Als Wolfgang Petersen sich 1995 mit „Outbreak" für eine große Hollywood-Produktion eines Themas annahm, welches zuvor mit Cronenbergs „Rabid“ und Romeros „Crazies“ im harten Horrorbereich zu Hause war, kam ein blauäugiges Filmchen dabei heraus, das man aufgrund seiner Scheu sich großer Probleme innerhalb des Plots anzunehmen im Gegensatz zu den Vergleichsfilmen nicht ernst nehmen konnte. Der Streifen war Mainstream mit all den dazugehörenden Krankheiten, was aufgrund des Themas, welches eine aktuelle Angst des Publikums realisierte, trotzdem kein Hinderniss war dem Streifen einen Erfolg zu bescheren, den er eigentlich nicht verdient hatte.
Mit dem Thema den Ursprung einer Seuche zu finden und der Tatsache sich einer Geschichte aus dem harten Horrorbereich zu bedienen um einen Mainstream-Film zu drehen, besteht eine Verwandschaft zwischen „World War Z“ und „Outbreak - Lautlose Killer“. Und in einer Kino-Welt voll naiver und gehaltloser Werke wie „Transformers“ und Co durfte man sicherlich misstrauig sein, ob ein Mainstream-Zomiefilm außerhalb eines humoristischen Ansatzes in einer Großproduktion funktionieren kann. Glücklicher Weise kommt „World War Z“ keinesfalls so naiv daher wie Petersens Film aus den 90er Jahren, was sicherlich auch damit zu tun hat, dass das Publikum trotz immer dümmlicher Popkornstreifen mittlerweile höhere Erwartungen auf die Komplexität einer Handlung setzt.
Sicherlich läuft immer noch vieles zu aalglatt und die Geschichte gewinnt sicherlich keinen Innovationspreis, so oft wie sie ähnlich schon erzählt wurde. Aber innerhalb des Mainstream-Bereichs wird es dem von Pitt gespielten Gerry schon sehr schwer gemacht seine Mission zu erfüllen. Und die Ausweglosigkeit der Ursprungsidee die Ursache des Virus zu finden, wird kompromisslos erkannt und thematisiert, weswegen die Geschiche cleverer Weise irgendwann umschwenkt, um an einen anderen Punkt anzusetzen.
All zu deutlich fehlt „World War Z“ die Härte und zwischenmenschliche Realitätsnähe der großen Zombiefilme „Zombie“, „Die Nacht der lebenden Toten“, „Pontypool“, „Return of the Living Dead“ und „28 Days Later“, aber er weiß dank seines enormen Budgets das Szenario in Bilder zu tauchen, wie man sie bislang nicht sehen konnte.
Danny Boyles Werk um Infizierte spielte in einem relativ kleinen Umfeld, Snyders Romero-Remake zeigte große Bilder einer sich in Grenzen haltenden Schlacht. Erst Marc Fosters auf einem Roman basierender „World War Z“ gibt uns Einblick auf den globalen Effekt einer Zombie/Infizierten-Seuche. Da klingt es zwar etwas ironisch dass die Zombies in einem solchen Film relativ selten zu sehen sind, das ändert aber nichts an der Wirkung welche die Bilder der über die komplette Welt verteilten Katastrophe entfachen.
Wenn die Zombies sich in ihrem Wahn erstmals zusammen tun, um eher zufällig eine Körperpyramide zu bauen, mit der auch höchste Mauern eingenommen werden können, dann schafft man es sogar der seit der 60er Jahre bestehenden Thematik etwas fürs Auge zu bieten, das bislang nicht da war. Hut ab, kann ich da nur sagen. Wenn die Zombies einmal los sind, dann sind sie hier auch gleich richtig los, und genau diese Gewichtung aus Zombie-Action und Zombie-Pause hat der Regisseur bestens im Griff, was mitunter aber auch daran liegt, dass wir stets eng an Gerry gekettet sind und wir ernsthaft mit ihm und um ihn bangen dürfen.
Ein etwas zu blauäugiges Finale und die vielen Zufälle die zum Ergebnis führen schwächen sicherlich das Gesamtbild des Streifens. Aber in Sachen Tempo, Dramatik und Spezialeffekte gibt es wahrlich nichts zu meckern. Die Zombies sind toll animiert, die Action auf einem für die Thematik ungewohntem Niveau, die Hoffnungslosigkeit der Situation wird gnadenlos demonstriert, am schönsten in jener Szene, in welche in Jerusalem eine große Menschenmasse anfängt zu beten, und der Mission Gerrys werden immer wieder Steine in den Weg gelegt, Steine die erst gegen Ende, wenn man auf eine reguläre Laufzeit abzielt, immer kleiner werden. In einem richtig hoffnungslosen Werk hätten sie gegen Ende größer werden müssen. Schade, dass man nicht lieber 20 Minuten mehr in Kauf genommen hat.
„World War Z“ bleibt bei allem was er präsentiert Mainstream. Da muss man sich nichts vormachen. Vergleicht man ihn aber mit dem anderen, wesentlich beliebteren Mainstream zu diesem Thema, der Serie „The Walking Dead“, dann darf man doch erleichtert feststellen, dass er viele Fehler der TV-Serie umgeht, deren Political Correctness fallen lässt, um sich näher an der Realität zu orientieren und die Möglichkeiten der Thematik wesentlich besser auskostet als der überschätzte Quotenrenner. Es tat einfach gut das immer wieder gern gesehene Thema der Untoten einmal in einem finanziellen Umfang zu sehen, der optisch keine Wünsche offen lässt. OFDb
Ja, so sehe ich das auch. Endlich einmal Hochglanz-Zombies. Why not? Auch sonst kann der Film durchaus was, wenngleich er natürlich kein neuer Genrehit ist. Aber sollte man nicht immer so schwarz sehen...
AntwortenLöschenEben! Solang es Spaß macht ist doch der wichtigste Punkt erreicht. Und wenn alles immer gleich große cineastische Höhepunkte wären, wüsste man diese ja auch nicht mehr zu schätzen. "World War Z" ist wesentlich besser ausgefallen als ich erwartet hatte. Und deswegen bin ich auch vollkommen zufrieden mit ihm.
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