22.02.2018

FASCINATION - DAS BLUTSCHLOSS DER FRAUEN (1979)

Jean Rollin ist ein Fall für sich. Ähnlich wie Jess Franco spalten sich die Gemüter bei seinen Werken, die gerne schlüpfriger Natur sind und damit recht provozierende Horrorfilme hervorbringen. Sein „Pestizide“, der entgegen der Regel wenig nackte Haut zu bieten hatte, beeindruckte mich in seiner höchst langsamen Umsetzung. Auch „Lady Dracula“ mochte ich, trotz des dilettantischen Spiels der wichtigsten Beteiligten, war die Psychologie hinter der Geschichte doch gerade für das Genre des Horrorfilms höchst reizvoll zu nennen und bot genügend Grundlage, um sich auf philosophische Art mit dem Werk auseinandersetzen zu können. Dementsprechend enttäuscht war ich Jahre später über das magere Ergebnis von „Draculas Braut“, was ich dem späten Jahrzehnt zuschrieb. Vielleicht hatte Rollin im Alter einfach seinen ursprünglichen Reiz verloren, oder es fehlte schlichtweg das 70er Jahre-Feeling. Als ich mich mit „Dienerinnen des Satans“ wieder einem Klassiker des Mannes zuwendete, wurde ich jedoch erneut enttäuscht. Eine billig zusammengeschusterte Story wurde spätestens durch dilettantisches Schauspiel zum Bodensatz der Genreunterhaltung, jegliches Niveau vermissen lassend, was die Bewunderer des Stoffes in dem Werk zu erkennen glauben.

Ich bin also mittlerweile eher misstrauisch, wenn ich mich an einen Jean Rollin-Film heranwage, aufgrund der positiven Erfahrungen aber noch immer neugierig auf seine ungewöhnlichen Werke. Mit „Fascination - Das Blutschloss der Frauen“ kann ich jedoch keine Versöhnung mit dem Gesamtwerk Rollins schließen, wusste doch auch dieses billig zusammengeschusterte Stück Film mich nicht ansatzweise zu beeindrucken.Manche Erotikszene besitzt durchaus ihren Reiz, aber der Faszination der Geschichte konnte ich mich nicht hingeben, trotz meiner Sichtung im Originalton, welche die maue deutsche Vertonung atmosphärisch deutlich in den Schatten stellt. Es ist schade, dass der Storyaufbau bereits derart bescheuert ist, dass man bei der Ankunft Marks im Schloss schon mit keiner düsteren oder anderweitig packenden Atmosphäre mehr rechnen muss. Zu konfus geraten sind die Geschehnisse bereits unter den normal zu nennenden Menschen, so dass das ominöse Verhalten der gar nicht ängstlichen Gefangenen Marks nicht mehr zu überraschen weiß. Dabei würde hier genau die Stärke des Stücks bestehen, kann man das Verwirrspiel mit Mark doch als den Höhepunkt des Streifens bezeichnen, so verspielt wie die beiden hübschen Damen mit ihrem ahnungslosen Gast umgehen.

Eine verkrampft gespielte, unnötige Lesbenszene und eine kurz darauf folgende sexuelle Verführungsszene Marks lassen jedwede Glaubwürdigkeit vermissen. Da ist zu schnell von Liebe die Rede, beide Parteien lassen sich zu schnell voneinander austricksen, und wenn eine Frau sich Marks Verfolgern opfert, wundert dieser sich kein bisschen über die unverletzte Rückkehr der Dame. Zwar weiß er nicht dass diese soeben manche Bluttat vollbracht hat, das macht Marks Verhalten jedoch um so weniger nachvollziehbar, müsste er doch noch immer glauben verfolgt zu werden. Stattdessen genießt er die Machtspielchen zwischen ihm und den Damen, jegliche Gefahr von außen vergessen lassend, und das ändert sich auch nicht als weitere weibliche Gestalten das Schloss betreten. Was sie in etwa vorhaben, ist halbwegs klar, worauf das Ganze hinausläuft untergräbt jedoch jegliche Erwartung, zumal die Geschichte recht unsensibel einen zu plötzlichen Schluss beschert bekommt, der selbst innerhalb der blödsinnigen Handlung unsinnig zu nennen ist. In einer Szene, die man überraschend wendungsreich hätte beenden können, um dem Ganzen mehr Gehalt zu bescheren als bisher vorhanden, friert das Bild plötzlich ein, und der Film ist zu Ende. Da kommt man sich zu Recht verarscht vor.

Es ist zwar verwunderlich, dass die eher monotonen Geschehnisse im Film auf Dauer nicht zu langweilen wissen, was aber sicher auch an der unter 80 Minuten laufenden Spielfilmlänge liegt, wirklich interessant oder gar packend ist das Gesehene jedoch nicht zu nennen. Der Film ist zu billig abgefilmt, einzig darauf aus ein paar Nacktszenen hervorzubringen, so dass nicht einmal das gut gewählte Schloss beeindruckend eingefangen wird, das Schauspiel schwankt zwischen mittelmäßig und erschreckend amateurhaft, und die Dialoge, sowie die dünne Handlung, wissen zu keinem Zeitpunkt zu beeindrucken, selbst dann nicht, wenn theoretisch kurzfristig das nötige Potential vorhanden ist. Rollin fehlt es in diesem Werk an einer stimmigen Atmosphäre, ausgerechnet an jenem Pluspunkt, der mir bei seinem Mutanten/Zombiefilm „Pestizide“ so gefallen hat. „Fascination“ wirkt wie ein unfertiges Stückwerk, derart stümperhaft zusammengeflickt (besonders gut erkennbar ganz zu Anfang), dass man meinen könnte, es wäre zwischen zwei tatsächlichen Filmen als Zwischendurchdreh entstanden. Meiner Meinung nach ist dieser unbekannte Kultfilm eine zu Recht unbeachtete Genregurke, der es an jeglichen Eigenschaften fehlt, die einen Horrorfilm auf unterschiedlichste Art sehenswert machen können.  OFDb

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