Regisseur Dominic Blunt ist nach seinen Filmen "Before Dawn" und "Bait" ein merkwürdiges Projekt angegangen. Ich weiß nicht wie sehr Ausnahmefilm seine beiden vorangegangenen Werke sind, aber "Attack of the Adult Babies" sucht Seinesgleichen. "Squeal - Die Schweinekiller-Mutanten" trifft auf "Dark Society", und selbst mit diesem recht brauchbarem Vergleich wäre man nicht annähernd an einer treffsicheren Beschreibung des abgelieferten Ergebnisses dran, welches wahrlich nur für ein Ausnahmepublikum gedreht wurde. Erwarten würde man ein Produkt auf Amateurfilm-Basis, tatsächlich ist der Streifen jedoch überraschend professionell umgesetzt, wenn auch kostengünstig produziert. Die Ausgangsidee macht bereits deutlich, dass der schlechte Filmgeschmack zelebriert wird. Doch was nach einem infantilen Provokationseinreißen klingt, ist weit flüssiger und erzählenswerter ausgefallen, als man vermuten sollte. Brunt ist mit diesem kultigen Film tatsächlich etwas Eigenständiges gelungen, von einem guten Film würde ich aber trotzdem nicht sprechen, dafür fehlt in allerhand Bereichen der letzte Schliff. Eine sympathische Chose, die manchen Schwachpunkt verzeihen lässt, ist "Adult Babies" (Originaltitel) jedoch schon geworden.
In einem Film, in welchem allerhand Fäkalien mitspielen, würde man weit weniger Engagement und Geist hinter der Kamera vermuten als vorhanden war. Was wie eine Proleten-Chose klingt und anvisiert an den Gore- und Splatter-Fan auch mit drastischen Gewaltszenen nicht spart, ist ein mit Herzblut angegangener Ausnahmefilm, der weder Filmkunst noch erbärmlicher Filmschund ist, weder niveauvoll, noch geistlos ausgefallen ist. Brunt erwartet, dass man sich auf die Geschichte einlassen kann, und wer da aufgrund ekliger oder peinlich klingender Aufhänger gewisse Hemmungen über Bord werfen kann, hat sich den Eintritt somit schon erfüllt. Nun werden Hohlbrot-Publikum und Freunde andersartiger Unterhaltung gleicher Maßen bedient, vorausgesetzt man kann sich mit einer simplen Erzählung in ungewohnter Umsetzung zufrieden geben. Die Geschehnisse der Inhaltsangabe werfen weit größere Rätsel auf, als man meinen sollte, in wie weit die Antworten befriedigend sind, sei einmal dahin gestellt. Der Weg zu ihnen ist in Kot, Blut und Gedärmen getränkt, und bis kurz vor Schluss ist "Attack of the Adult Babies" eigentlich nur ein durch seinen ungewöhnlichen Plot auffallender Splatterfilm, grotesk ausgefallen, konsequent umgesetzt, die Gemüter spaltend. Er fühlt sich nicht so leer, gewollt oder auf cool getrimmt an, wie die schlechteren Werke, die im blutigem Sinne um Innovation und Kult bemüht sind, dennoch folgt er gleichzeitig dem klassischen roten Erzählfaden auf der Grundlage seiner ungewöhnlich klingenden Geschichte.
In der Schlussphase ist plötzlich kaum noch etwas wie es zuvor war, nun dreht der Film komplett am Rad, wird surreal und arbeitet mit ungewöhnlichen Tricktechniken, so z.B. mit einer länger ausgefallenen Knetgummi-Sequenz. Der Streifen bekommt einen psychedelischen Touch und serviert uns eine Antwort, sowie einen Schluss-Gag, der nicht nur zu extremen Veränderungen der kompletten Weltanschauung führt, sondern gerade deswegen dem Zuschauer auch eine Menge Antworten auf neu aufgeworfene Fragen schuldig ist. Brunt denkt jedoch gar nicht daran diese zu liefern, sondern lässt den Zuschauer mit einem "What the Fuck"-Gefühl zurück, wenn plötzlich der Abspann läuft. Aber ohnehin geht Brunt nie irgendwelchen Zuschauererwartungen nach, das sollte allein der Grundplot beweisen. Selbiges gilt für eine angedeutete Liebesgeschichte, die völlig andere Wege nimmt und mehrfach zu überraschen weiß. Letztendlich schenkt er den beiden oberflächlich charakterisierten Hauptfiguren genügend Sympathie, damit das Ganze nicht zu einer seelenlosen Provo-Aktion mit oberflächlichen Sehwerten verkommt, wie viele andere radikale Produkte für den alternativen Filmfreund. Sicher hätte man aus "Attack of the Adult Babies" mehr zaubern können, letztendlich bedient er das provogeile Publikum mehr als das geistreich alternative, aber die hier abgelieferte Sauerei geht meiner Meinung nach definitiv in Ordnung. Zu viel würde man bei solch einem Produkt ohnehin nicht erwarten, von daher darf man sich auf der Basis schlichter Erwartungen positiv überraschen lassen, irgendwo über Unterstniveau in einem halbwegs gewitzten Film unter Niveau angesiedelt. OFDb
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