„Der Werwolf“ ist derart vollgepumpt mit klassischen Horrorzutaten aus naiveren Genre-Zeiten, dass man es schon als mutig bezeichnen könnte einen solchen Film in den 80er Jahren abzudrehen. Vom Inhalt her stark an „Die Stunde, wenn Dracula kommt“ erinnernd, kann er an dessen Stärke nie heranreichen, eben weil alles viel naiver erzählt ist und alles technisch plumper auf die Schnelle abgefilmt. Wer sich auf einen Film mit Paul Naschy einlässt, darf nichts anderes erwarten. Im hier besagten Streifen spielt er erneut seine berühmteste Rolle, Waldemar den Wolfsmenschen, und mit dieser füllt er in all den Szenen zwischen den Horrorgeschehnissen seinem leidenden Charakter aufgrund dessen Fluchs mit jedem Klischee der Theatralik aus, so als wohne man einer Seifenoper für Horrorfans bei, was sich aufgrund Naschys Unvermögen Gefühle mimisch wiederzugeben humorvoll bemüht schaut.
Interessanter Weise ist es in „The Night of the Werewolf“ (Alternativtitel) er, der die ganze Chose ein wenig abbremst. Sinniert und pseudo-philosophiert Waldemar über sein Schicksal und das seiner neugewonnenen, viel zu plötzlich entstandenen Liebe, die dem verfluchten Ort eher fern bleiben sollte, bremst sich der Film damit immer wieder aus. Das ist schade, denn obwohl man nur Banalitäten und bereits Gesehenes aus anderen Filmen plumper präsentiert bekommt, macht der Hauptanteil, der Horror-Nonsens zwischen den menschlichen Waldemarszenen, definitiv Spaß, so schön wie sich die Schloss-Location schaut, Werwolf und Hexe noch weniger Grusel zu erzeugen wissen als dies schon in den 60er Jahren der Fall gewesen wäre bei so putzigen Kostümen und Inhalte um Verrat, Fluch, Okkultismus, Wiedererweckung, Vampirismus und Hokuspokus wirr durcheinander gewirbelt werden.
Das Drehbuch interessiert sich eigentlich nicht für eine wirkliche Geschichte. Von der Erweckung der Hexe und des Wolfsmenschen an, könnte jegliche Horrorszene auch zu einem anderen Zeitpunkt stattfinden. Da verläuft nur ein arg dünner roter Faden, der von Schauwert zu Schauwert hüpft, ohne dass sich die Geschichte damit weiterentwickelt, geschweige denn hochschaukelt. Das Ganze ist dabei derart schön antiquiert in netter Deko und mit viel Staub, Spinnweben und Nebeleinsätzen umgesetzt, dass man dem naiven Treiben beim Vortäuschen einer angeblichen Geschichte nie böse wäre. Das bisschen was es an tatsächlicher Erzählung gibt ist vorhersehbar, der Rest harmlos morbide Horrornostalgie für Stammzuschauer des Genres, das einzige Publikum, welches aus Sympathie zum Streifen schmunzelt. Jeder andere lacht sich wahrscheinlich, sofern er nicht zu Tode gelangweilt ist, über „Return of the Wolfman“ (Alternativtitel) schlapp.
Viel mehr ist „The Werwolf“ (Alternativtitel) tatsächlich nicht. Er ist kein verkanntes Meisterwerk, kein düster wirkender Klassiker, dem man trotz seiner Naivität eine ernste Chance zugestehen sollte, so wie es beispielsweise bei „Die Nacht der reitenden Leichen“ der Fall ist. „The Craving“ (Alternativtitel) ist naivste Spielerei, nah am Dilettantismus angesiedelt, wenn nicht alles doch noch solch einen charmanten Touch beschert bekäme, das dem Werk eine Unschuld beschert, der jegliche harte Kritik nicht gerecht werden könnte, so nett wie sich das alles schaut, bemüht darin etwas gruselig gestalten zu wollen, das einfach nicht gruselig sein kann. Etwas flotter hätte der Film, der sich der Zeitabstände in denen er spielt nie bewusst ist, ruhig ausfallen können, dem Naschy-Fan beschert er trotzdem das was dieser in dessen Genre-Beiträgen sucht. OFDb
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