09.02.2020

RAMBO 5 - LAST BLOOD (2019)

Sylvester Stallone wird nicht (alters)müde immer wieder in seine berühmtesten Rollen zu schlüpfen. Das großartige Ergebnis der beiden "Creed"-Filme gibt ihm Recht dies zu tun, und sein letzter Auftritt als Rambo in "John Rambo" sollte gar sein bis dato bester werden. Doch selbst dieser ist bereits 12 Jahre her, so dass es eine freudige Nachricht war, dass Stallone 2019 erneut in diese Rolle zurückkehrt. Wo das Thema des Alters in den "Rocky"-Spin Offs stets mit im Vordergrund stand, da hat es in einem späten "Rambo"-Film nur still am Rande etwas zu suchen. Deswegen ist es wohl auch eine gute Entscheidung den alten Mann nicht erneut ein ganzes Land aufmischen zu lassen. Der erste Misserfolg zur Mitte des fünften Teils, das Aufmischen einer kleineren Gruppe in der Fremde und schließlich das Vernichten der kompletten Gruppe durch seinen Heimvorteil, machen die Chose zumindest glaubwürdig genug, um das hier gezeigte Treiben altersangemessen, bezogen auf die unverwüstliche Killermaschine, zu akzeptieren. Um Sinn und Unsinn ging es in einem Teil der Reihe ohnehin nie, nicht einmal im noch halbwegs bodenständig erzählten Erstling, Logik suche ich somit nicht in einem solchen Film. Wichtig ist hingegen die Glaubwürdigkeit innereigener Regeln der Reihe, und die ist gegeben.

In der ersten halben Stunde dachte ich mir noch, dass ich eher einen typischen Stallone-Film sichte, weniger einen echten "Rambo", aber das ändert sich irgendwann schlagartig, und die Taten Johns können nicht mehr gleich gesetzt werden mit jedem x-beliebigen Stallone-Charakter. Der Mime, der diese Rolle im Schlaf verkörpern könnte, hat wie immer am Drehbuch mitgeschrieben, das ebenso wie die Vorlagen der Teile 2 - 4 keinen Preis für Einfallsreichtum einheimsen würde, aber zumindest eine gute Grundlage bietet, um einen packenden, in dichter Atmosphäre getauchten, Genre-Beitrag abzuliefern. Genau dies hat Adrian Grunberg, der 2012 mit "Get the Gringo" Mel Gibson auf die Füße half, geschafft. Sein Beitrag der Reihe ist düster, dreckig und pessimistisch ausgefallen, wie immer ein ausländisches Feindbild propagierend, was stets die Schattenseite der Fortsetzungen war, aber zumindest ist das Ganze stimmig umgesetzt. Das Drehbuch macht keine halben Sachen, hier werden knallhart Menschenrechte verletzt und dann im Rache-Alleingang etliche Leben niedergemetzelt. Der Film bietet neben knallharter Action und blutiger, handgemachter, Sequenzen aber auch Momente des Thrills (das Finale im Tunnelsystem), sowie der herzergreifenden Dramaturgie (die traurige Szene im Auto).

Sicherlich ist der Finalkampf, der sich fast schon wie eine Metzel-Variante von "Kevin - Allein zu Haus" guckt, selbst für einen Beitrag dieser Kinoserie arg übertrieben ausgefallen (gerade was die letzte Tat am Anführer betrifft), aber das ist zumindest ein Zugeständnis an die Actionfilme der 80er Jahre, deren Erben an Härte verloren hatten und erst mit den Spätwerken der 80er-Ikonen des Genres eine Chance auf Rückkehr erhielt. So auch hier, und so übertrieben das Massaker in seiner selbstgerechten Art auch ausgefallen ist (ganz ohne die anderen Zwangsprostituierten des Rings zu befreien), es weiß zu packen und mitzureißen. Die Stimmung, die Effekte, das gealterte Phantom und die Fallen, die es aufgestellt hat, das Tempo dieser langen Sequenz und der stimmige Ton, in welchem sie atmosphärisch und optisch gehalten ist, bieten gute Unterhaltung.

Das weiß u.a. deswegen so erfolgreich herüber zu kommen, da nicht der komplette Film ein einziges Massaker ist. Die Vorgeschichte wird ausführlich in aller Ruhe angegangen, und dann wird das Tempo und die Härte des Streifens nach und nach angeschraubt, bis es schließlich in einer Brutalität mündet, die einen manches Mal über die FSK 18-Freigabe staunen lässt, so extrem wie unser Kriegsheld hier vorgeht. Die Kamera hält dabei nicht immer in Großaufnahme drauf, die Arten zu sterben werden gut getrickst innerhalb des Szenarios fast schon nebenbei eingefangen, obwohl es um nichts anderes im Finale geht. All diese Entscheidungen lassen den Film angenehm Old School schauen, so dass Jung und Alt gleichermaßen gut unterhalten werden können. Für ein überzeugenderes Ergebnis hätte ich mir noch etwas mehr Detailfreude in manch sprunghaft angegangenem Wechsel der erzählten Geschichte gewünscht. Auch der Umgang mit den Randfiguren für die Gesamtgeschichte ist oft nicht optimal gelöst. Insgesamt bot "Rambo: Last Blood" (Originaltitel) allerdings genügend Kurzweile und anderweitige Stärken, um ihn als geglückten Kandidaten der Reihe zu betrachten.  OFDb

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