04.07.2019

COP LAND (1997)

Hinter der simplen Oberfläche einer klassischen Geschichte um Korruption und Mafia, und eingebettet in eine Handlung, die eigentlich keine großen Überraschungen oder unerwartete Wendungen offenbart, verbirgt sich eine von Stallone toll dargebotene Charakterstudie eines vom Schicksal geprügelten Mannes, der von Seinesmöchtegerngleichen klein gehalten wird, von seiner verheirateten Love Interest lediglich Mitleid erntet und unter einer Hörbehinderung leidet, weil er besagter Frau einst das Leben gerettet hat. Dies wiederum ist der Grund, warum der hervorragende Schütze nie Polizist in New York werden konnte. Eher lethargisch, mit Solidarität seiner ihn belächelnden Kollegen gegenüber agierend, geht er seinem Job nach und guckt zu lang über vieles hinweg. Dass hier weit mehr schief geht, als das Fahren mit überhöhter Geschwindigkeit, nimmt er kaum noch wahr. Zu tief sitzt er teilnahmslos selbst im Sumpf, der in dieser Stadt herrscht, nicht einmal wirklich etwas gegen häusliche Gewalt tun könnend, ohne sich mit der Polizeipräsenz vor Ort anzulegen.

Dementsprechend hält er halb ahnungslos, halb wissend dass hier etwas nicht richtig läuft, den Mund als ihn wer von der Inneren um Hilfe bittet. Der Einfluss dieser Spezialeinheit endet an der Brücke, die verdächtigen New Yorker Polizisten wohnen nun einmal in Garrison. Trotz seines Schweigens lassen Freddy Fotos, die ihm während dieser Unterredung gezeigt werden, nicht kalt. Sie zeigen den Cop Ray, der hier vor Ort den meisten Einfluss hat, zusammen mit mächtigen Leuten der Mafia, und so langsam ahnt Freddy, warum so viele Polizisten hier ein günstiges Haus erstanden haben. Als es schließlich um Leben und Tod geht, schaut Freddy nicht länger weg, und es ist bei seiner finalen Entscheidung sein Glück, dass die hier wohnenden Polizisten ihn stets unterschätzten. So wie viele Kritiker stets Sylvester Stallone unterschätzten und erst mit Sichten von "Cop Land" das bemerkten, was sie längst hätten entdecken können. Aber so geht es Tunnelblickdenkern, die eine gute Darstellung erst in seriös umgesetzten Stoffen erkennen, anstatt auch in einem schlichten Actionreißer auf schauspielerisches Talent achten zu können. Allerdings hatte Stallone auch jenseits solcher Stoffe mit "Rocky" und "F.I.S.T." längst sein Können bewiesen, was die später Erkenntnis mancher Kritiker nur noch peinlicher erscheinen lässt.

"Cop Land" ist ein besonnener, durchdachter Film, in aller Ruhe erzählt, nie den reißerischen Weg wählend, und doch sowohl für den Cineasten, als auch für den Freund von leicht verdaulicher Feierabendunterhaltung gleichermaßen genießbar, vorausgesetzt man erwartet kein Actionfeuerwerk. Dass der von Mangold inszenierte und selbst verfasste Stoff immer eine winzige Spur anders ausfällt, als ähnlich funktionierende Vergleichsfilme, beweist er z.B. mit der mutigen Idee, das relativ kurz ausfallende Finale in reduzierter Akustik ausfallen zu lassen. Nachdem dem auf einem Ohr tauben Sheriff eine Waffe am gesunden Ohr abgefeuert wurde, stampft er taub durch die schussintensive Schlussphase des Streifens, und Mangold lässt uns dies großteils aus Freddys Akustik heraus miterleben. Mit dieser Entscheidung wird ironischer Weise auf etwas lautere Art das deutlich, was der Komplettfilm ansonsten eher subtil vermittelt. Er schert sich nicht um reißerische Elemente, will keinen Knalleffekt vorbereiten, er will eher sachlich eine gute Geschichte, die schlichter scheint als sie ist, interessant aufbereitet erzählen.

In guter Besetzung mit Keitel, DeNiro und vielen anderen talentierten Mimen, gelang es Mangold ein größeres Publikum zu erreichen als es für derartige Stoffe oft üblich ist. Um so mutiger darf man die Entscheidung Stallone in der Hauptrolle zu besetzen betrachten, gibt es doch viele Vorurteile diesem Mann gegenüber, so dass manch einer diesen sensibel umgesetzten Mix aus Thriller und Drama aufgrund seiner Anwesenheit wohl nie gesehen hat. Glücklicher Weise trifft dieser Verlust ignorante Menschen, also was soll's? Warum die späte Anerkennung Stallone nicht zu einer Wende in seiner Karriere verholfen hat, weiß ich nicht. Stattdessen kehrte er erst drei Jahre später mit "Get Carter" in einer Hauptrolle besetzt zurück. Verstehe das wer will. Gerade nach seiner überraschend guten, aber auch unterschätzten 90er Jahre-Phase hätte ich ihm gegönnt, dass ihm aufgrund des Erfolges von "CopLand" (Alternativtitel) reizvolle Projekte angeboten worden wären. Wie stattdessen mit ihm umgegangen wurde, macht die traurige Entstehungsgeschichte des Filmes "Driven" deutlich.  OFDb

1 Kommentar:

  1. Der war wirklich überraschend gut. Der Film. Und Stallone in seiner Rolle.

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