27.10.2019

POLTERGAY (2006)

Ähnlich wie "Curse of the Queerwolf" nutzt "Poltergay" die Schwulenthematik, um das Horror-Genre humoristisch aufs Korn zu nehmen. Und glaubt man anfangs noch die männliche Hauptfigur des Streifens entdecke aufgrund ihrer Erfahrungen im Spukhaus ihre homosexuelle Seite, geht die erste Regiearbeit von Eric Lavaine wesentlich vielseitiger vor, ist die Komödie trotz all ihrer tief gelegten Pointen doch ein Musterbeispiel respektvoll mit der Thematik umzugehen. Hier wird Toleranz nicht einseitig gepredigt, hier wird kein moralischer Zeigefinger erhoben, "Poltergay" erzählt entspannt von den Irrungen und Wirrungen der Sexualität, von Verleugnung, Wahnsinn und Vorurteilen und überrascht stets damit Erwartungen zu widersprechen. Ganz nebenbei entwirft der Streifen eigene Gesetzmäßigkeiten über die Geisterwelt, die erst nach und nach ans Licht rücken, u.a. dargeboten über einen Experten des Paranormalen, der allein durch seinen ständigen McDonald-Konsum bereits skurril wirkt..

Glücklicher Weise verzichtet man auf jene gute Party-Laune, die klischeehaft die homosexuelle Kultur in den Vordergrund rücken würde. Hier treffen Persönlichkeiten verschiedener Neigungen aufeinander in einem liberalen Plot, der sowohl Minderheiten-Bashing unterlässt, als auch Anbiederung, politische Korrektheit und Provokation. "Poltergay" lebt von seiner lockerleichten, stimmigen Komik, die in eine schlicht startende und sich interessant weiter entwickelnden Geschichte eingebettet ist und von einfallsreichen und charakterstarken Figuren beherrscht wird, die sich erst im Laufe der Zeit ihrer Stereotype leicht entblättern, um uns als eigenständige Individuen zu überraschen. Einen Horror-Gehalt besitzt das Endergebnis nicht, so dass man hier eher von einer Fantasy-Komödie sprechen kann. Und dank ihrer direkten Art ist sie trotz des Vermeidens von Provokationen, wie sie eine olle Troma-Produktion inflationär eingebaut hätte, nie zu brav ausgefallen. Mögen die Charaktere auch interessant ausgefallen und gut besetzt sein, mag die Tricktechnik auch stimmen, sowie das entspannte Flair der kompletten Chose und die nur selten laute humoristische Treffsicherheit, letztendlich liegt der Haupttrumpf des Streifens in der völlig überraschend empathischen, liberalen Grundhaltung der Erzählung, die sich nicht für ihre alberne Ader schämt und sich keinem Ideal oder einer Moralvorstellung anbiedert. In seinem Appell auf Individualität wird jeder mit Stärken und Schwächen gezeigt und dies ohne zu verurteilen. Die Thematik wird nicht ohne Klischees erzählt, aber diese werden bewusst integriert und nicht fahrlässig zufällig gestreift, was den erwachsenen Grundton des zunächst etwas infantil scheinenden Treibens unterstreicht.  OFDb

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