1964 erlebte die Mabusereihe mit dem Streifen „Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse“ ihr Ende. Produzent Artur Brauner wollte sie in den 70er Jahren wieder aufleben lassen, schrieb hierfür höchst persönlich ein Skript, doch wie geplant kam das Projekt nie zustande. Stattdessen gelangte es irgendwann in die Hände von Viel- und Schundfilmer Jess Franco, der das Drehbuch ordentlich überarbeitete und dem Film somit seinen ganz eigenen Stempel aufdrückte, so wie er es auch in seinen Arbeiten von Vater und Sohn Wallace mit „Der Todesrächer von Soho“ und „Der Teufel kam aus Akasava“ getan hatte.
Der Name Mabuse ging indes flöten. „Dr. M schlägt zu“ ist damit so wenig offizieller Mabuse-Film wie die das gleiche Schicksal tragende deutsch-französische Co-Produktion „Dr. M“ aus dem Jahre 1990. Elemente innerhalb der Story lassen den erfahrenen Zuschauer bemerken dass das Projekt einst ein Mabuse-Film sein sollte, aber dass Francos Werk letztendlich nicht das geworden ist was geplant war ist am Ende ohnehin nicht von Belang, verloren die Mabuse-Filme der 60er Jahre doch von Film zu Film immer mehr an Qualität, und da ist es nicht so schlimm, dass der hier vorliegende Film so gar nicht in das Bild der alten Streifen passen will.
Stattdessen haben wir mit „Der Mann, der sich Mabuse nannte“ (Alternativtitel) einen herrlich verspielten Nonsensfilm vorliegen, der sich nicht wirklich ernst nimmt (und die Deutschvertonung den Streifen erst recht nicht), auch wenn er weit davon entfernt ist als Komödie konzipiert zu sein. So charmant stümperhaft die Art ist mit welcher Franco den Streifen auf die Schnelle abdreht ohne auf Anschlussfehler, einen Hauch von Logik oder eine wahre Geschichte zu achten, so bemüht ist er auf der anderen Seite dem sinnlosen Treiben möglichst viele Klischees aufzudrücken, die ihn zu einem kleinen Liebhaberstück machen.
Da gibt es eine Hypnosemaschine ebenso wie ein Monster, welches für die Gangster arbeitet. Ein Höschen wird zu einem wichtigen Hinweis, ein Leuchtturm dient den Schurken als Geheimversteck, die Szenen im Polizeipräsidium wirken wie aus einem Wildwest-Film entliehen, und immer wieder dürfen hübsche Damen ihre Reize spielen lassen, wobei eine dieser Szenen als ganz besonders interessant heraus ragt, wird doch die legendäre Verhörszene aus „Basic Instinct“ in diesem Franco bereits vorausgegriffen.
Die meist wenig talentierten Darsteller sind mit sichtbarer Freude dabei, improvisieren, baden verspielt in ihren Klischees, und Franco macht Nichtigkeiten zu Wichtigkeiten, zumindest innerhalb der jeweiligen Szene, durchgängig wichtig ist ohnehin nicht viel. Franco nimmt sich Zeit für augenzwinkernden Schabernack, und bis auf Siegfried Lowitz schien auch jeder zu verstehen wie der Film gemeint ist. Lowitz jedoch wirkt als müsse er notgedrungen mitspielen, was aber nicht weiter wild ist, da sein Part ohnehin sehr kurz ausgefallen ist. Da seine Lippenbewegung nie zu seiner eigenen Synchronstimme passte, was ganz schön nervte, war ich schließlich auch gar nicht böse drum dass er nur einen Gastauftritt absolvierte, obwohl der gute Mann zu meinen Lieblingsmimen deutscher Filmklassiker zählt.
Wie die Geschichte ihr Ende nimmt steht niemals zur Debatte, ist einfach scheiß egal. Zum Schluss findet Franco mit dem Tode der meisten Beteiligten einen schlichten Weg die „Geschichte“ zu einem Ende zu führen, freilich nicht ohne erneut verspielt in Klischees zu baden. Und bis es so weit ist darf man einem herrlich naiven und kurzweiligen Treiben beiwohnen, welches uns u.a. die stümperhafteste Verbrecherbande aller Zeiten präsentiert, eine Bande der sich der echte Mabuse längst endledigt hätte.
Dass Franco nicht viel Geld zur Verfügung stand, bemerkt man bereits daran, dass von der großen Verbrecherorganisation eines Mabuse-ähnlichen Anführers nur die handvoll schräger Gestalten übrig ist, welche die meiste Zeit unsinnige Pläne schmiedend in ihrem Leuchtturm festsitzt. Dass Franco auch noch das CIA hinzuzieht ist so unnötig und sinnlos wie typisch für den Film, ist er letzten Endes doch nur ein Mosaik aus vielen liebgewonnenen Kinoklischees, die uns so etwas wie eine Geschichte lediglich vorgaukeln sollen. Bei einem solch unterhaltsamen Ergebnis könnte ich Franco dafür auch niemals böse sein. OFDb
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