Man könnte, um auf eines der prominentesten Beispiele zu verweisen, „Sukeban Boy“ von seiner Ausgangslage her als eine Art verdrehten „Mulan“ bezeichnen. Nicht nur gibt sich hier ein Junge als Mädchen aus, anstatt anders herum, was eher für einen Vergleich mit „He‘s My Girl“ und Co sprechen würde, auch ist unser Protagonist im Gegenzug zu den Vergleichsstoffen gar nicht Willens sich als das andere Geschlecht auszugeben, zumal er seit je her versucht gegen dieses ihm von der Natur gegebene Missverständnis vorzugehen. Abseits der Ausgangslage greift der Vergleich typischer Geschlechterwechsel- und Körpertauschkomödien jedoch nicht mehr, basiert die Erotik-Komödie von Noboru Iguchi doch auf einen Comic, und wie abgedreht anders diese in Japan ausfallen können ist allseits bekannt. Die Vorlage ist sehr schräger Natur, so dass sich eher Parallelen zu Werken wie „Vampire Girl vs. Frankenstein Girl“, „Big Tits Zombies“ oder „Machine Girl“ finden, als in den bisher in dieser Besprechung vorzufindenden Vergleichsfilmen.
„Oira sukeban“ (Originaltitel) gehört somit zu den völlig durchgeknallten Japan-Komödien, in denen in Sachen Schwachfug alles möglich ist. Da werden Brüste und Beinstümpfe zu Maschinenpistolen, ein Vater darf seinen Sohn augrund seines weiblichen Aussehens begehren, durchgeknalle Psychopathengangs gehören zum selbstverständlichen Alltag an einer Mädchenschule, Versöhnung kann auch nach einem Amoklauf mit etlichen Toten wieder stattfinden („Matrix 3“ lässt grüßen) und ohnehin verhält sich jeglicher Charakter, auch in den wenigen eher alltäglich gehaltenen Szenen, völlig überzogen auf Comic-Komik getrimmt, so dass die Realität zu keinem Zeitpunkt eine Chance in diesem Werk erhält. Das soll sie auch nicht, ganz im Gegenteil. Im Vergleich zu manch ähnlich gestalteten Japan-Schock-Filmen in humoristisch durchgeknallter Handlung will „Sukeban Boy“ jedoch nicht wirklich funktionieren. Es reicht eben nicht sich nur dem Irrsinn hinzugeben, an anderer Stelle muss ein Mehrwert erhalten sein, den die Umsetzung des hier besprochenen Filmes nicht erfüllt.
Dass wir hier lediglich stümperhafte Kampfchoreographien beschert bekommen, hat seinen Grund, fördert den Humor des Streifens und ist so gewollt. Da kann man nicht wirklich meckern, dies ist kein Schwachpunkt. Dass Iguchi stets zu lüsternen Perspektiven greift und jede Gelegenheit zum Spannen von sexy Schulmädchen nutzt, entschuldigt sich, sofern es engstirnige Menschen stört (die jedoch ohnehin nicht zum Zielpublikum gehören und gehören wollen), spätestens durch die Schlussszenen, in welchen sich das Blatt wendet und eine Gruppe Männer sehr freizügig vorführt, warum es schöner ist weibliche Körper in Filmen zu betrachten, anstatt männliche. Zudem sollte man meinen, dass allein schon die Laufzeit von unter 70 Minuten dafür sorgt, dass sich „Sukeban Boy“ nicht zu langgezogen schaut, aber genau hierin liegt der Irrtum, das Gegenteil ist der Fall.
Iguchi schafft es dem herrlich blöden, an sich kurzweiligen Szenario einen Strich durch die Rechnung zu machen, indem er Ideen und Sequenzen bis zur x-ten Wiederholung langstreckt und damit einen gehörig Schaden am Sehvergnügen anrichtet. Ob es die Schamschule ziemlich zu Beginn der eigentlichen Story ist, die ein kurzer, netter, heuchlerischer Witz hätte sein können, stattdessen aber minutenlang in diversen, nicht lustiger werdenden Varianten langgezogen wird, oder ob es mancher „Kampf“-Moment ist, z.B. dann wenn die Anführerin der Strumpfhosengang immer wieder ihr Bein zum Kampf hebt und man glaubt einer minutenlangen, öden Szenen beizuwohnen, obwohl sie in Wirklichkeit weitaus kürzer geraten ist, Iguchis Hang zur Wiederholung nervt, und je mehr der Film sich dem Ende nähernd auf seine herrlich abgedrehten Ideen auf Kosten von Kampfmomenten verzichtet und damit vergleichsweise immer unlustiger wird, um so mehr geht einem das monotone Getue auf den Geist, obwohl die eigentlichen Geschehnisse aufgrund der absurden Szenarien doch Freunde ungewöhnlicher Stoffe eigentlich einen Kick geben müssten.
„Sukeban Boy“ ist kein müder Reinfall, er ist mit diesem mittelmäßigen Ergebnis immer noch halbwegs spaßig umgesetzt, aber es ist schon schade, dass der Film mit seinen Fehlern lediglich zu einem akzeptablen Genrebeitrag wird, anstatt zu einem wirklich unterhaltsamen. Das Zeug zu mehr hätte er gehabt, allein schon weil Hauptdarstellerin Asami, obwohl sie auch hin und wieder im Hardcore-Porno-Bereich aktiv ist, durchaus schauspielerisches Talent im Holzhammerbereich besitzt, spielt sie den Proll im Körper der Frau doch derart lustig, dass sie auf ganz andere Art zum Hingucker des Streifens wird, als sie es mit ihren Kurven eigentlich gewohnt ist. Dass aufgrund ihrer Darstellung selbst ein Furzwitz lustig wird, anstatt peinlich, weiß angenehm zu überraschen. Leider wiederholt sich der Stoff auch hier, und bei der Blaupausenversion des geglückten Furzwitzes macht sich doch wieder nur die übliche Peinlichkeit breit.
An sich weiß die Komik zu stimmen, sie ist definitiv der Pluspunkt des Streifens, gerade aufs Zielpublikum gesehen, das nichts Subtiles sichten möchte. Lediglich der Einsatz der komplett überdrehten Ideen, wie die Körper, die zu Schnellschussfeuerwaffen werden, weiß im hier besprochenen Werk nicht wirklich zu funktionieren, einfach deshalb weil auch in einem debilen Schwachsinnsfilm dieser Art ein Hauch Zusammenhang und Erklärung nötig ist. Und wenn man so gar nicht mitgeteilt bekommt, warum manche Menschen in diesem Film urplötzlich übernatürliche Fähigkeiten beschert bekommen, dann ist das ein schräges Element, dem es an Rückhalt fehlt und damit ins Leere läuft. An so etwas erkennt man, dass es selbst im eher anspruchslosen Bereich des Unterhaltungsfilmes Stilunterschiede gibt, die bei mangelndem Niveau ein solches Werk noch trivialer und undurchdachter wirken lässt, als diese Art Spaßfilm absichtlich an sich ohnehin schon ist. Glücklicher Weise ist „Sukeban Boy“ kein Komplettreinfall geworden wie „RoboGeisha“. Er weiß zumindest selbst in seinen schwächeren Phasen den Stammzuschauer dieser Art Film ein Schmunzeln zu entlocken. OFDb
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