Comic-Verfilmungen sind angesagter denn je, da möchte manch einer vom lukrativen Kuchen auch ein Stückchen abhaben. Aber so leicht ist ein gelungener Streifen dieser Art nicht umzusetzen, das beweisen selbst einige Marvel-Beiträge, die trotz eines routinierten Vorgehens - und häufig auch deswegen - nicht immer den simplen Zwischendurchverzehr, für den die Produktionsschmiede typisch ist, hinbekommen. Shawn Crahan, Regieneuling im Spielfilmbereich und eher der Musikszene zuzuordnen, dachte mit ein paar krassen Schnitten und anderweitig abgeguckter Stilmethoden könne in der Nische des abtrünnigen, alternativen Comicfilms etwas reißen, aber das will ihm so gar nicht gelingen. Irgendwo inspiriert von "Crank", sich aber noch übler anschauend als "Crank 2", sowie von allerhand anderen prägenden Streifen, imitiert er Stile theoretisch, bekommt aber nie deren lässiges Feeling hin, so dass "Officer Downe" ein Konstrukt bleibt, dem man stets ansieht was es möchte, aber nicht hinbekommt. "Officer Downe" ist jenseits von Mockbustern a la "Captain USA" und "Rise of the Black Bat" angelegt, die Amateurfilm-artig am Produktionsmarathon von Comicfilmen aufsprangen. Auch das TV-Niveau eines "Lightspeed" ist nicht sein Problem, obwohl er bei seinem geringem Budget durchaus wie eine Fernsehproduktion aussieht.
Dass man dies vermutet, liegt u.a. an der kläglichen Optik, die nie so entfremdet wirkt, wie man es gerne hätte. Gleiches gilt für die Kostüme. Wenn eine Gruppe krimineller Tiermutanten miteinander redet, verkommt dies zum Affentheater, sieht die Bande doch nicht wie ein skurriler Haufen Comicschräger aus, sondern wie eine Gruppe Dämel in Tiermasken gekleidet. Shawn Crahan ist stets auf Coolness aus, scheitert aber mit seinem pubertären Getue und serviert letztendlich einen krassen Film für 14jährige ab, die hier inflationär eingebundene Oralsex-Szenen noch voll als Provokation und Wunschtraum empfinden und auch noch über die "Deadpool"-ähnlichen Eier/Pimmel/Kaka-Sprüche lachen können, die hier nicht nur der blass verkörperte Officer Downe auf den Zuschauer los lässt. Bemüht inmitten von Bilder-Splitting, Texteinblende, schnellem Schnitt und anderweitig schlecht geklauten Inszenierungs-Aufpepp-Spielereien, muss man sich infantilstes Getue bieten lassen, dass keine wahre ironische Distanz hinbekommt (auch wenn man darin bemüht ist) und nur selten eine skurrile Zutat bietet, mit der man sympathisieren kann. Das simple Outfit der Kämpfernonnen, die per Schminke ein Kreuz komplett über das Gesicht aufgemalt bekommen haben, gehört zu diesen charmanten Ausnahmen. Das Beispiel zeigt aber auch auf, wie wenig Potential eine solche Zutat in ihrer Bedeutungslosigkeit hat, die restliche Katastrophe halbwegs aufwerten zu können.
Dass "Officer Downe" laut und wild sein soll und von deftigen Sprüchen und kranken Ideen leben soll, ist mir alles bewusst. Ich habe weder Shakespeare, noch "Sin City" erwartet und erhoffte mir lediglich den kleinen Film für zwischendurch. Aber der auf Kinofilm-Basis billigst zusammen geschusterte Streifen gleicht einer Katastrophe, die nur ein Publikum mit niedrigsten Ansprüchen schön reden kann. Der Film soll einzig provozieren, schafft das mit seinen gewagten, nett anzusehenden Nacktaufnahmen auch sicher bei den prüden Amerikanern, haut aber stets nur auf Kindergarten-Niveau in die Kacke. Hier wird weder sinnvolle Kritik geäußert, noch stilistisch mit dem Bruch eingefahrener Sehgewohnheiten provoziert. Keine grotesken Elemente sorgen für funktionierende Entgleisungen, so sehr man es auch versucht. "Officer Downe" ist ein Kasperletheater für feucht träumende Teenager, die über Tiermenschen, die einen geblasen bekommen, ebenso lachen können, wie über plumpe Sprüche, die sich auf intime Körperregionen beziehen. Über schlichte Settings und schlechte Kostüme können auch schnelle Schnitte und eine hektische Kamera nicht hinweg täuschen. Letztendlich ist Crahans Werk lediglich heiße Luft, stets mehr vorgaukelnd als er zu bieten hat. Und das hält man kaum/nicht bis zum Schluss aus, so unglaublich schlecht wie das Fremdschäm-Produkt zu nennen ist. OFDb
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