02.04.2018

DIE WERWÖLFIN VON LONDON (1946)

"Der Werwolf von London" erwies sich im Gegensatz zum später entstandenen "Der Wolfsmensch" als nicht so erfolgreiche Universal-Produktion, und trotzdem griff man bei der Titelgebung eines Filmes um eine Frau, die glaubt ein Werwolf zu sein, 11 Jahre später auf seinen Titel zurück, sowohl im Original wie auch im Deutschen, um eine Verwandtschaft zu suggerieren. So verkehrte man bereits bei "Die unsichtbare Frau", die kein wirklich offizieller Teil der Unsichtbaren-Reihe war und zudem eine Komödie. "Die Werwölfin von London" ist keine geworden, nimmt ganz im Gegenteil Bezug zu den dramatischen Schwerpunkten der Anfänge mit "Frankenstein" und greift auf eine Idee zurück, die man kurz vor dem Dreh zu "Der Wolfsmensch" verwarf. Auch der sollte zunächst in Frage stellen, ob der Hauptcharakter geistig verwirrt oder tatsächlich ein Werwolf war. Dort nicht geschehen macht genau dies den Hauptaspekt des mit unter 60 Minuten recht kurz laufenden Filmes aus, der hier besprochen wird. Erweitert wird dieser Aspekt durch die Möglichkeit dass jemand absichtlich versucht Phyllis in den Wahnsinn zu treiben und dass dieser jemand selbst der Werwolf sein könnte.

Genügend Fährten sind gelegt, und das Schielen auf das 4 Jahre zuvor erschienene Erfolgsprodukt "Katzenmenschen" von der Konkurrenz Warner Pictures ist im fertigen Film nicht zu übersehen. Allerdings greift "Curse of the Allenbys" (Alternativtitel) weitaus weniger in die analytische Trickkiste wie es das Konkurrenzprodukt tat. Zu oberflächlich bleibt der psychologische Aspekt, zu bieder bleibt das Treiben im Vergleich zu dem sexualgestörten Hintergrund um die Katzendame, zu sehr ist man mit einer Krimi-orientierten Handlung beschäftigt, die zu früh zu offensichtlich werden lässt, dass Phyllis wohl kaum ein Werwolf sein dürfte. Auf schlichter Basis funktioniert "She-Wolf of London" (Originaltitel) jedoch recht gut, vorausgesetzt man geht mit wenigen Erwartungen an dieses recht arg routiniert ausgefallene Produkt heran.

Ein wenig verwundert war ich über den all zu selbstverständlich eingebrachten Allenby-Fluch, so dass ich zunächst rätselte, ob "Die Werwölfin von London" einen Film fortsetzte von dem ich nichts wusste. Allerdings bin ich beim Durchstöbern des Internets auf keinen Vorgänger gestoßen. Es mag sein dass der Allenby-Fluch einer Legende entspricht, die ich nicht kenne, zumindest scheinen die Verantwortlichen des Streifens zu erwarten, dass man mit diesem Begriff etwas anfangen müsste. Ansonsten ist das Werk von Regisseur Jean Yarbrough sehr verständlich ausgefallen, vermeidet Komplikationen die den einfachen Zuschauer überfordern würden und bleibt somit immer mehr an der Oberfläche als es seinem Niveau gut tun würde. 

Aber als kleiner Zwischendurchverzehr mit offenen Fragen nach der Auflösung (gab es nicht schon zuvor Attacken im Park?) geht der anspruchslose, hübsch abgefilmte, frauendominant besetzte und orientierte Film jedoch in Ordnung. Zwar hat man es mit dem Nebel im nächtlichen Park ein wenig zu sehr übertrieben, aber letztendlich lebt der Film ohnehin von seinen Figuren, dem zu lösenden Rätsel und den Seifenoper-Elementen, anstatt von düsterer Atmosphäre und Grusel. Vielleicht ist die Auflösung auch deshalb nicht so makaber inszeniert wie man in einem Horrorfilm erwartet hätte, sondern stattdessen recht rational und zu vereinfacht aufgedeckt umgesetzt. Es mag sein dass einem "Die Werwölfin von London" zur Entstehungszeit aufgrund solcher Defizite nicht so zugesagt hätte wie heute. Der Retrocharme macht viel am Gefallen dieses Streifens aus.  OFDb

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