10.11.2019

NIGHT OF THE LIVING DEB (2015)

Eine Geschichte wie diese würde man aus der Sicht des genervten Mannes vermuten, die Situation um einen One Night Stand mit einer nervigen Frau wird jedoch aus der Perspektive von Deb erzählt, deren Nennung im Titel bereits den ersten gelungenen Witz darstellt. Man könnte meinen Aufgrund dessen wäre alles was auf dem Titel aufbaut ein Schnellschuss-Produkt, welches einzig von seinem verspielten Namen im Umgang mit "Night of the Living Dead" lebt, aber das ist ein Irrtum. Sicherlich wird ein grobklotziges Publikum ähnlich über dieses Werk urteilen, das sich im äußersten Gewandt kaum von mäßigen Produktionen vergleichbarer Art unterscheidet. Aber der nähere Blick auf das was uns "Infestation"-Regisseur Kyle Rankin in seiner humoristischen Version mit dem Zombiethema präsentiert, ist es was aus einer zunächst gewöhnlich scheinenden Chose den charmanten Beitrag für zwischendurch zaubert. Der Humor von "Night of the Living Deb" ist bei genauem Hinsehen sehr gelungen angegangen. Neben lauter Witze, über die man geteilter Meinung sein kann, schleicht sich immer wieder ein recht bizarrer Umgang mit dem Szenario ein, der dem Gesamtwerk eine sympathische und innovative Note verleiht. Aufgrund des seltsam dosierten Einstreuens dieser Zutat, wird manch einer mit dem Ergebnis vielleicht trotzdem nicht glücklich werden, ich jedoch hatte meinen Spaß, jenseits von Erwartungen eines "Shaun of the Dead", dem der hier besprochene Steifen nie das Wasser reichen könnte.

Die Pluspunkte von "Night of the Living Deb" beginnen bereits mit der herrlich gegen den Strich gesetzten Charakterzeichnung Debs, deren Verhalten nicht nur nervig, interessant und toll vom Drehbuch vorgegeben wird, sondern von Maria Thayer auch gnadenlos plump interpretiert wird, frei jedwedem Versuch der Figur doch noch so etwas wie Attraktivität oder Würde zu bescheren. Ihre Darstellung ist bereits die halbe Miete am Gelingen des Streifens, und die Chemie ihres Mitspielers an ihrer Seite weiß zu funktionieren, auch das ist ein wichtiger Punkt. Wenn sich im Laufe der Geschichte herausstellt, dass Deb doch ihre guten Seiten besitzt und sich als partnerschaftlich kompatibel mit Ryan herausstellt, geschieht das keineswegs auf anbiederndem Wege, der uns Deb als wundervolle Frau verkaufen will. Inmitten der bizarren Ereignisse entdeckt man einfach, dass beide Personen füreinander geschaffen sind, ohne dass man einen von beiden mögen würde. In gewisser Weise tut man dies natürlich trotzdem, immerhin sind sie die Identifikationsfiguren, und ihr Verhalten neben der Spur ist ein sympathisches Werkzeug des Films, als Menschen im richtigen Leben würde man sie aber meiden. Allerhand anderer schräger Figuren, die oft aber nur wenig Spielzeit erhalten, bevölkern den Mikrokosmos rund um dieses Paar, und da wird oft mit Holzhammerkomik gearbeitet, die ich trotz ihrer Grenzwertigkeit aufgrund ihrer überraschenden Treffsicherheit mag, in ihrer lauten Art gern aber auch von den feinhumorigen Pointen ablenkt, die es von einem aufmerksamen Publikum zu entdecken gilt.

Zudem fällt der ungewöhnliche Umgang mit der Zombiethematik auf. Selbstverständlichkeiten aus diesem mittlerweile häufig verfilmten Sub-Genre werden ausgehebelt, Standards nur wenig bedient, und meist werden die Zombies stark zur Nebensache degradiert. Das wird manch einem nicht schmecken, aber für solchen alternativen Mainstream ist "Night of the Living Deb" ohnehin nicht gedacht. Sollen die nimmersatten nach Blut lechzenden Gorehounds und die wenig sensiblen Massenzombieszenen-Vermisser doch heulen gehen, Rankins Werk ist immerhin eine Horror-Komödie mit Schwerpunkt Komödie, und aufgrund seiner versteckt ungewöhnlichen, wie treffsicheren Art wird der Mangel an Zombieszenen zu keinem Schwachpunkt. Sie werden eingesetzt, wenn sie gebraucht werden, sind ohnehin nur Mittel zum Zweck und deswegen als Hintergrundelement gewählt, weil in unserer, wie in der Filmwelt der Deb, der Umgang mit den Gesetzmäßigkeiten einer Zombieepidemie eine Selbstverständlichkeit ist. Aus diesem Aspekt holt der Film sowohl bestätigend, als auch Irrtümer auftreten lassend einen hohen Grad an Pointensicherheit heraus. Ganz nebenbei wird albern, aber überzeugend über Politik gelästert, über das Wirtschaftsdenken der USA, der Medienlandschaft rund um TV und Internet und den verschiedenen Mentalitäten, alternative ebenso, wie erzkonservative. Das alles kommt nie zu gewollt daher und immer nur in jenem Grad eingebracht, den die Hauptgeschichte als Nebenanliegen zulässt ohne überfrachtet zu werden, und da der Geschichte ihre Protagonisten am wichtigsten sind, funktioniert das Ganze weit besser, als Tunnelblickzuschauer im Endprodukt erkennen werden. "Night of the Living Deb" mag nicht der große Wurf geworden sein, ist aber eigenständig und treffsicher genug ausgefallen, um ihn mehr als nur einmal in seinen Player zu werfen. Schön dass sich ein Zombiefilm einmal nicht dem Publikum anbiedert.  OFDb

2 Kommentare:

  1. Der ist mir schon mehrmals über den Weg gelaufen, bisher hab ich aber nicht reingeschaut. Vielleicht sollte ich doch mal einfach auf Play drücken...

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