Die Geschichte um den Grinch feiert zur Zeit im Kino seine dritte Verfilmung nach der Realfilmversion mit Jim Carrey und dem hier besprochenen Zeichentrickkurzfilm. Dieser wurde von Zeichentricklegende Chuck Jones umgesetzt, jenem Mann der Bugs Bunny, Roadrunner und Co erst das gewisse Etwas bescherte und Elemente in den Bereich des Zeichentricks einbaute, die zum heutigen Standard dieser Branche gehören. Doch auch eine Legende kann nur so gut arbeiten, wie die Vorlage auf die sie sich bezieht, und mit Blick auf "Die gestohlenen Weihnachtsgeschenke" kommt das Kinderbuch von Dr. Seuss, welches den drei Filmen zu Grunde liegt, nicht über seine grundlegende Idee hinaus. Der Grinch stielt Weihnachten, und ohne tatsächlichen Grund gewinnt sein Herz doch noch an Wärme und Mitgefühl, und in ihm erwacht die Freude an Weihnachten, die er zuvor verschmähte.
Der einzige Grund für diesen Wandel ist mitzuerleben, dass sich die immerfröhlichen Wers auch dann noch von Herzen singend nicht ihr Weihnachtsfest nehmen lassen, wenn alles Materielle nicht mehr vorhanden ist. Denn Weihnachten geht es nicht um Geschenke - eine wirklich schöne Botschaft - sondern um die gemeinsam verbrachte Zeit - auch eine schöne Botschaft. Sie reicht um den isoliert gelebten Grinch trotz seines um zwei Drittel mickrigeren Herzens die Dinge anders sehen zu lassen, diesen Grund jedoch so nebensächlich eingefangen, dass der Wandel des Bösewichts nicht zu überzeugen weiß.
Das wissen die kompletten restlichen 20 Minuten von "How the Grinch Stole Christmas!" (Originaltitel) jedoch ebenso wenig, nervt doch nicht nur die ewige Singerei, die einen staunen lassen kann wie viel Singsang man in poplige 27 Minuten packen kann, auch die Zeichnungen wirken billig. Aufgrund dessen wirken viele Momente, die in schrägeren und besser gezeichneten Cartoons wirken würden, zu gewollt. Stets merkt man welcher Witz gerade stattfinden soll, im Gesicht des Grinchs und im zahmen Umfeld der pseudo-besinnlichen Geschichte kann sich da jedoch nichts zum wahren Lacher entfalten. Ganz übel betrifft dies den Hund des Grinchs, der arg gewollt als humorvolle Zielscheibe eingesetzt wird und als solche einfach nicht lustig wirkt.
Vielleicht bin ich auch die falsche Person, um einen Film wie "Die gestohlenen Weihnachtsgeschenke" fair besprechen zu können, mochte ich doch auch die Jim Carrey-Version "Der Grinch" nicht, obwohl besagter Schauspieler zu meinen Lieblingsmimen gehört. Außerdem identifiziere ich mich beim Schauen der ewig fröhlichen und musikalisch penetranten Zeichentrickversion doch mit dem Grinch anstatt mit den Wers, so unglaublich nervig wie Weihnachten hier dargestellt wird und ein schönes Feiern, vor der finalen Aussage über den wahren Wert des Festes, mit Lautstärke und überschwänglichen Gefühlen gleichgesetzt wird. Da auch die Aktion des Grinchs nicht wirklich aufregend erzählt ist, trotz eines detailreichen Einblicks seiner Taten bei Nacht, bleibt nicht viel übrig was überzeugt, auch als Sympathisant des Bösewichts.
"Die gestohlenen Weihnachtsgeschenke" hat sein Herz am rechten Fleck und muss der undankbaren Aufgabe nachgehen Chuck Jones sonst so genialen Slapstick mit Gefühlsduselei zu vereinen. Das kann nur nach hinten los gehen, und unter diesen Umständen geht das Ergebnis wahrlich noch als okay durch. Aufgrund winziger Momente, in denen die Komik doch einmal stimmt, meist dann wenn Grinchs Bösartigkeit überspitzt dargestellt wird (Pate hierfür steht das Beispiel, wie er selbst den letzten Krümel Weihnachtsessen stibitzt, damit auch die hungernde Maus keine Freude am Fest hat, obwohl selbst sie davon nicht satt geworden wäre), kann man dem Ergebnis trotz eher genervter als unterhaltsamer Momente nicht wirklich bös sein. Dennoch werde ich dieses langwierige Stück Kurzfilm nicht noch einmal konsumieren. OFDb
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