27.04.2020

VAMPIRE'S KISS (1988)

Die Horror-Gattung des Psychopathen trifft auf die Horror-Gattung des Vampirfilms. Das besitzt seinen Reiz, zumal sich die Art der Erzählung zunächst einen Spielraum darüber lässt, ob ein echter Vampir ein böses Spiel mit dem schon immer unangenehm gearteten Peter treibt, oder ob auch ihre Zuordnung der Gattung mit dem Phantastischen bereits zum Wahn der Hauptfigur gehört. Wir erfahren eine Antwort, und die kommt dem gern überagierenden Spiels Nicolas Cages geradezu entgegen, der in Robert Biermans Film loslegen darf, wie sonst nur selten. Mehr denn je reißt er die Augen weit auf, darf schreien, springen, Grimassen ziehen und schließlich, wunderbar von der Maske zurecht gemacht, als fertiges Wrack halluzinierend mit sich selbst redend durch die Straßen seiner Stadt schlurfen, was zu den Höhepunkten des Streifens zählt - sofern man mit Nicolas Cage etwas anzufangen weiß. Wer das nicht kann, braucht eigentlich gar nicht einschalten, ist es doch er mit seiner übertriebenen Comicart, die dem Werk das besondere Etwas beschert.

Denn viel mehr hat es nicht zu bieten. Das Drehbuch liefert manche Gemeinheit mit der wehrlosen Angestellten Alva, was "Vampire's Kiss - Ein beißendes Vergnügen" (Alternativtitel) schwarzhumorige Momente beschert. Und freilich lebt es auch vom Trumpf des eingebildeten Vampirs, was dem Streifen ein Alleinstellungsmerkmal beschert, oder zumindest auf einem Feld arbeiten lässt, auf dem es nur wenige Konkurrenzprodukte gibt. Ansonsten ist es aber eher schlicht gehalten, arbeitet zwar mit der typischen Entfremdungs-Kritik in der Großstadt und in BWL-Berufen, wie üblich für die 80er Jahre, und leicht angedeutet vielleicht noch darüber, dass die Büro-Karrieren meist von Weißen gemeistert wurden, bietet all dies aber oberflächlich angerissen, ohne diese Themengebiete all zu analytisch anzugehen. Auch als satirische Grundlage nutzt es dies nur in den offensichtlich auffälligen Bereichen und nicht sehr stark in gewitzten Nebensächlichkeiten am Rande oder in unterschwelliger Einarbeitung.

Passend dazu liefert Biermann einen simpel abgefilmten Streifen auf TV-Niveau ab, dem mehr optische Reize gut getan hätten. So braucht es nicht verwundern, dass er fast nur noch für das Medium Fernsehen tätig war, z.B. mehrfach in der Film-Reihe "Waking the Dead". Während "Vampire's Kiss" sich in der ersten Hälfte ein wenig zu schlicht und zurückhaltend präsentiert und damit trotz seines Aufhängers etwas zu seicht vor sich hin plätschert, wird er in seiner zweiten Hälfte wesentlich aktiver und interessanter, allerdings auch direkter und lauter. Wer es eher subtil mag und ein übertriebenes Szenario in der Regel gar als unangenehm empfindet, wird das sicher anders sehen. Aber derartige Cineasten werden wahrscheinlich ohnehin kein Freund der Schauspielkunst von Cage sein und somit ein Werk wie "Vampire's Kiss" automatisch meiden. Immerhin kann man Biermans Film zugestehen, dass er keinerlei Ähnlichkeit mit den typischen Horror-Komödien seiner Zeit, wie "Teen Wolf", "Einmal beißen, bitte", oder "Mein Nachbar, der Vampir", besitzt.  OFDb

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