02.01.2019

HIDDEN - DIE ANGST HOLT DICH EIN (2015)

Minimalistische Horrorfilme können ein Maximum an dichter Atmosphäre und einen hohen Spannungsbogen entfachen, viel mehr sogar als ein actiongeladener Genre-Beitrag, der viele Spezialeffekte bietet. Allerdings muss der Regisseur eines solchen Projektes ein gutes Händchen beweisen, und auch der Drehbuchautor muss die richtigen Nichtigkeiten und Wichtigkeiten gekonnt verpacken, damit dies funktionieren kann. Wo "It Comes at Night" zwei Jahre später scheiterte, da macht "Hidden" von den Duffer-Brothers, die auch Regie bei der Webserie "Stranger Things" führten, vor wie es richtig geht. Die Regisseure fungieren hier zugleich als Autoren, was meist hilfreich und bei dieser Art Stoff keine Seltenheit ist. Ihr Clou ist so gesehen auch erst einmal kein neuer, wenn man mitten in eine Welt geschubst wird, in welcher man letzte Überlebende einer Epidemie dabei beobachten darf, wie sie unter übelsten Bedingungen versteckt überleben. Oben haust die Gefahr, nur der Bunker ist sicher. Und im Gegensatz zu "The Walking Dead" scheint es auch nicht möglich per Plünderung an Lebensmittel zu geraten.

Das verraten die wenigen Bilder von der Erdoberfläche, welche die Brüder uns zukommen lassen, und die sind auf ihre schlichte Art als wirkungsreich, da geradezu erschreckend, zu bezeichnen. Verliert man bereits beim Erblicken des eher provisorisch eingerichteten Alternativlebens mit knapp werdenden Lebensmitteln jegliche Hoffnung, so ist der relativ späte erste Blick nach draußen eine zusätzliche Ernüchterung, passend zum stets gelebten düsteren Szenario. In diesem steht immer die Hoffnung als Ablenkung für die sieben jährige Tochter im Zentrum. Es ist eine gespielte Hoffnung, die Mutter glaubt nicht dran, Vater hält sich eher aus Verzweiflung an ihr fest, die Tochter jedoch ist noch jung genug sich auf die milden Worte, die Tröstungen und die Ablenkungsmanöver einzulassen. Eine heile Welt lebt "Hidden - Die Angst holt dich ein" für den Zuschauer nicht vor. Die Autoren wissen wie hart ihre hier geschaffene Realität ist. Für eine Welt, in der man möglichst still sein muss, widerfahren den Überlebenden aber doch einige Unnötigkeiten zu viel, die über die Glaubwürdigkeit mit einem Kind nicht vollkommen ruhig sein zu können, hinaus gehen und der an sich gut erzählten Geschichte einen winzigen Grad Unglaubwürdigkeit bescheren.

Aber die gekonnte Umsetzung, auch getragen vom hervorragenden Spiel aller drei Protagonisten, lässt einen nie ernsthaft darüber schimpfen. Zwar kommt es zu wahren Innovationen erst gegen Ende, wenn im Stile eines "The Sixth Sense" und "The Others" doch ein paar Überraschungen die bisherige Wahrnehmung aufbrechen, aber es ist eben der Minimalismus von dem der längere Teil der Geschichte, der Altbackenes anders, bzw. alternativ präsentiert, lebt. "Hidden" ist kein Stoff von dem man große Neuerungen im Genre erwartet. Aber ebenso wie die Brüder als Regisseure verstanden haben, dass das Ganze stimmig umgesetzt sein muss, so wussten sie auch als Autoren, dass Charaktere und Situationen von ihrer Glaubwürdigkeit leben müssen. Die Psychologie ihres eigenen Stoffes haben sie verstanden. Sie wussten wie sie den Schleier zur Wahrheit bis zum richtigen Zeitpunkt aufrecht erhalten, und sie wussten dass das Szenario bis zu diesem Zeitpunkt nicht einfach aus Leerlauf bestehen darf, der eine Vermutung weckt, dass Richtung Ende eine Überraschung lauert. Ganz im Gegenteil ist der Hauptteil der Geschichte derart interessant und packend erzählt, dass man gar nicht auf den Gedanken kommt hier betrogen zu werden. "Hidden" mag nicht in der obersten Liga mitspielen mit seinen kleinen Schönheitsfehlern, aber er ist stimmiges Genre-Kino, in gekonnter emotionaler Wechselwirkung zwischen Spannung und Dramaturgie, etwas vergleichbar mit dem ebenfalls sehenswerten "The Last Days".  OFDb

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