Nicht viele Leute wissen, dass es von „The Kentucky Fried Movie“ eine Fortsetzung gibt. Man erkennt es nicht einzig am Konzept einer per Kurzfilm-Sketche parodierten Form des amerikanischen TV-Programms, das gab es schließlich auch Jahre vor Teil 1 mit der „Big Gäg Movie Station“, an welcher u.a. auch Chevy Chase beteiligt war und die mit ihrem Nachfolger nichts zu tun hat. Dass eine direkte Verbindung zwischen „Kentucky Fried Movie“ und „Amazonen auf dem Mond“ besteht, merkt man eigentlich nur an dem Running Gag, dass sämtliche Schrottfilme von einem angeblichen Samuel L. Bronkowitz produziert wurden.
Sicher, der Humor ist ebenfalls ähnlich angesiedelt. Aber man merkt grundsätzlich ob das Zucker/Abrahams/Zucker-Team für den Humor eines Filmes verantwortlich ist, oder nicht. Die arbeiteten treffsicherer in „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“ im Vergleich zur von anderen Autoren verfassten Fortsetzung „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Raumschiff“, und so ist es auch mit „Amazonen auf dem Mond“, der bei weitem nicht mehr so pointensicher daher kommt wie sein Vorgänger.
Aber auch er kann sich sehen lassen. Mehr sogar! Denn rein stilistisch ist er flotter umgesetzt als das an mancher Stelle leicht sperrige Original. Mag auch nicht jeder Sketch gleichermaßen zünden, der Großteil des Gezeigten ist eine Lachgarantrie. Und da sich das Medienleben der Amerikaner weiterentwickelt hat, wenn auch nicht im qualitativen Bereich, gibt es auch in einem Teil 2 noch genügend zu parodieren. Unschwer erkennbar ist der Einzug der Videokassetten in das Leben der Amerikaner. Ob als Nebensache zu Beginn im ersten Sketch mit dem unglaublich komisch agierenden Arsenio Hall, oder im Sexvideo-Sketch mit Gaststar Russ Meyer, welchen man als einen Mix der „Kentucky Fried Movie“-Sketche mit dem gefühlsechten Kino und dem Liebespaar vor der Nachrichtensendung bezeichnen könnte, sie ist dem Amerikaner wichtig geworden und stellte die Revolution ihrer Tage da. Kino für zu Hause, welch faszinierende Idee.
Mag man sich auch hauptsächlich an Medien des damaligen Zeitgeistes orientieren (sogar mit einem überraschenden und sehr witzigen Ausnahmeverweis auf das Medium Buch), mit dem Hauptfilm „Amazonen auf dem Mond“ dürfen auch Film-Klassiker wieder dran glauben. Im speziellen Fall diente in erster Linie „Cat-Women of the Moon“ als Vorbild. Was hier parodiert wird lässt sich aber auch auf viele weitere Science Fiction- und Monsterfilme der 50er Jahre anwenden. Auch wenn der über 30minütige Hauptfilm in „The Kentucky Fried Movie“ nicht gestreckt wirkte, so schaut es sich doch angenehmer, dass der „Hauptfilm“ diesmal auf die 90 Minuten Laufzeit verteilt wurde, was außerdem dem Thema Zapping zugute kommt, das in den 70er Jahren sicherlich noch nicht so extrem verbreitet war wie in den 80er Jahren.
Die Höhepunkte der Fortsetzung liegen zum einen in der Darbietung schwarzer Amerikaner ohne Seele (allen voran der grinsende Schlagersänger, der im fertigen Film immer wieder auftaucht) und der Parodie zu „Der Unsichtbare“ namens „Der Sohn des Unsichtbaren“, in welchem Ed Begley Jr., selbstverständlich in Schwarz/Weiß, einen Wissenschaftler spielen darf, der lediglich glaubt unsichtbar zu sein. Doch auch neben dieser beiden Highlights gibt es viele andere großartige Ideen zu erleben, so z.B. eine Beerdigung die zur Comedyshow umfunktioniert wurde, eine hanebüchene Erklärung um das Geheimnis Jack the Rippers, die Peinlichkeit eines Kondomkaufs und seine Folgen, ein mahnender Lehrfilm gegen unsittliches Verhalten (Vorsicht! Läuft erst nach dem ersten Abspann!), eine Doku über das Pethouse-Girl des Monats und einiges mehr.
Stilistisch unterscheiden sich die einzelnen Kurzfilme manchmal stark. So setzt die Parodie einer live übertragenen Gerichtsverhandlung z.B. absichtlich auf unterirdischen Humor (meiner Meinung nach auf sehr gelungene Art), der Sketch um einen Aufreißer, der Probleme mit der modernen Technik bekommt, fällt hingegen recht bieder aus. Und was der Sketch um einen Arzt, der das neu geborene Baby eines Öko-Paares nicht finden kann, im Film zu suchen hat, weiß ich aufgrund des fehlenden inhaltlichen Anschlusses nicht, beschert uns aber immerhin die aberwitzige Konfrontation zwischen einem ahnungslosem Paar und einem schäbigen Wurzelsepp.
Der Großteil folgt inszenatorisch und humoristisch jedoch dem Vorbild des ersten Teiles, für welchen John Landis für die Regie verantwortlich war. Der hat sich diesmal einige geschätzte Kollegen mit an Bord genommen, so z.B. „Gremlins“-Regisseur Joe Dante, was auch erklärt warum die Sketche so unterschiedlich ausgefallen sind. Dem Film bietet dies stilistische Abwechslung und könnte damit auch eine Erklärung dafür sein, warum sich Teil 2 trotz schwächerer Pointensetzung flotter guckt. Glücklicher Weise hat man aber auch die lahmsten Sketche entfernt, wie ein Blick auf die entfallenen Szenen auf der DVD zeigt. Die hätte ich an deren Stelle allesamt ebenfalls nicht mit reingenommen. Es ist vielleicht etwas schade um den Sketch um eine fremdsprachige Bauchrednerpuppe, aber auch dieses Highlight der entfallenen Szenen schaute sich zu langgezogen und hätte den flotten Verlauf von „Cheeseburger Film Sandwich“ (Alternativtitel) geschadet. OFDb
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