14.07.2016

NEUES VOM HEXER (1965)

Die Rialto-Version des relativ oft verfilmten „Der Hexer“ war ein Kassenschlager, und so folgte nur ein Jahr später, erneut unter der Regie Alfred Vohrers, „Neues vom Hexer“, der ebfalls auf einem Roman von Edgar Wallace beruht und somit nicht eigens für die Kinoreihe erfunden wurde. Der Aufhänger ist weniger spektakulär als im Original, da etwas erzwungen wirkend. Aber das tut dem eigentlichen Film keinen Abbruch, ist doch nach der weit hergeholten Idee wie der Hexer ins Geschehen eingebunden wird, alles beim alten. Eine Familie wird nach und nach ermordet, der Hexer ist nicht der Täter und ermittelt auf seine Art. Da er wie gehabt ein Meister der Maskerade ist, weiß man nie hinter welchem Gesicht er sich verbirgt.

Das besitzt zwar nach wie vor seinen Reiz, meist vermutet man ihn jedoch an der richtigen Stelle. Inspektor Wesby jedoch auch, der stets schmunzelt wenn er den Hexer in einer seiner Rollen entdeckt, die erst kurz darauf als solche enttarnt werden. Somit ist es durchaus gewollt den Hexer früher zu erkennen als er offiziell enttarnt wird. Das gibt den Meinungsverschiedenheiten zwischen dem intelligenten Wesley und dem dusseligen Sir John eine zusätzliche Spielfläche, beraubt den Film jedoch um das mögliche Verwirrspiel um die Maskeraden des Hexers.

All zu hart braucht man mit „Neues vom Hexer“ jedoch nicht umgehen, ist er doch ein sympathischer Beitrag der Wallace-Reihe, mit Heinz Drache als Ermittler anstatt mit Joachim Fuchsberger besetzt, der aber immerhin im Zusammenhang mit einer Fotografie Higgins eine Erwähnung erhält. „Neues vom Hexer“ ist die einzige tatsächliche Fortsetzung eines vorangegangenen Kriminalfalls der Reihe und damit ein Unikum inmitten der Rialto-Wallace-Serie. Leider blieb der Film an den Kinokassen hinter den Erwartungen zurück, so dass die noch in diesem Teil angekündigte Fortsetzung nie umgesetzt wurde und stattdessen zu „Der Bucklige von Soho“ umfunktioniert wurde.

Das ist insofern schade, als dass „Neues vom Hexer“ halbwegs offen endet und man sich schon eine Antwort auf die vom Gauner-Trio gestellte Frage am Schluss erhoffte, zielt die Schluss-Szene doch scheinbar darauf ab, dass der Hexer auch in Zukunft mit Scotland Yard zusammen kooperieren soll. Nun werden wir es nie erfahren.

„Neues vom Hexer“ wird gerne als die schwache Fortsetzung des ersten Teils bezeichnet. Ich mochte sie schon immer, früher sogar mehr als den beliebten ersten Teil, und ich bin bei meiner aktuellen Rückwärtssichtung der Rialto-Reihe schon gespannt wie mir der erste Teil diesmal gefallen wird, hat sich meine Einschätzung der einzelnen Filme seit meinen Sichtungen in den 90er Jahren doch gravierend verändert.

Vohrers zweiter Hexer-Streich ist auf jeden Fall ein amüsanter Zeitvertreib mit einigen kleinen typischen Vohrerspielereien (allein dieser Erholungsort, in dem jeder Gast zur Entspannung eine Tageszeitung auf dem Gesicht liegen hat, ist eine herrlich bescheuerte Idee) und so manchem bekannten Gesicht innerhalb der Reihe. Lediglich Kinski wirkt ein wenig verschenkt in seiner Rolle, auch wenn es theoretisch eine wundervolle Provokation ist gerade ihn als Butler zu besetzen - und dann auch noch diesen schrecklichen, zu seinem Beruf so gar nicht passenden, Bart tragend.  OFDb

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