13.07.2020

DAS NEST (1988)

Nachdem im Zuge der Tierhorror-Welle der 70er Jahre fast jedes nennenswerte Tier einmal die Menschheit bedrohte, egal ob glaubwürdig bedrohlich oder kuschelig, niedlich und unfreiwillig komisch, sowie auch die Ekelvariante mit Würmern und Ratten ausgekostend, folgte in den 80er Jahren der absichtlich groteske und augenzwinkernde Weg. Schnecken wurden in "Slugs" zu beißenden Bestien, ein Affenbutler in "Link, der Butler" zum eifersüchtigen Mitbewohner, und auch "The Nest", den man aufgrund seiner Kakerlaken-Aggressoren zunächst lediglich zur Ekelvariante zählen würde, kommt in seinem letzten Drittel mit derart überdrehten Mutationsideen daher, dass der bis dahin klassisch konservative Film zu einem typischen Videotheken-Produkt der 80er und 90er Jahre Horror-Dekade wird, in welcher verschmitzt auf Comic-Heftchen-Niveau mit dem Genre gespielt wird. Sich zunächst fast eins zu eins am Handlungsablauf seiner Gattung Film haltend, mit Ausnahme dessen, dass der böse Bürgermeister einen zusätzlichen, menschlichen Hintergrund erfährt, begegnen uns plötzlich Variationen der Kakerlaken, die ein wenig die Idee von "Mimic" vorweg nehmen. Tarnten sich die Viecher dort, um schwieriger entdeckt zu werden und sich ihrer Beute besser nähern zu können, so paaren sich die Kakerlaken in "The Nest" (Originaltitel) mit ihrer Nahrung. Am Ergebnis durften sich die Verantwortlichen der Spezialeffekte munter und kreativ austoben.

Für den Monsterfilm-Fan ist das in dieser noch handgemachten Dekade ein Fest für die Augen. Glücklicher Weise trumpft "Das Nest - Brutstätte des Grauens" aber nicht erst dort. Bereits zuvor weiß der Streifen angenehm routiniert zu unterhalten. Die Kakerlakenszenen werden auf klassische Art zunächst lediglich angedeutet, dann spezieller ausgeführt und sind zudem über die Gesamtgeschichte gut genug verteilt, damit sich das Ganze auch wie ein Horrorfilm anfühlt. Denn das Füllmaterial zwischen diesen Szenen ist, wie so häufig, dramatischer Natur, und selbst hier schafft es das Drehbuch nicht zu geschwätzig und dominant theatralisch zu werden. Zwar hätte keiner der simpel gestrickten Charaktere seinen dramatischen Hintergrund benötigt, eben weil dieser glücklicher Weise jeweils stets nur kurz angerissen wird, aber mit diesem hat man zumindest das Gefühl, dass nebenbei noch etwas erzählt wird. Da dieser Trick gelingt, ohne gleichzeitig genervt zu werden, geht diese plumpe Herangehensweise in Ordnung. Der einzig tatsächlich interessante Konflikt - das Leiden einer Frau, die eine Beziehung mit dem Helden hatte, der sich nun durch die Rückkehr seiner ehemaligen Liebe wieder Hoffnung macht - wird, simples Drehbuch sei Dank, von den Kakerlaken gelöst und muss somit ebenfalls nicht vertieft thematisiert werden. Ansonsten wirkt die kleine Dosis Sympathie, welche die nötigsten Charaktere verbreiten, dafür, dass einem das Geschehen und das Schicksal der Figuren nicht völlig egal ist. Der Kammerjäger und der Bürgermeister werden zu den wirksamsten Figuren, und kleine Schwierigkeiten auf dem Weg zum Sieg, wie beispielsweise die Reparatur des Leuchtturms, werden zu menschlichen Herausforderungen mit Charme.

Den comic-haften Touch, den "Das Nest" neben seiner Mutationen durch den arg schurkischen Bürgermeister erhält, der sleazy Story um DNA-Experimente einer geheimnisvollen Firma, deren rätselhaften Privatbesitz nicht einmal der Sheriff des harmonischen Ortes von nebenan untersuchen darf, und durch die herrlich zwielichtige und emotional eiskalt dargebotene Rolle der bösen, kaltherzigen Wissenschaftlerin, bricht das an sich arg konservative Treiben auf, um ein Ergebnis zu bescheren, das man sich bei nicht all zu viel Erwartungen als Freund der Materie ruhig mal geben sollte. Je weiter der Film voranschreitet, um so mehr Spaß bereitet er, so wie es eigentlich üblicher Weise sein sollte. Der Regie-Stil bietet nichts außergewöhnliches, das Debüt vom späteren "Power Rangers"-Regisseur Terence H. Winkless, der auch den Science Fiction "2035 Nightmare City" inszenierte, ist aber ordentlich genug ausgefallen, um nicht zu langweilen oder einen ständig zum Augenverdrehen zu verführen. Ein Drehbuch, welches genau weiß welcher Aspekt übertrieben dargeboten werden soll und welcher nicht, und sich somit keine wirklichen Fauxpas innerhalb der Gesetzmäßigkeiten eines solchen Produkt leistet, unterstützt den Anfänger auf dem Regiestuhl somit recht gut.  OFDb

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