Regisseur Alfred B. Crevenna war ein Vieldreher, der von den 40er Jahren bis zu den 90er Jahren um die 80 Filme umgesetzt hat. Nur weniges davon fand den Weg nach Deutschland, was mit ein Grund dafür ist, dass ich bislang nur den einen, gerade erst von mir gesehenen, kenne, und das ist „Dynastie Dracula“, der in den 70er Jahren entstand. An dem orientiert kann man dem guten Mann kein sonderliches Talent zugestehen, ist der Film um Blutsauger und Hexen in Mexiko doch nicht nur äußerst naiv umgesetzt, sondern auch ziemlich uninspiriert.
Da hat man den Vorteil einer Burg als Location, die mit allerhand Klimbim eingerichtet ist, aber nie weiß irgend etwas auch nur im Ansatz davon so zu wirken wie die Bilder aus Filmen der Hammer Studios mit vergleichbarem Vorteil. Man fängt einfach keine tollen Bilder ein. Und wenn dann noch die Darsteller wie Halb-Amateure durch besagte mäßige Bilder stolpern, ist es nicht sonderlich gut bestellt um einen Horror-Beitrag, der sich für unglaublich gruselig hält.
Crevenna unterhält mit simpelstem Hokuspokus, und scheint das ganze naive Treiben vor der Kamera auch noch ernst zu meinen, so theatralisch wie hier an manchen Stellen Dramaturgie hochgepuscht wird. Leider weiß „Dracula - Dynastie des Grauens“ (Alternativtitel) auch atmosphärisch so gar nicht zu wirken, was allein schon die billig heruntergedudelte Musik, die teilweise klingt wie aus einem „Godzilla“-Streifen entliehen, nie zulassen würde.
Wenn man Gefallen an „La dinastia de Dracula“ (Originaltitel) finden will, dann funktioniert das einzig auf der Trash-Ebene, was gerade zu Beginn wunderbar funktioniert wenn eine Gummi-Fledermaus durchs Bild fliegt, so wie man es sich noch im 30er Jahre „Dacula“ mit Bela Lugosi wagte. Das leicht behaarte Stück Gummi wird zu einem der Highlights des Streifens, taucht es doch immer wieder auf. Andere Regisseure hätten das olle Mistvieh aufgrund seiner ungruseligen Wirkung sparsam eingesetzt, Crevenna jedoch scheint angetan zu sein von diesem Vieh und schien an die Gruselwirkung einer Gummi-Fledermaus zu glauben.
So braucht es nicht wundern, dass ein schrecklich zurecht gemachter Vampir, dessen Schauspieler bei seiner Haarpracht in einem Werwolf-Film wesentlich besser aufgehoben gewesen wäre, ein dunkler, großer Hund und einige schlecht getrickste Effekte plötzlicher Ortsveränderung die einzige Ergänzung in Sachen Gruselstoff sind, die selbstverständlich alle nicht einmal einem 10jährigen Angst einjagen würden.
Was nach einem Fest für Trash-Fans klingt, erweist sich jedoch als eher müde umgesetzte Nummer, die man zwar mit viel Geduld bis zum Schluss schauen kann, aber eigentlich keinen wirklichen Sehwert besitzt. Einzig der Schauspieler des Pfarrers sticht ein wenig positiver hervor als der Rest, dies aber auch nur im direkten Vergleich. Eigentlich ist auch er lediglich ein mittelmäßiger Mime.
Aber zumindest ist seine Rolle ein klein wenig anders angelegt, als es der Horror-erfahrene Cineast von seinem Genre gewohnt ist. Üblicher Weise dürfen Männer der Kirche kurzfristig helfen, um daraufhin das Zeitliche zu segnen. In „Dynastie Dracula“ darf der Pfaffe den finalen Kampf gegen den Oberbösewicht antreten und wirkt dabei wie eine christlich lahme Version eines Chuck Norris oder Rambos. Ohnehin wird Gottesglaube in diesem Streifen so groß geschrieben, dass man fast glauben könnte der Vatikan hätte diesen Müll selbst produziert.
Von daher sind tatsächlich Ansätze unfreiwillig komischer Kost gegeben, aber die verlieren sich selbst bei einer solch kurzen Laufzeit von 80 Minuten. Ich habe keine Ahnung warum Astro dieses unbedeutende Stück Horror aus der Versenkung geholt hat, bei all den verborgenen Schätzen, denen dieses Schicksal noch nicht beschert wurde. Dankbar bin ich dem Label trotzdem, denn letztendlich freue ich mich immer wieder solch unbekannte Retro-Streifen zu sichten, so schlecht sie am Ende auch gewesen sein mögen. OFDb
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