09.02.2020

SCREAM (1981)

Ein Killer, der in einer Wild West-Geisterstadt lauert, gedreht zur frühen 80er Jahre Slasher-Zeit des US-amerikanischen Kinos, das klingt reizvoll und weckt Vorfreude. Diese ist schon nach wenigen Minuten Laufzeit vorbei. Abenteuerlustige Standard-Musik dieser Zeit lässt zunächst kein Gefühl von Horror aufkommen, eine nervige deutsche Synchronisation vermiest den Rest vom Einstieg. Freilich dennoch tapfer dran geblieben, da ein ausländischer Film für schlechten deutschen Ton nichts kann, vermisst man von nun an zu aller erst ein Heranführen von Personen und Situationen an den Zuschauer, doch nichts dergleichen findet statt. Die übermäßig große Gruppe zukünftiger Opfer wird nicht zugänglich präsentiert, und das bleibt auch so bis zum Ende des Filmes. Mit keinem wird man warm, keinen lernt man wirklich kennen, abgesehen von der dicklichen Nervensäge der Gruppe, die viel zu viel Spielzeit beschert bekommen hat. Mit dem Ort wird man ebenso wenig warm, ein schnarchiger Schleier Passivität breitet sich über "Scream" aus.

Das wird trauriger Weise auch nicht besser durch die ersten Morde. Auch an die wird man kaum herangeführt, sie finden recht passiv statt, weder Stimmung noch Spannung erzeugend, schlecht getrickst, und da uns der Täter nie gezeigt wird, wird auch keine Slasher-Stimmung eingefangen. Warum der Mörder nicht gezeigt wird, wird erst mit der Auflösung klar, die aus der Killer-Story eine Geistergeschichte macht, was den finalen unbekannten Helfer nicht davon abhält, das körperlose Wesen, das schon seit fast hundert Jahren den Ort heimsuchte, erfolgreich als finale Tat zu erschießen. Eine Erklärung wer er war hätte man nicht benötigt, wird aber dennoch geliefert. Worte über einen harten, gnadenlosen Kerl werden gesprochen, während die Kamera auf ein Gemälde des Bösewichts blendet, was der fast schon mystischen Tonlage des Erzählers so gar nicht gerecht wird. Da ist halt ein etwas mürrisch drein blickender Kapitän auf dem Bild zu sehen. Eine ähnliche Mimik müsste fast jeder Zuschauer nach Sichten dieses Streifens ebenfalls auf seinem Gesicht vorweisen.

Der unsichtbare Aggressor darf den kompletten Film über mit diversen Mordmethoden herumwüten. Aber nie kommt Stimmung, geschweige denn Spannung auf. "The Outing" (Alternativtitel) ist ein extrem dröges Produkt, das zum Einschlafen einlädt, verklemmt und umständlich erzählt ist, keine wirkliche Geschichte bereit hält und stets die uninteressanten Möglichkeiten einer solchen Geschichte am deutlichsten hervor hebt. Regisseur Byron Quisenberry beweist sich als fast schon faszinierend untalentiert, so sehr wie er jedwede Möglichkeit auf Besserung in die Tonne kloppt. Der Soundtrack erinnert etwas arg stark geklaut an das Thema aus der "Das Böse"-Reihe, aber selbst damit schafft es der gute Mann nicht Stimmung zu erzeugen. Die Art wie hier vorgegangen wird, ist kaum in Worte zu fassen. Wann Figuren wie aus dem Film hinaus, oder in den Film hinein geschubst werden, ist erbärmlicher Natur, der Stimmungsmix aus verstaubter Mottenkiste und gemütlicher Gleichgültigkeit lädt zu keinem Moment zum Mitfiebern ein und weckt nicht einmal kurzfristig ein Interesse dessen was passiert. Kurzum: einen auf diese Art gescheiterten Horrorfilm habe ich noch selten zu Gesicht bekommen. Sollte es da draußen irgendwen geben, der mit dem Streifen sympathisiert, soll er doch bitte Kontakt zu mir aufnehmen, damit ich glauben kann, dass ein derartiges Publikum existiert.  OFDb

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