Wer aufgrund des Aufhängers der Geschichte vermutet es bei „Ich weiß, wer mich getötet hat“ mit einem weiteren Torture Porn a la „Saw“ und „Hostel“ zu tun zu haben, oder aber mit einer Serienkillerjagd a la „Sieben“ und „Resurrection“, der irrt. Der mit Lindsay Lohan in der Hauptrolle besetzte Film geht eigene Wege. Er präsentiert eine rätselhafte Geschichte, bei der man lange Zeit nicht weiß welchen Weg sie einschlagen will, was cleverer Weise daran liegt, dass man als Zuschauer einen entscheidenden Fakt viel zu spät in Erwägung zieht, so dass Fehlvermutungen nicht nur schlichter Irrtum sind, sondern vom Drehbuch bewusst provoziert.
Manch einer wird die Geschehnisse von Chris Siverstons Werk als zu hanebüchen empfinden, erfordert es doch einen gewissen Grad Fantasie und Glaube an esoterischen Mumpitz, um die Geschichte ernst nehmen zu können. Ich kann dies zwar nicht, habe mich aber dennoch für 100 Minuten in diese Filmwahrheit entführen lassen können, weil die hier präsentierte Idee reizvoll ist und die wackeligen Hintergrundelemente, auf welche sie sich stützt, kurz gehalten werden. Wie Dakota auf die Wahrheit stößt, gegen allerlei Windmühlen kämpfend, mag in der unseren Welt nicht glaubwürdig erscheinen, in der Welt des Films weiß der ungewöhnliche Plot jedoch zu packen.
Sicherlich lebt die Geschichte von Extremen, gerade in der unterschiedlichen Charakterisierung Aubreys/Dakotas. Insbesondere mit Blick auf die hier nicht verratende Auflösung werden Fragen aufgeworfen, die der Film nicht beantworten kann, meiner Meinung nach aber auch nicht muss, zumal er bei der wichtigsten offenen Frage, der Motivation Dakotas, am Rande kleine Hinweise hinterlässt. Diese sind inmitten von Gedankenspielereien versteckt, welche der Film verspielt aufweist, ohne dass sie für die eigentliche Geschichte nötig gewesen wären. Das Auseinandersetzen mit dem Phantomschmerz eines wegamputierten Armes in Bezug auf Spukerscheinungen ist mein liebstes Beispiel diesbezüglich.
„I Know Who Killed Me“ (Originaltitel) bietet kein großartiges Erlebnis. Trotz seiner gewagten, für viele Zuschauer lächerlichen, Geschichte ist er an sich doch recht routiniert ausgefallen, wenn auch in der positiven Variante des Durchschnitts. Erotisch angehauchte Aufnahmen Lohans scheinen recht offensichtlich mit Körperdoubels umgesetzt zu sein, das Aufdecken des Täters wird so sehr zur Nebensache, dass sich das Drehbuch selbst im Finale nicht für dessen Motiv interessiert, und die meisten Charaktere bleiben oberflächlich, eher einem Klischee folgend als einer glaubwürdigen Persönlichkeit nachempfunden.
Aber für den kleinen Horror-Kick zwischendurch reicht es aus was uns der Regisseur von „All Cheerleaders Die“ (sowohl vom Original, als auch vom Remake) vorsetzt. Garniert mit einigen wenigen blutigen Bildern, die teilweise allein schon aufgrund der ungewöhnlichen Hintergrundidee zu gefallen wissen, und besetzt mit der immer niedlich anzusehenden Lindsay Lohan, wird uns ein routiniert interessanter und durchschnittlich spannender Genrebeitrag präsentiert, der in Sachen Motivation und Hintergrundinformation nicht immer zu funktionieren weiß, als schlichtes Trivialwerk aber zumindest einmal einer anderen Idee nachgeht als die ansonsten immer wiedergekäuerten Dauerthemen im Horrorfilm. OFDb
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen