Zu Beginn macht "Hentai Kamen" noch auf recht treffsichere Art den Eindruck auf seine sehr schräge Art eine Parodie auf die "Spider-Man"-Filme Sam Raimis zu sein, doch direkt mit der ersten Szene nach dem Vorspann verlässt man dieses Feld und geht eigenständige Wege. Mit einem hochgeschaukelten, albernen Humor, wie ihn in dieser Art auch nur die Japaner haben können, wird auch sogleich der Tiefschlag in Sachen Niveau und Anstand demonstriert, aber das dürfte niemanden schocken, der sich zu Unterhaltungszwecken eine Scheibe in den Player steckt, die einen Film über einen Schlüpfer im Gesicht tragenden, schwul gekleideten Superhelden enthält. "Hentai Kamen" hält was eine solche Inhaltsangabe verspricht, und so steht dem Freund schräger Japanfilme eine gute Portion Wahnsinn bevor, die sich amüsant schauen lässt.
Bereits der Übergang von der Einführung ins Geschehen zu der eigentlichen Hauptperson des Streifens ist ein gut gesetzter Lacher. Freilich bleibt "HK: Hentai Kamen" (Originaltitel) nicht immer so stilsicher wie dort und hat viel eher solch grenzwertiger Szenen zu bieten, wie jene die diesem Übergang voraus ging, aber meist kriegt der Film die Kurve zur unterhaltsamen Seite hin, Fremdschämen ist nicht wirklich angesagt bei so viel kreativem Umgang mit dem so herrlich plump scheinenden Aufhänger. Einzig das Entdecken der Superkräfte enttäuscht diesbezüglich ein wenig, da hätte ich mir mehr Einfallsreichtum gewünscht, aber der innere Konflikt Kysukes, der sich Sorgen macht pervers zu sein, entschädigt auch sogleich für diese gleichgültige Haltung, und verstärkt sich auf recht lustige Art, wenn der Schüler kurz darauf erfährt, dass es getragene Höschen sein müssen, um die stählerne Superkraft in ihm zu wecken.
Auf 90 Minuten wiederholt sich freilich viel und "Hentai Kamen - Forbidden Super Hero" geht ein wenig die Puste aus. Aber die meisten Running Gags gehen in Ordnung, mögen sie mit der Zeit auch blasser als zuvor wirken. Umso überraschter darf man jedoch am Schluss sein, wenn das Drehbuch urplötzlich eine sich zu Ende angefühlte Geschichte um einen weiteren Showdown erweitert, der in Sachen Wahnsinn noch einmal eine weitere Schippe drauf setzt, was schon was heißen will bei solch übertrieben albernen Herumgehampel, welches man 90 Minuten zuvor bereits mit angesehen hat. Dementsprechend frisch entlässt uns Yûichi Fukuda aus seinem manchmal zu monoton angegangenen Streifen, der drei Jahre später eine Fortsetzung nach sich zog.
Aufgrund vieler schräger Gegner, inklusive eines falschen zweiten Hentai Kamen, schafft es der Film meist diese Monotonie sich zu oft wiederholender Elemente in ein angenehmes Licht rücken zu können. Und auch die absichtlich kindliche Spielweise, mit welcher die Darsteller an das Projekt herangehen, weiß den Film ungemein aufzulockern. So kreischt Kysuke hell und schräg, während er davon läuft, wenn ihm etwas peinliches passiert ist, auf eine Art wie man sie verspielt in einem Amateurfilm oder auf einer Party demonstriert hätte, um derartige Szenarien zu veralbern. Und der Oberbösewicht darf siegessicher verspielt hüpfend aus dem Raum laufen, wie es ein kleines Mädchen üblicherweise verträumt machen würde. Solche Momente signalisieren den richtigen Umgang mit solch bescheuerter Thematik, und auch erste Reaktionen der Gegner mit dem Gesicht in private Regionen Hentai Kamens gesteckt können diesen Humor mit auffangen. Mit solchen Lendengegend-Momenten übertreibt es die Geschichte jedoch auf Dauer ein wenig zu sehr, so dass aus erfrischender Komik diesbezüglich mit der Zeit Achselzucken verursachende Provokationen werden, die keine mehr sind.
Die Art unangenehmer infantiler Umgang mit der Thematik hält für verspielte, sich solchem Niveau nicht scheu gebende, Zuschauer jedoch weniger Einzug ins fertige Produkt, als die angenehm infantilen Elemente. Und es ist schön zu beobachten, dass sie nicht nur im perversen Sinne vorhanden sind. Selbst der Aufhänger warum der Oberbösewicht unbedingt die Karateschule übernehmen will, scheint aus einem Kinderbuch entnommen: unter der Schule soll ein Schatz vergraben sein. Freilich interessiert sich die Geschichte nie wirklich für diesen angeblichen Schatz, der soll nur ein herrlich alberner Aufhänger sein für Freunde bescheuerten Humors. Und da solch kleine harmlose Witzeleien ebenso gut zu funktionieren wissen wie die meisten obszön gearteten Humorelemente und auch das Spiel mit Gefühlsklischees von Superheldenstoffen, steht einem angenehmen Filmerlebnis für Freunde ungewöhnlicher, hochgradig schräger Asienstoffe eigentlich nichts im Weg. "Hentai Kamen" ist bei aller Sympathie nichts Großes geworden, aber das wird wohl auch kaum wer ernsthaft erwartet haben. OFDb
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