"Negadon - Das Monster vom Mars" erschien zum 50 jährigen Jubiläum der sogenannten Kaiju-Filme, von denen "Godzilla" mit über 25 Fortsetzungen wohl der berühmteste Vertreter sein dürfte. Das Werk des Kurzfilmers Jun Awazu, dessen einziger Langfilm "Planzet", soviel ich weiß, bislang nicht in Deutschland erschienen ist, ist ein computeranimierter Anime, der ähnlich wie seinerzeit "Final Fantasy" versucht Menschen und Umgebung möglichst realitätsnah zu zeichnen. Er erweitert diese Idee jedoch mit der sympathischen Herangehensweise dennoch einen gewissen Grad Retro-Charme mit in die Optik zu integrieren. Von seinem Erscheinungsbild her ist "Negadon: The Monster from Mars" (Alternativtitel) tatsächlich beeindruckend umgesetzt. Nicht nur die realitätsnahe Menschenanimation, auch Kleinigkeiten wie herab fallende Regentropfen oder eine ausgedrückte Zigarettenglut wissen hervorragend gezeichnet aufzufallen und bilden meiner Meinung nach mindestens genauso viel Sehwert, wie die eigentlichen Hingucker des Werkes: das Monster und der Riesenroboter, der es bekämpft.
Inhaltlich darf man bei einem 26minüter nicht viel erwarten. Da wird der Standard abgegrast, inklusive des für Japan traditionellen emotionalem Aufbauschen von Ehrgefühl, hier zusätzlich angereichert mit dem Verarbeiten von Verlust und Schuldgefühlen. Das reicht aus um der Hauptfigur zumindest etwas Charakter zu bescheren. Und ein Einstieg ins Geschehen, der sich Zeit für die Hintergründe nimmt, bevor der Schrecken über die Erde einbricht, zeigt, dass es Awazu, der Autor und Regisseur in einem ist, hier nicht nur um reine Zerstörungswut ging. Das beschert "Wakusai daikaijû Negadon" (Originaltitel) zusätzlichen Charme. Den hat er bei solch simplen Plot auch nötig. In einem Kurzfilm kann man zwar nicht viel mehr erwarten, aber vom Monster hätte ich doch schon gern etwas mehr mitbekommen. Wirklich verstehen wie es funktioniert und was es überhaupt ist (Maschine? Organisch? Beides?) kann man bei so wenig Information nicht, zumal es für meinen Geschmack auch ruhig ein wenig mehr Zeit an demonstrativer Zerstörungsorgie hätte geben dürfen, bevor der Kampf mit dem Riesenroboter beginnt. Und auch dieser dauert nicht all zu lang.
Aber das war sicherlich auch alles eine Kostenfrage, was auch das Schlussszenario im eher schlicht zu animierenden Weltraum vermuten lässt. Letztendlich beinhaltet der Streifen jedoch alles was er zur Ehrerbietung seines Genres Film nötig hat, und als erster animierter Vertreter dieser Gattung Film gebührt ihm ohnehin Pionierstatus. Awazu hat alles was mit den vorgegebenen Finanzen möglich war reingepackt, hat damit zwar kein Meisterwerk geschaffen, aber durchaus ein charmantes Stück Unterhaltung, das einem zu wenig Zeit raubt, als dass man über jene Schwächen schimpfen würde, für die der Film in seiner gewählten Form schlussendlich auch nichts kann. Vom Deutschton sollte man die Finger lassen, der ist übel ausgefallen. Glücklicher Weise beinhaltet die hierzulande veröffentlichte DVD den Streifen aber zusätzlich noch im Originalton mit deutschen Untertiteln. OFDb
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