Wenn man bedenkt wie oft im Bereich des Zombiefilms mit „Return of the Living Dead 3“, „Zombie Honeymoon“, „Mutants“ und Co schon Menschen liebgewonnenen Menschen durch eine Zombieverwandlung durchhelfen mussten, klingt es schwierig die sonst eher auf Thriller oder Komik konzentrierte Geschichte bei solch bekanntem Stoff auf Drama-Basis zu erzählen, ohne dass es dem Zuschauer langweilig wird. Ein Stoff wie „Maggie“ muss gut überlegt und sensibel angegangen werden, und scheinbar hatte man mit Regisseur Henry Hobson den richtigen Mann für dieses Projekt am Start, so empathisch und ungekitscht dramatisch sich der fertige Streifen schaut.
„Maggie“ ist sein Regie-Debut. Und wenn man bedenkt wie treffsicher der Film ausgefallen ist, darf man sich zu Recht auf zukünftige Projekte freuen, zumal es sicher nicht einfach war den schauspielerisch eher schwachen Schwarzenegger in eine solche Story glaubwürdig zu integrieren. Stilsicher wurden Schnitte immer dann gesetzt, wenn Arnie Übergänge von Gefühlsregungen zeigt, die nicht alltäglich nachvollziehbar sind. Man kannte Schwarzeneggers Grenzen und setzte ihn innerhalb dieser ein. Man kannte aber auch seine Stärken, wusste dass er rein vom Aussehen eine besondere Wirkung vor der Kamera besitzt, meiner Meinung nach seit dem Comeback mit dem gealterten Gesicht mehr denn je. Und so wird der Mut aller Beteiligten, Schwarzenegger aufgrund der Rollenwahl und als Mit-Produzent eingeschlossen, belohnt. Man kauft Arnie den trauernden Papa ab, in jeder noch so schwierigen Phase. Das war wahrscheinlich die Frage die sich jeder als erstes gestellt hat, als man erstmals von dem Film erfuhr.
Der schön fotografierte, aber in einem eher mittelmäßig wirkenden Farbfilter gehaltene Film lässt sich inhaltlich nicht von möglichen Fan-Wünschen beeinflussen. Zombies gibt es kaum zu sehen, Zombie-Action wird durch Alpträume lediglich angedeutet, hier steht ganz klar das Drama im Zentrum. Und trotz der moralisch konservativen Andeutungen, wie sie typisch für Republikaner sind, trifft man die richtigen Töne, weiß man die einzelnen Szenen nachempfindbar für den Zuschauer umzusetzen, was mitunter dank dem an Mark Ishams Stil erinnernden Soundtrack zu funktionieren weiß, der jede Phase des Streifens emotional bestens trifft, und dabei so unauffällig bleibt wie die Komplettinszenierung Hobsons, die nie in irgend einer Form aufdringlich wirkt.
Die Geschichte und ihr Gefühlspotential stehen im Zentrum, alles andere hat sich dem unterzuordnen. Es gibt keine Kompromisse um das Geschehen für möglichst viele unterschiedliche Kinozuschauer interessant zu gestalten. Entweder man mag ein Drama oder eben nicht. Dass dieses vor einem Horrorszenario stattfindet scheint egal, wird dem rein Horror konsumierenden Filmfreund doch eigentlich kaum etwas geboten, was er aus seinem Lieblings-Genre kennt. Dass die Zombieepidemie in Wirklichkeit für AIDS und ähnliches steht ist unverkennbar. Die Tochter war unvorsichtig, bittet den Vater um Verzeihung, und jetzt muss sie durch eine Krankheit durch, vor welcher der Vater sie beschützen wollte. Das passt ebenso ins konservative, eben von mir geäußerte, Gesamtbild, wie die Tatsache dass die Rolle Schwarzeneggers deswegen erneut verheiratet ist, weil die erste Frau gestorben ist. Eine Scheidung war moralisch für einen Republikaner wohl nicht drin.
Aber dieses konservative Weltbild bleibt stehts im Hintergrund, wird nie zu dominant als dass es die Nachvollziehbarkeit und die emotionalen Momente durch einen erhobenen Zeigefinger zerstören könnte. „Maggie“ ist Gefühlskino pur, angesiedelt in einer kaum bis gar nicht im Zombiebereich thematisierten Zeit, was dem Film neben seinem Drama-Aspekt einen hochinteressanten Zusatzreiz beschert. Schön dass diese Zeit kurz vor der Normalisierung durchdacht angegangen wurde, glaubwürdig mit allerhand darauf aufbauenden Ideen ergänzt wurde, und es nie zum Thema wird, ob es nach dieser Zeit eine Normalität oder einen Rückfall in die Zombieepidemie geben wird.
Gegen alle Erwartungen entpuppte sich „Maggie“ als wahre Empfehlung für Freunde außergewöhnlicher Filme und damit als bisheriger Höhepunkt von Schwarzeneggers Comeback, ein Comeback das bislang keinen Film hervorgebracht hat der nicht auf irgendeine Art unterhaltsam ausgefallen wäre. OFDb
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