Eine schmuddelige Wirkung, eine rein humorlose Inszenierung und der langsame Erzählrythmus in aller Seelenruhe - das waren die typischen Pluspunkte des 70er Jahre-Kinos und somit auch von „Squirm - Invasion der Bestien“. Die Charaktere schwanken zwischen schablonenhaft und merkwürdig, die Musik erklingt experimentell und fast grotesk, so wie gerne zu dieser Zeit eingesetzt. Und die Erklärung warum die Würmer durchdrehen ist schlicht ausgefallen, unspektakulär in Szene gesetzt und somit ebenfalls auf der positiven Seite zu nennen.
Was jedoch penetrant an "Squirm" stört ist das hanebüchene Verhalten seiner Protagonisten. Sie begehen zwar auf der einen Seite die üblichen Fehler, die man als menschlich abtun kann und somit Teil des Charakters werden, aber sie widersprechen sich alle paar Minuten, verhalten sich mal so, dann wieder ganz anders und reden dabei auch ziemlichen Stuss. Mal reagieren unsere Helden völlig angstlos, dann erschrecken sie brutalst vor der selben Sache nur wenige Szenen später. Die Dialoge wirken etwas verkrampft, was ich streckenweise noch okay finde weil es zum angenehmen zähen Verlauf eines 70er-Streifens gehört. Aber was die Leute von sich geben passt hinten und vorne nicht zusammen.
Den denkenden Zuschauer irritiert es was die Hauptdarsteller auf wirre und unlogische Art anderen Menschen mitteilen und nicht mitteilen. Das hat nichts mehr mit klassischen Kommunikationsstörungen zu tun. Möglich dass die deutsche Synchronisation da Mist gebaut hat und der Originalton nicht ganz so idiotisch ist, bestätigen kann ich dies nur leider nicht. Zwar herrscht in "Squirm" noch ein gewisser Grund-Sinn, völlig idiotisch wie in "Spookies" geht es nicht zu, aber aufgrund der völlig inakzeptablen Verhaltensweisen der Protagonisten kann nun eigentlich nur noch der Horrorpart den Streifen gerettet bekommen, aber auch da sieht es recht düster aus.
Zu Beginn darf es bereits recht lächerlich zugehen, wenn wir schreiende Würmer vorgesetzt bekommen. Noch unfreiwillig komischer wird dieser Fakt, wenn wir im weiteren Verlauf entdecken dürfen, dass die Killerwürmer grundsätzlich nur in Nahaufnahme vor sich hin schreien. Aber was soll‘s, diese belustigenden Laute werden immerhin zu Pluspunkten im Trash-Bereich. Das etwas lahme Fortschreiten des Horror-Parts innerhalb der Geschichte kann man da schon weniger entgegenkommend entschuldigen. In der ersten Hälfte passiert kaum etwas, dort weiß aber zumindest eine eher belanglose Szene atmosphärisch zu wirken, in welcher sich zwei Hauptfiguren unterhalten und ein Wurm die Wand entlang huscht, ohne dass unsere Helden dies bemerken.
In der zweiten Hälfte passiert dann etwas mehr, das meiste davon ist jedoch wenig überzeugend umgesetzt. Positiv hervor sticht eine Wurmattacke auf einem Boot, bei welcher sich die Viecher in das Gesicht des Opfers reinfressen. Dass dieser Mensch nicht stirbt, sondern den Rest des Films über wie ein wurmbefallener Zombie die Leute attackiert, ist die gelungene Erweiterung dieser schönen Idee. Der Rest ist jedoch für seine Entstehungszeit einfach zu harmlos umgesetzt. Die Morde geschehen meist im Off, so dass man erst hinterher die Opfer zu Gesicht bekommt, die aber immerhin schön eklig zurecht gemacht sind. Hierbei ist jedoch aufmerksames Hingucken gefragt, denn der Blick auf die Toten wird durch dunkle Aufnahmen und zu schnelle Schnitte erschwert.
Die Würmer selbst, Hauptaugenmerk von „Squirm - Invasion der Killerwürmer“ (Alternativtitel), wirken in ihren Massenszenen nicht wirklich. Da gibt es allerdings eine geglückte Ausnahmeszenezene, in welcher eines der Opfer geradezu im Würmermeer versinkt, welch fieser Gedanke. In der Regel wirken Aufnahmen einzelner Würmer oder ihr Auftreten in kleinerer Population bedrohlicher als diese Flut an gefräßigen Gesellen, was im Vergleich aber leider auch seltener zu sehen ist.
Passend zum Irrsinn der bereits von mir beklagten Dialoge erweist sich eine kompatible Idiotie. Einer der Hauptdarsteller weiß mit einem Mal, dass Licht ein gutes Mittel gegen die Wurmplage ist. Woher er dies mit einem mal weiß, obwohl er vorher von den Tieren keine Ahnung hatte, weiß niemand. Aber es ist besser man gewöhnt sich an diese Unsinnigkeiten, denn auch wenn nach dem Finale wieder Frieden über die Menschheit einkehrt, geht dies nicht mit unübersehbaren Unsinnigkeiten einher. Allein schon dass alle Würmer sich auf einen Schlag wieder ganz lieb verhalten will die Glaubwürdigkeit nicht wirklich unterstützen.
Nun ja, das war alles recht wenig. Und da weiß auch ein Einstiegskommentar zu Beginn des Streifens eher zu schaden als zu wirken, verrät der doch zu viel was man lieber selbst und erst mit der Zeit entdeckt hätte. Direkt verglichen mit der 80er Jahre Produktion "Slugs" kann "Squirm" nicht mithalten, hatte der Schneckenhorror doch den Vorteil augenzwinkernd und wesentlich blutiger erzählt zu sein. Ein hoher Blutgehalt und weiterer quantitativer Sehwert mag oftmals eine wirkungslose Verzweiflungstat sein, Jeff Liebermans Werk hätte es zumindest ein wenig besser aussehen lassen. Gerettet hätte es „Squirm" bei solch dominanten Defiziten aber sicherlich auch nicht. Liebermans 2004 erschienende augenzwinkernde Antwort auf Carpenters „Halloween“, mit dem Titel „Satan‘s Little Helper“ weiß da schon wesentlich mehr zu gefallen als sein oller längst vergessener Wurm-Horror. OFDb
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