21.02.2019

DER TAG, AN DEM DIE HEUSCHRECKEN KAMEN (1974)

"Der Tag, an dem die Heuschrecken kamen" ist weder Tier-Horror noch Katastrophenfilm-Action. Hinter dem schönen deutschen Titel verbirgt sich ein kleines Drama, das sich zunächst wie die Fernsehserie "Die Waltons" anfühlt. Naiv genug ausgefallen ist er dafür, und die Südstaatenmentalität weist er mit seinem konservativem Herz am rechten Fleck ebenfalls auf. Heffrons Werk ist nicht frei von kritischen Blicken auf die Welt, zeigt sogar ganz im Gegenteil seine Empathie zu verschiedenen Blickwinkeln und thematisiert die Folgen der kommenden Heuschreckenplage recht ausführlich, toll eingefangen in den besorgten Blicken der Dorfbewohner. Und doch ist es sein versimpeltes Verständnis für richtig und falsch, von dem man sich wünschen würde, die Welt würde so einfach funktionieren, was ihn durchaus naiv aussehen lässt. Dies und die aus weiter Ferne schon zu erhaschende Lösung, die unserem egoistischen Helden wahrlich erst in letzter Sekunde in den Sinn kommt und nur den blauäugigsten Zuschauer am Ende des Streifens überrascht haben dürfte.

Aber wie erwähnt besitzt "Locuts" (Originaltitel) sein Herz am rechten Fleck. Ordentlich inszeniert und sympathisch besetzt erzählt er von einem Generationenkonflikt, vom starrem Einhalten alt Bewährtem, von bockigem und trotzigem Dagegenhalten, von ehrenhaften Werten, von vertanen Chancen, emotionalen Entscheidungen, Liebe und Verlorengegangenem. Fast könnte man vergessen, dass es um einen großen Heuschreckenschwarm geht. Aber auch nur fast, denn die tatsächlich ansteckenden zwischenmenschlichen Ereignisse finden stets im Schatten der kommenden Bedrohung statt. Aber sie bleiben dennoch Mittelpunkt der Geschichte, selbst dann wenn die Katastrophe auf die liebgewonnenen Figuren nieder regnet. Dazugelernt habe ich auch, zumindest wenn es stimmt, wovon "Die Heuschrecken" (Alternativtitel) erzählt, immerhin dachte ich eine Attacke der Viecher würde reichen um die Ernte zu vernichten. Aber die Plage geht über mehrere Tage, immer wieder gilt es diverse Hektar Land zu beschützen. Mit einem Kampf ist es nicht getan.

Überrascht hat mich das sanfte Ergebnis des Streifens, hilft es einem doch tatsächlich sich emotional besser zu fühlen, in einer Welt der harten Arbeit und der Grundsicherung, die es zu erhalten gilt und bei der jeder aus der Familie mit zu helfen hat. Mir hat gefallen, dass man zwar beide im Film aufgezeigte Perspektiven verstehen kann, eine von beiden aber die erfahrenere ist, so dass es die Hauptfigur ist, die etwas dazuzulernen hat und nur bedingt der Vater. "Der Tag, an dem die Heuschrecken kamen" ist ein dicht erzähltes Drama, das immer eine Spur naiv bleibt, dennoch den Wahrheiten des Kleinbürgertums nicht unrecht tut. Der Streifen spiegelt recht gut das tatsächliche Leben zu dieser Zeit an diesem Ort wieder. Auch wenn er ohne Happy End nie auskommen würde, so nimmt er die Probleme seiner Figuren doch ernst, und das sind nicht gerade wenige. Und doch bleibt stets ein Stück heile Welt-Stimmung übrig, eben weil sich alles wieder grade biegen lässt. Freunden seichter, emotionaler Stoffe sei der Streifen durchaus ans Herz gelegt.  OFDb

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