Der Titel darf schon für Verwirrung sorgen, gibt es doch den eher unbekannten Film "The Returned", der zwei Serienversionen gleichen Namens folgen ließ, die einen gewissen Bekanntheitsgrad erhielten. Aufgrund des Beititels "Weder Zombies noch Menschen" könnte man beim hier besprochenen Werk vermuten, es mit dem Vorgänger der Serien zu tun zu haben, eben weil dort Tote zurückkehren, ohne Zombies zu sein. Da glaubt manch einer beim Sichten des DVD-Covers sicher nur die Neuauflage unter erweitertem Titel eines bereits zuvor veröffentlichten Filmes in den Händen zu halten. Auch ich dachte so, bis ich bemerkte, dass es sich bei Manuel Carballos "The Returned" (Originaltitel) um einen völlig anderes Werk handelt und zudem um eines, das ähnlich reizvoll mit gesellschaftskritschen Thematiken umgeht wie sein Namensvetter. Die Grundlage könnte als Komödie a la "Fido" ebenso herhalten wie als Drama, Carballo wählte letztgenannten Weg und stößt uns hinein in eine Zeit der Normalisierung, bzw. dem Ende dessen. Die Menschheit hat schon zwei globale Zombieausbrüche erlebt, nun werden neue Ängste vor einer solchen geweckt. Ein Medikament, welches Zombieviren-befallene Menschen ein normales Leben in der Gesellschaft ermöglicht, droht knapp zu werden. Nun halten viele die Leute in ihren eigenen Reihen für eine Bedrohung, Infizierte werden angegriffen oder getötet, Demonstrationen finden statt, Propagandameldungen in den Medien reden die Situation schön, vereinzelte Infizierte horten heimlich das Medikament, das einmal täglich zu sich genommen werden muss, um nicht zum Zombie zu mutieren.
Mit dieser Thematik ist unglaublich viel Potential gegeben. Autor Hatem Khraiche holt viele Möglichkeiten heraus, aber bei weitem nicht alle, auch nicht all jene, die innerhalb der von ihm gewählten Erzählung möglich gewesen wären. Während ich den recht geglückten Film sichtete, befand ich mich stets in einem Zustand aus Begeisterung und Ernüchterung, ein an sich unfairer Blick auf einen Zombie-Beitrag, der als nicht hohler Vertreter dieses Genres vieles richtig macht und mit intellektuellen Ansätzen Interesse für einen Stoff entstehen lässt, der oft und übermäßig sinnbefreit am Fließband produziert wird. Carballo nutzt den Zombievirus als Alibi-Version, um gesellschaftskritisch die Situationen rund um AIDS, Abhängigkeit, Flüchtlingskrise und antibiotikaresistente Bakterien abzuarbeiten, eingesponnen in eine wirksam dramatische, wie spannend erzählte Geschichte. Geistreich thematisiert gibt es für den Zuschauer allerhand zu entdecken und hineinzudeuten, "Retornados" (Alternativtitel) ruht sich nie auf einem Gedankengang aus und denkt sein Grundszenario in vielerlei Richtungen durch. Alles was möglich ist kann er nicht beachten, deswegen sprach ich vorhin auch von einem unfairen Blick auf das Abgelieferte, mehr wäre meiner Meinung nach dennoch drin gewesen, zumindest wenn man manch naiven Aspekt, der zu vergleichsweise reizloseren Szenarien führt, gegen wertvollere ausgetauscht hätte. Viel zu schnell vermutet man als Zuschauer hinter dem blinden Vertrauen eines guten Freundes zu Recht eine Falle. Dass da was kommt, ist zu offensichtlich, während der Zeitpunkt sich besagten Personen anzuvertrauen unglaubwürdig gesetzt ist. Das sind Kleinigkeiten, die dem wertvoll erzählten Werk kleine Risse bescheren.
