der aktiv erlebte Grusel eines „The Grudge - Der Fluch“ oder eines „Bis das Blut gefriert“.
Je mehr die Hintergrundgeschichte um einen möglichen Hexenfluch in den Mittelpunkt rückt und sich dabei auf eine bestimmte Figur fixiert, um so mehr geht vom Potential des Films verloren. Zu vieles wird nun zu holprig klar, der zentrale Hexencharakter zu kühl von seiner Schauspielerin interpretiert, und spätestens mit dem Eingreifen von Heathers Vater verliert „The Woods“ nun endgültig seine inhaltliche Orientierung und weiß nun gar nicht mehr, was er wirklich erzählen will.
Enttäuschend mündet dieses verirrte Rezept in einer Finalszene, die zu surreal erzählt ist, als dass man wirklich weiß ob sie nun Finalszene oder Traumsequenz sein soll. Nach einiger Zeit bemerkt man jedoch, dass es sich tatsächlich um finale Ereignisse handelt, doch da ist der Film leider schon fast vorbei und schließt mit einem theoretisch netten Off-Kommentar, der aber ebenso ruppig abgehandelt wird wie der komplette Film, den man viel zu schnell zu einem Schluss führen wollte, und dies nachdem er zuvor gerade durch einen ruhigen Aufbau seine Stärke bezog.
Der simple Weg die Hexe zu besiegen mag noch eine Verbeugung vor „Suspiria“ sein, der im Gegensatz zum Original nicht richtig zündet. Stattdessen weiß in der schlechten Phase des Streifens aber zumindest die Verbeugung vor „Tanz der Teufel“ zu überzeugen, sind die Szenen in welcher der Wald selbst zur personifizierten Gefahr wird allein durch schlichte Computeranimationen bereits zufriedenstellend umgesetzt und bieten einen Vorgeschmack auf das, was mit der Neuverfilmung „Evil Dead“ seit 2013 professioneller umgesetzt sicherlich auf den Horror-Fan wartet.
So versöhnlich zumindest diese Sequenzen ein vermurkstes letztes Drittel bereichern, so sehnsüchtig wirft man den Blick zurück auf die lange gelungene Phase des Filmes, die einen solch mauen Abschluss so gar nicht verdient hat. Beim Gucken hatte ich immer wieder den Eindruck einen unbeachteten Geheim-Tipp entdeckt zu haben, doch so sehr kann man sich irren, wenn man voreilig urteilt. „The Woods“ ist zunächst stimmig erzählt, badet in einer schönen bräunlichen Retro-Optik und wandelt sich irgendwann zum gewöhnlichen Stück Film mit inhaltlichen Verirrungen und einem schnellen unbefriedigenden Schluss. Somit erzielt „The Woods“ bei weitem nicht das positive Ergebnis von McKees Erstling „May“. OFDb
Ah, ich sehe du hast nun auch ein System, bei dem du die Stimmen anderer Autoren erklingen lässt. Schade nur, daß die Artikel nicht direkt verlinkt sind. Dann könnte man da direkt weiterlesen.
AntwortenLöschenHattest du dich zu meinem Kanonsystem eigentlich geäußert? Auf die Art möchte ich ja gern die Filmblogosphäre verknüpfen und stärken. Es gibt ja soviel kleine Dinge, die man einfach mal tun kann. Deine Review-Tips waren seinerzeit ja auch schon eine passende Idee.
Ja, die Zitate der Besprechungen anderer Seiten sind quasi der Ersatz der viel zu lang gewordenen Review-Tipps-Liste, die zuletzt nur noch als einzelne Links auf der Seite der jeweiligen Besprechung gelistet waren. Diese werden nun auch durch die neue Idee ausgetauscht. Ich habe Links bei den gewählten Zitaten absichtlich nicht gesetzt, da ich auf Dauer recht viele Zitate sammeln will und ich keine Lust habe die Links auf Dauer auf ihre Aktualität zu überprüfen. Das ist mir zu viel Arbeit. Aber mit entsprechender Suchmaschine im Netz findet man sicher schnell den jeweiligen Text aus dem das Zitat stammt, egal ob ein Autor nun umgezogen ist oder nicht.
LöschenDein Kanonsystem habe ich noch nicht näher vertieft, das habe ich beim kurzen Durchlesen nicht auf Anhieb verstanden. Und dann wars aus den Augen aus dem Sinn. In Sachen Vernetzung mache ich zur Zeit bei der neu gestarteten Film-Blogsphäre mit, die ich freilich auch sofort in meine Blogroll aufgenommen habe. Ich kann jedem nur empfehlen da jetzt schon regelmäßig mitzulesen und eigene Review-Links zu setzen, damit das ganze im Angebot jetzt schon vielseitiger wird!