Mit "Atomic Hero" erschuf die Filmfirma Troma ihr Aushängeschild, den Toxic Avenger, und fand damit zugleich jenen Ton, für den sie für ein alternatives Publikum bekannt werden sollte. Geschmacklosigkeiten, gepaart mit Brutalitäten und aufgedrehten Humor, wurden ihr Markenzeichen, und bis zum Jahr 1989 schaffte es die alles startende Reihe auf drei Filme. Kennt man den Stil von Troma, darf man sich wundern, dass es 1991 zu einer Zeichentrickversion des Toxic Avengers kam, kam ein Produkt ihres Studios dem Stil eines Kinderprogramms doch so nah, wie ein Schokoriegel dem Diätplan eines Supermodels. Sicherlich waren die Filme Tromas angereichert mit infantilen Elementen, aber die waren eben für das Kind im Manne gedacht und nicht für tatsächliche Heranwachsende. Wer nun glaubt, die Zeichentrickserie "Toxic Crusaders" sei dementsprechend für das alte Zielpublikum gedacht und würde nur den Anschein einer Kindersendung machen, der irrt. Tatsächlich hat Troma 1991 mit dieser Serie und dem ihr anschließenden Werk "Toxic Crusaders - The Movie" ein Produkt für Kinder herausgebracht, nicht gerade für die Kleinsten geeignet, aber in etwa für das Alter 9 - 14. Für die Regie engagierte man Bill Hutten und Tony Love, die beide gemeinsam bereits an den TV-Projekten "Yogi auf Schatzsuche" und "James Bond Jr." beteiligt waren und dementsprechend Erfahrung mit an Bord bringen konnten.
Viel Geld hatte man nicht zur Verfügung, das zeigt der zaghafte Beginn (und das Ende) von gerade einmal 13 Folgen und der schlichte Animationsstil, der sich nicht unter dem Standard-Niveau von TV-Produktionen zur Zeit der Veröffentlichung befand, aber eben doch nur Routine bot. Auch der Ton ist typischer Standard dieser Zeit für dieses Publikum, z.B. verglichen mit "Street Sharks". Böse Gegner, harte, geistlose Methoden diese zu bekämpfen und monströse Gestalten treffen auf schlichte Plots, die zwischen Einfallslosigkeit und funktionierenden Witzigkeiten pendeln und gerne auch einmal die Metaebene durchbrechen. Ein Verstehen des Mediums Fernsehen wird dementsprechend vorausgesetzt. "Toxic Crusaders" trumpft in seinem simplen Format mit pubertären Running Gags und dem Verarschen typischer Gesellschaftsbilder, perfekt genormt auf das Zielpublikum und somit eigentlich auch nur dieses befriedigend. Als Erwachsener guckt man eher wohlwollend zu, wenn man mit dem Produkt sympathisieren kann. Wer sich an seine Kindheit erinnern kann und noch weiß, was er damals warum an einer Zeichentrickserie mochte, der kann auch ohne persönlichen frühjährigen Berührungspunkt mit "Toxic Crusaders" das Potential erkennen, welches er für diese Altersgruppe darstellt.
In der ersten Folge werden teilweise die Ideen des Originalfilms leicht variiert, da Zeit sparend, versimpelt und aufs Kinderpublikum angepasst, neu erzählt, so dass der junge Zuschauer erfährt wie aus Melvin Toxie wurde. Geschmacklosigkeiten auf Kinderniveau bleiben erhalten, zu grenzwertige Elemente werden ausgeblendet oder vereinfacht, so z.B. die Freundin des Helden, die nicht mehr komplett blind ist, sondern lediglich einen starken Sehfehler besitzt. Es dauert einige Folgen, bis die Truppe der "Toxic Crusaders" komplett ist, und neben anderen Mutanten wird zudem noch Toxies Mob vermenschlicht, der mit Eigenleben versehen Toxie stets als hilfreicher Partner zur Seite steht. Eine Art Wuscheltomate, die angelehnt an den Blob benannt wird, begleitet die Superhelden-Truppe, ohne zu helfen, vergleichbar mit den typischen Tier-Sidekicks aus Anime-Produktionen. Auf der Gegenseite weiß der außerirdische Anführer der Bösewichter in seiner penetranten Überheblichkeit zu gefallen, gerade in Kombination mit seiner rechten Hand, deren Running Gag es ist, immer genau jene Möglichkeiten durchkreuzter Pläne zu erwähnen, die auch wirklich eintreten werden. Damit wird die Chose theoretisch gesehen zwar vorhersehbar, aber da wir ohnehin nicht von pfiffigen Drehbüchern sprechen, bereichert dieses Spoilern, anstatt der Serie zu schaden. Kurzum funktioniert "The Toxic Crusaders" (Alternativtitel) genau für sein Zielpublikum, darüber hinaus jedoch nicht. Den Kids von gestern und heute sei der überhaupt nicht pädagogisch wertvolle Spaß jedoch gegönnt. OFDb
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