Müsste man "Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt" beschreiben, so könnte man ihn als einen Teeniefilm im Mix aus "Crank", "Sin City", "Bill und Teds verrückte Reise durch die Zeit" und der "Batman"-Serie mit Adam West bezeichnen, ist die Komödie von "Shaun of the Dead"-Regisseur Edgar Wright doch eine Art Weiterführung des "Parker Lewis"-Universum, in welchem phantastische, ja geradezu übernatürliche Ereignisse alltäglich scheinend als gedankliches Stilmittel des Helden zur Übertreibung der Tatsachen genutzt werden, um auf humorvolle Art von Teenagerproblemen zu erzählen. Inmitten der Superheldenwelle passt sich die Komödie die imaginäre Alternativwelt-Idee dieser an, obwohl Scott freilich kein Superheld mit besonderen Fähigkeiten ist, ebenso wie seine Gegner eigentlich keine Superschurken sind. Durch das entfremdete Entrücken von der Realität werden sie auf höchst groteske Art jedoch trotzdem welche, und so muss mit Bass-Moves und anderen (meist musikalischen) Tricks gegen die Ex-Lover der neuen Angebeteten gekämpft werden, die ziemliche Arschlöcher in der Vergangenheit ihre festen Freunde nannte.
Der Film beginnt bereits mit einer Retro-Computerspielemelodie des eigentlichen Universalsounds, bekommt passend dazu eine billig gepixelte Erde präsentiert, und dies verleiht einen ersten Eindruck eines dem folgenden kunterbunten Comicfilmes. Dieser ist immer wieder in Comic- und Computerspieleoptik gekleidet, blendet dabei gerne auch Geräusche im Comicstil per Schrift ein, freilich nicht ohne auch auf besagte Superheldenserie mit Adam West aus den 60er Jahren zu verweisen, die geradezu dafür bekannt war mit Kampfgeräuschen aus Comics ihre Actionszenen zu visualisieren. Splitscreens, flotte Schnitte, kunterbunte Farbgebung, groteske Masken und Kostüme, in "Scott Pilgrim vs. the World" (Originaltitel) tobt man sich wahrlich aus, und wer glaubt erst mit den Gegnern würden skurrile Figuren auf den Plan treten, der irrt. Angefangen beim sehr direkten, höchst selbstbewussten und egoistischen schwulen Mitbewohner Scotts, über die in jedem Klischee badende asiatische 17-Jährige Vorgängerin Ramonas, bishin zur Haarfarbe-wechselnden, höchst mysteriösen Ramona selbst gibt es fast nur schräge Figuren im Pilgrim-Universum zu sichten, lange bevor der übernatürlich dargestellte Bereich überhaupt erst anfängt.
Lediglich Scott wirkt unglaublich normal, etwas nerdig, zugegeben, und immer auch mal peinlich agierend, aber eigentlich trotzdem, oder deswegen, der Durchschnitts-Teen von nebenan. Das macht die Idee so herrlich absurd, dass seine letzte ernste Beziehung eine mit einer hochattraktiven Frau war, die nun im Musikgeschäft ein Star geworden ist und durch den Ruhm quasi zu einer teuflischen Bitch geworden ist, und damit zur vergleichbaren Vergangenheit wird, wie sie Ramona mit ihren bösartigen Lovern noch nicht ganz hinter sich hat. Die Verantwortlichen des Streifens tragen stets dick auf, so dass nie irgendetwas tatsächlich realistisch wirkt in der Comicwelt Pilgrims, wo allerlei groteske und kranke Ideen, Figuren und Situationen zur völligen Normalität werden. Glücklicher Weise verzichtet man drauf die Ereignisse Scotts glasklar einzig dessen Fantasie sein zu lassen. Seine Wahrnehmung und die Welt wie sie ist verschwimmen für den Zuschauer, ohne dass parallel die realistischen wahren Ereignisse abgesondert von Pilgrims Fantasie gezeigt werden. Jegliches Ereignis spiegelt tatsächliche zu verarbeitende Dilemma des jungen Mannes, freilich völlig aufgebläht, so dass die chaotisch scheinenden Sinnbilder psychologisch betrachtet viel intelligenter fußen als es zunächst scheint.
"Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt" lebt von seinen Absurditäten, seinem liebevollen Umgang mit Alltagsproblemen und deren Bewältigung, von der ehrlichen optischen Hommage diverser Nerdmedien und der Spielfreude und Sympathie sämtlicher junger Schauspieler (Erwachsene finden kaum einen Platz innerhalb der Geschichte). Dachte ich anfangs, dass er jenseits des anvisierten Zielpublikums nicht zum absoluten Geheim-Tipp werden kann, da seine blendende, grelle, kaputte, skurrile, angenehm hektische und chaotische Umsetzung von der Oberflächlichkeit seiner Erzählung ablenken soll, so erkannte ich nach dem zweiten Sichten, in der Lage neben dem großen, vordergründigen Paukenschlag nun auch hinter den Vorhang blicken zu können, dass Wrights Streifen doch viel analytischer angegangen wurde als es zunächst scheint, er wahre Probleme des Alltags, gerade im Bereich der Reifeentwicklung eines Charakters, aufgreift und nachvollziehbar löst und damit doch mehr ist als die grelle, laute und sympathische Party für zwischendurch. OFDb
Ja, sehr cooler Film, ein bisschen auch so ein geheimer Liebling von mir. Und seither hab ich so einen kleinen Crush auf Mary Elizabeth Winstead...
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