"Wild Child" gibt sich, unterstützt von der Außenwirkung durch Postermotiv und Schriftzug, in seiner Ausgangslage wild und frech, glücklicher Weise ist er jedoch trotzdem keiner dieser unterkühlten Provo-Komödien ohne Herz geworden. Sicherlich hätte der Stoff auch das Zeug zur treffsicheren Satire gehabt, da geht der Streifen tatsächlich leider den leichteren Weg, aber verglichen mit dem was häufig so als Teenie-Komödie heraus kommt, entweder langweilig einfallslos geraten, übertrieben sexualisiert, oder emotionslos uncharmant, kann man schon froh sein, dass die Verantwortlichen des Filmes auf die angenehm simple Variante Komödie setzten. Die geht im Falle von "Wild Child - Erstklassig zickig" (Alternativtitel) temporeich los und setzt den Ungehorsam seiner Heldin distanziert in den Mittelpunkt, sprich er zeigt auf wie sehr sie eigentlich nur aus purem Egoismus damit nervt, lässt aber dennoch zu dass ihre schnippische Art pointiert zu funktionieren weiß. Dank kleiner manipulativer Tricks schließen wir sie als Zuschauer schon in dieser Phase in unser Herz, wenn später in weit ruhigerer Gangart die Läuterung eintritt und eine kleine romantische Nebenhandlung ins Hauptgeschehen dazu stößt, freuen wir uns dass sie zu sich gefunden hat, auch wenn ein Hauch Kitsch bei alledem mit weht.
Dessen Anwesenheit lässt sich ebenso wie die Moral nicht abstreiten, beides ist meiner Meinung nach jedoch in einer akzeptablen Dosierung mit an Bord, auch wenn es schöner gewesen wäre man hätte auf beides verzichtet. "Wild Child" erfindet das Genre nicht neu, aber er liefert jene Art Routine ab, die ich in diesem Genre immer gerne gucke und immer seltener vorfinde. Der Ton stimmt, die Besetzung weiß zu gefallen, das schlicht gestrickte Drehbuch ist sich der Wichtigkeit stimmiger Charaktere bewusst, auch wenn diese freilich nie zu tief gehen, aber das geht schon in Ordnung. Schließlich haben wir es hier weder mit einem raffiniertem Film zu tun, noch mit einem innovativen. Analytisch bleibt der Stoff oberflächlich wie die übliche Massenware derartiger Werke, und doch ragt "Wild Child" aus dem komplett austauschbaren Sektor ein wenig heraus, eben weil er einen gewissen Charme versprüht und seine oft erzählte Geschichte auf die richtige Art wiederkäuert. Freilich wird damit nur das Stammpublikum derartiger Filme angesprochen, aber zu diesem gehöre ich nun einmal. Überrascht war ich darüber wie nebensächlich die Liebesgeschichte eingebunden wurde. Und auch der für die Wendungen oftmals entscheidende Konkurrenzkampf verkommt fast zur Nebensache, wenn die Mädchenfreundschaften aufblühen.
Dieser und der Wandel des cleveren Mädchens zu einem respektablen Charakter, machen einiges am sympathischen Ergebnis aus, einfach weil man Freude dabei empfindet Poppy bei ihrem emotionalen Aufblühen und ihrem Reifeprozess zu begleiten. Da hätte es den Nebenstrang um ein Sportteam, welches Poppy nach einiger Zeit erfolgreich anleitet, nicht wirklich geben müssen, wirkte er auf mich doch immer wie ein zu aufgesetzter Versuch Dinge deutlicher zu erklären, die in anderen Themenbereichen längst subtiler angegangen wurden. Wenn sich dann noch auf Cheerleader-Art als Zugeständnis an die US-Herkunft Mut zugesprochen wird, ist der ansonsten charmant ausgefallene Film an seinem Tiefpunkt angelangt, eben weil es so gar nicht zur Restmentalität des Streifens und seiner Charaktere passen möchte. Aber das ist nur ein kleiner Nebenaspekt innerhalb eines Filmes, der ohnehin nicht Gold ist, dafür ist er viel zu vorhersehbar ausgefallen. Aber für Zuschauer, die nicht immer die erste Liga ihres Genres gucken wollen und auch auf simplere Art zufrieden zu stellen sind, ist "Wild Child" aufgrund seiner flotten, freundlichen und charmanten Umsetzung durchaus einen Blick wert. Was Freches darf man jedoch nicht erwarten. Als kleiner Bonus schaut in einer Szene anbei Nick Frost überraschend vorbei und lässt es sich freilich nicht nehmen ein wenig herumzualbern. OFDb
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