Der in Österreich entstandende und zur Zeit nur dort auf DVD veröffentlichte „Die Würghand“ ist zwar kein großes, vergessenes Werk, welches man als vielseitiger Filmfreund unbedingt gesehen haben sollte, mehr als historisches Interesse zum Thema Film weiß er jedoch sehr wohl zu entfachen, auch wenn es einige Zeit dauert sich in die recht banal ausgefallene Geschichte hineinzugucken, weiß man doch lange Zeit nicht worum es wirklich gehen soll. Das liegt aber auch am Vorteil des Streifens, dass Regisseur Cornelius Hintner, der auch für die Filme „Lili“, „Töte sie!“ und „Die Sportlady“ verantwortlich war, die Geschichte sehr ruhig über einige Umwege erzählt, um mit dieser Methode nach und nach den Charakter der Rose zu verdeutlichen, die frei jedwedem Gewissen mit Männern anbendelt und ihrem jeweilig aktuell Versprochenen damit vor den Kopf stößt.
Welch kriminelle Energie sie entfacht, wird einem erst mit Beginn des zweiten Aktes bewusst, wenn sie nach einem mitverschuldeten Todesfall im Exil lebend eine Schmugglerbande mit ihrem größten Talent, dem Flirten, unterstützt. Dass es mit Rose kein gutes Ende nehmen wird, ahnt der Zuschauer schon bevor Hannes diese Worte eines Tages verzweifelt ausspricht, wenn dieser erkennen muss welch leichtlebiges Mädchen er gegen den Rat seines Vaters und gegen den Ruf Roses geehelicht hat. Schon zuvor sind wir des öfteren dem Begriff der Würghand begegnet, deren Existenz wir zunächst nur angedeutet und dann über Tratsch vertieft bekamen. Zusammen mit Rose erfahren wir mehr über diese Betitelung jener Familie, in welche die Antiheldin der Geschichte durch ihre Eheschließung hineingeraten ist und welch morbider, wenn auch zu erahnender, Hintergrund zu dieser Kosenamensgebung führte.
Wenn sich Richtung Finale alles hochschaukelt und selbst Rose innerhalb ihrer fragwürdige Art Dinge zu regeln über das Ziel hinausschießt, sprich noch weiter geht als wir es ihr zugetraut hätten, hält die Geschichte noch eine Schlussüberraschung bereit, mit der ich nicht ernsthaft gerechnet hätte. Trotz zunächst deutlicher Bilder schließt der Film jedoch mit offenen, lediglich angedeuteten Tatsachen. Über das wahre Schicksal zweier wichtiger Figuren wird man nicht zur vollkommenen Befriedigung aufgeklärt. Sind die Geschehnisse am Schluss nur als Warnung zu verstehen, oder wohnen wir dem letzten Atemhauch bei? Deutlich wird dies nicht, was den Schluss etwas inkonsequent wirken lässt.
All zu streng muss man mit dem Ende der Geschichte jedoch nicht ins Gericht gehen, eilte diesem Moment doch ohnehin lediglich ein schlicht zu unterhaltender Film voraus, der zwar definitiv seine Stärken besitzt, jedoch nicht zum Muss für filmhistorisch interessierte Cineasten wird. Bis auf wenige Außenaufnahmen, einer schlicht getricksten, sehr kurzen Traumsequenz, die einen Moment des erst vier Jahre später entstandenen „Orlacs Hände“ vorweg nimmt und einer interessant gewählten Perspektive, in welcher ein Spinnennetz zum Hingucker wird, ist der Streifen eher simpel abgefilmt. Auch große Talente im Schauspielbereich offenbart „Der Weibsteufel“ (Alternativtitel) nicht, obwohl man eingestehen muss, dass die drei wichtigsten Rollen sehr wohl zu überzeugen wissen, allen voran Carmen Cartellieri in der Rolle der Rose, die wahrlich zwielichtig, link und scheinheilig zu schauen weiß, und damit den Charakter ihrer Figur zumindest mimisch perfekt einzufangen weiß.
Die für die DVD verwendete Musikuntermalung wird die Geister scheiden, wirkt sie in ihrer monotonen Art doch nicht immer passend über die Geschehnisse gelegt, und gerade gegen Ende nervt so mancher mit hinzugefügte Ton inmitten des ansonsten zurückhaltenden Elektrosounds mehr, als dass er zu wirken weiß. Insgesamt gefiel mir jedoch das mutige Vorgehen es mit dieser Art Musik zu versuchen, auch wenn die Komposition Meilen weit vom Niveau anderer Modernisierungen entfernt ist, so z.B. die einst auf Arte zu hörende Neukomposition zu „Nosferatu“, oder, abgesehen von einem kurzen, nervigen Klatschgeräuche-Abstecher, auch der neue Sound des eben erwähnten „Orlacs Hände“. Was wir hier in „The Strangling Hand“ (Alternativtitel) zu hören bekommen ist wesentlich simpler gespielt, wenn auch stilsicher und konsequent umgesetzt. Wer trotz der kurzen Laufzeit von unter 70 MInuten nicht wirklich vom Stoff unterhalten wird, wird vom gewählten Soundtrack nicht gerade wachgehalten, wirkt dieser doch eher hypnotisch, vielleicht gar chillend, aber zumindest nicht aufregend, imposant oder spannungsgeladen.
Zur ersten Filmhälfte wusste ich noch nicht was ich von „Die Würghand“ halten sollte, es hat somit gedauert, bis mich die Geschichte zu überzeugen wusste. Richtig sicher dass ich mit diesem Mix aus Drama und leichtem Krimi-Einfluss mehr als mittelmäßig unterhalten werde, war ich mir erst im letzten, den vierten, Akt, obwohl bereits der dritte Ahnungen verdeutlichte, welche die Geschehnisse interessanter erschienen ließen als bis dahin wahrgenommen. Nach dem Sichten bin ich der festen Überzeugung, dass „Die Würghand“ mit Kenntnis darüber was der Film überhaupt erzählen will, beim zweiten Gucken zu einem überzeugenderen Filmerlebnis wird als die Erstsichtung im völlig ahnungslosen Zustand. Manchmal hilft ein Eingeweihtsein und ersetzt damit den eigentlichen Sehwert der Überraschung, und Hintners Werk scheint ein solcher Ausnahmefall zu sein. Sympathisch ist mir das Ergebnis trotzdem bereits jetzt schon nach der ersten Sichtung. OFDb
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