Horrorfilme um Stille zum Überleben häufen sich allmählich. In "Don't Breathe" mussten Einbrecher sich muxmäuschenstill im Haus eines blinden Veteranen verhalten, in "Hidden - Die Angst holt dich ein" musste man sich so leise wie möglich unterirdisch vor einem rätselhaften Feind verstecken, bislang war meines Wissens nach aber nur "A Quiet Place" konsequent genug eine derartige Idee umzusetzen. Dort organisierte sich eine Familie in einer Welt, die von einer hellhörigen Spezies überrannt wird, innerhalb eines abgelegenen Hauses, fast einzig über Gebärdensprache kommunizierend. Was unglaublich gruselig in dieser Konsequenz klingt, entpuppte sich als Film, der unterhaltungs-technisch in Ordnung ging, in Sachen knisternde Spannung aber nicht die Erwartungen einhalten konnte, die das Potential einer solchen Geschichte bereit hält. Nun kommt mit fast exakt gleicher Idee, aber immerhin auf einer eigenständigen Novelle basierend (die selbe Buchvorlage des Vergleichsfilms? Ich weiß es nicht.) "The Silence" daher. Der ist etwas simpler angelegt, meiner Meinung nach aber effektiver umgesetzt.
Vieles in "The Silence" orientiert sich am typischen Handlungsablauf eines Horrorfilmes. Selbst die Figurenkonstellation macht schnell klar auf wen hier hauptsächlich ein Auge geworfen wird, und somit auch wer das Ende der Geschichte höchst wahrscheinlich lebendig erreichen wird und wer nicht. Die Regie übernahm John R. Leonetti, der mich weder mit seinem mauen "Butterfly Effect 2" bislang überzeugen konnte, noch mit seinem unterirdischen "The Conjuring"-SpinOff "Annabelle". Das macht nicht gerade Mut in Kombination mit der Information, dass "The Silence" nicht ganz so konsequent wie der themenähnliche Genre-Beitrag aus dem Jahre 2018 ausgefallen ist. Aber es geschehen noch Zeichen und Wunder. So simpel die eigentliche Handlung auch ablaufen mag, sowohl eine lobenswerte Besetzung, als auch eine spannungsgeladene Umsetzung lassen es nicht zu, dass sich das Ergebnis durchschnittlich schaut. Leises Flüstern wechselt sich mit Gebärdensprache ab, klitzekleine Geräusche sind erlaubt, und dennoch hält man stets den Atem an, bei der fortwährenden Gefahr dass jederzeit irgendwie ein nennenswertes Geräusch ausgelöst werden kann. Als Zusatzreiz beschert uns die Geschichte einen weiteren, nicht zu unterschätzenden, Feind, den ich in seiner Motivation ebenso reizvoll finde, wie in seiner optischen Wirkung.
Die eigentlichen Aggressoren des Films sind optisch an Fledermäusen orientiert, was nicht auf dem obersten Stand der Computeranimation umgesetzt wurde, aber ordentlich genug um zu wirken und zu gefallen. Zudem weiß diese theoretisch einfallslosere Variante Monster in den Attacken besser zu wirken, als die CGI-Kreaturen der Konkurrenz, so dass auch die aufregenderen Momente den Zuschauer meiner Meinung nach hier mehr zu packen wissen. Zudem wird die Tragik der Charaktere emotional eingefangen, so dass einen viele Erlebnisse nicht kalt lassen, selbst dann, wenn sie fast nebensächlich eingefangen werden und uns somit nur mit einem minimalen Anteil Information vorgesetzt werden. Vielleicht hätte man noch Themengebiete, wie das eventuelle Schnarchen einer der Beteiligten, mit in die Geschichte integrieren können, aber auf 90 Minuten ist schon einiges an reizvollen Ideen zum grundlegenden Thema enthalten. Letztendlich kann man dem hier angegangenen Aufhänger aber ohnehin nur konsequent in einer Serie gerecht werden. Umso mehr freut es mich, dass trotzdem für die Thematik um fanatische Gläubige noch Platz gefunden wurde, ein derartiger Sub-Plot reizt doch eigentlich fast immer. Kurzum: das Rezept ist simpel, kleine Geräusche leider noch erlaubt, womit "The Silence" nicht konsequent genug erzählt ist, und auch einige Logiklücken sind definitiv vorhanden, gerade was den Zeitrahmen aller Ereignisse betrifft. Aber der Spannungsgehalt, die bedrohliche Atmosphäre, empathische Gefühlswelten und sympathische Darsteller sorgen dafür, dass das Ergebnis doch noch angenehm ausfällt. OFDb
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