Inmitten eines intellektuellen Gedankenexperiments werden immer wieder zu banale Elemente eingebaut, die den Unterhaltungswert stützen sollen, so als sei das eigentliche Grundszenario, die Situation in der sich Alex und Kate befinden, nicht bereits spannend genug ausgefallen. Dementsprechend verstrickt sich der an sich gut erzählte Streifen gegen Ende immer mehr in eine Art Psycho-Duell und Hetzjagd gegen die Zeit, nie die Dramaturgie und die Intelligenz, sowie die Möglichkeiten des Stoffes aus den Augen lassend, aber sich doch eine winzige Spur mehr um reißerische Elemente kümmernd, als es nötig gewesen wäre. Das zeigt insbesondere die Schluss-Sequenz auf, die weder nachvollziehbar, noch nötig gewesen wäre. Da gäbe es nun ganz andere Dinge zu erledigen und zu verarbeiten, als das was eine der Hauptpersonen, ohne dass es zu ihrem Charakter passen würde, in der Schlussszene vorbereitet. Darunter schwächelt das überdurchschnittliche Restgeschehen stärker, als einem lieb wäre, zumal es nicht so ist, dass nicht auch andere Werke ebenfalls auf ähnliche Gedankenansätze kämen, wenn sie geistreich einen Horrorfilm oder Endzeitfilm darstellen. Andererseits ist "The Returned - Weder Zombies noch Menschen" interessant, philosophisch und vielschichtig erzählt und dient gut als Vorlage für Diskussionen und Gedankengänge lange nach dem Sichten. Aber genau deswegen ernüchtert es festzustellen, dass er simpler ausfällt als es nötig gewesen wäre.
Auch in der etwas wackeligen Schlussphase sind reizvolle, kreative Ideen mit am Start und intelligente noch dazu, es sind also harte Worte die ich hier eventuell unfair über etwas äußere, das bereits über Durchschnitt erzählt ist. Aber am Ende blieb mir einfach der Eindruck eines Zombiefilmes, der zwar viel Interessantes aus der bereits bekannten Chose aufgrund eines anderen Aufhängers herauszuholen und den Zuschauer zu fordern weiß, dies jedoch nicht bis zur letzten Konsequenz und im Umfang dessen angeht, was ihn in die erste Liga dieser Art Film hätte hinein katapultieren können. Meine Erwartungen waren hoch angesiedelt, vielleicht muss ich "The Returned" noch ein weiteres Mal gucken, um fairer mit ihm umzugehen, immerhin ist er facettenreich thematisiert, kann sich in die Lage verschiedener Figuren hinein versetzen und baut seine Gesellschaftskritik auch nie mit dem erhobenen, moralischen Zeigefinger ein. Die Ängste der Bevölkerung sind hier ebenso berechtigt eingebaut wie jene von Alex, auch "The Returned" lebt somit von den Graustufen der Wahrnehmung und nicht von idealistischem Schwarz/Weiß-Denken. Dass nicht alles neu ist, was Carballo und Khraiche für ihre Zwecke benötigen, ist legitim, aber auch deutlich erkennbar. So sind neben üblicher Denkansätze und kreativer Ideen aus Zombie- und Endzeitfilmen auch Übereinstimmungen aus Werken wie "Der Nebel" oder der TV-Serie "V - Die außerirdischen Besucher kommen zurück" vorhanden. Deswegen schaut sich "The Returned" auch nie so individuell wie er gerne sein möchte, was vielleicht auch ein Grund dafür ist, dass ich ihn trotz all seiner Stärken nicht als Geheim-Tipp empfinde. OFDb
Mein erster Gedanke beim Lesen des Titels ging auch Richtung gleichnamige (und in dem Fall französische) Serie, die ich - ganz nebenbei - sehr gut fand. Es war jetzt also auch eine Überraschung hier von einem komplett davon losgelösten Film zu lesen. ;)
AntwortenLöschenBin auch über irgend eine Internetseite darauf gestoßen, dass es weder eine der beiden Serien, noch besagter französischer Film von 2004 ist. Ich hatte die DVD zuvor schon mehrmals in Läden und auf Flohmärkten gesichtet und als bekannt wieder weggelegt/nicht beachtet. Ich fand es deswegen wichtig darüber aufzuklären, man würde ja sonst einen netten Film verpassen. :)
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