13.07.2020

MIMIC (1997)

"Mimic" ist trotz seiner Schaben-Thematik kein klassischer Ekelbeitrag der Tier-Horror-Gattung, sondern verschreibt sich von Beginn an dem Monsterfilm-Bereich. Frankenstein-artig werden per Gen-Manipulation Kreaturen erschaffen, die auf "Jurassic Park"-Art in ihren Möglichkeiten zur Vermehrung trotz wissenschaftlicher Vorsichtsmaßnahmen unterschätzt werden, und die nun in Übergröße mutiert und den Menschen optisch in der Dunkelheit imitieren könnend, zur Bedrohung für die ganze Menschheit werden. Dennoch spielt der Film in der Gegenwart angekommen innerhalb eines kurzen Zeitraums in einem menschlich, wie räumlich kleinen Radius. Das Drehbuch, an dem Regisseur Guillermo del Toro mitgeschrieben hat, konzentriert sich auf das Wesentliche, lässt die Geschichte nicht zu vielschichtig ausarten und macht genau deswegen alles richtig. Weniger ist mehr, und dank Charakteren, deren Schicksal uns bishin zu den meisten Nebenfiguren nicht egal ist, aber hauptsächlich aufgrund einer düsteren, spannungsgeladenen Geschichte, funktioniert der fertige Film unglaublich gut. "Mimic" bietet nicht nur meist handgemachte Effekte mit viel Glibber, Matsch und Ekel, er spielt zudem in den düstersten Ecken New Yorks.

Die wenigen Außenaufnahmen finden meist bei Nacht statt, der Rest in dreckig düsteren Bereichen, wie dem Klärwerk, hauptsächlich aber im Untergrundbereich der stillgelegten U-Bahn. Dort ist es feucht und dreckig, passend zu den stinkig, klebrigen Viechern im Zentrum der Geschichte, denen sich die Protagonisten, die keine eklige Arbeit scheuen und kein Problem damit haben sich schmutzig zu machen und ordentlich schwitzen, anschließen. Der schmutzige, düstere Look ist es, der "Mimic - Angriff der Killerinsekten" (Alternativtitel) so unglaublich stimmig macht. Und inmitten dieses schmuddeligen Feelings greift der Streifen zudem die Idee der Serie "The Walking Dead" vorweg, wenn es darum geht sich zur Tarnung mit den toten Körpern der Feinde einzumatschen. Sie imitieren uns, wir imitieren sie, heißt es so passend im letzten Drittel, welches fast schon Kamerspiel-artig in der Isolation tiefster Schächte und eingesperrt in einer leer stehenden, veralteten U-Bahn spielt. "Hellboy"-Regisseur del Toro schafft es ein beklemmendes, eingekerkertes Gefühl mit seinen dunklen Bildern und der fesselnden Atmosphäre zu vermitteln, während die Bedrohung hoffnungslos von allen Seiten auf die Figuren einregnet. Mainstream-Krankheiten besitzt del Toros erste Großproduktion nach seinem Indepentfilm "Cronos" kaum, lediglich wenn es darum geht liebgewonnene Figuren zu verlieren, zieht das Drehbuch bis zur letzten Konsequenz stets die Weichei-Bremse.

Wenn man bedenkt wie ordentlich es der Regisseur bei "Pacific Rim" später krachen ließ, oder wie bunt bizarr er "Pans Labyrinth" präsentierte, macht "Judus" (Alternativtitel) doch recht deutlich, wie vielschichtig der Mann arbeiten kann. Und dass er das Genre des Horrorfilms beherrscht, beweist er hier auf vielerlei Ebenen. Zudem fällt auf, dass der gute Mann auch die wenigen lauteren Momente gekonnt beherrscht. Wenn es im Finale geradezu Katastrophenfilm-artig aus jeglicher Öffnung der Kanalisation ordentlich kracht, da eine unterirdische Explosion das Feuer quer durch die ganze Innenstadt an die Oberfläche katapultiert, dann kommt eine derartige Szene ebenso stimmig und professionell umgesetzt daher, sprich so gar nicht wie ein Fremdkörper im sonst so stillen Film, wie die beklemmenden Momente, die den Großteil des Streifens ausmachen. Intelligente Gedanken paaren sich mit grotesken, so wie es im Idealfall in diesem Genre möglich ist. Dementsprechend ist "Mimic" weder ein logisches Werk, noch ein extrem geistfreier Genre-Beitrag. Guillermo del Toro ist ein ereignisreicher, packend erzählter, düsterer, wie spannungsgeladener Horrorfilm geglückt, der im Mix aus klaustrophobischem Szenario und handgemachtem Ekel-Monster-Tamtam den Zuschauer ordentlich bei Laune hält und gekonnt mit seinen Ängsten und seinem Ekel, frei von verkrampften Provokationen diesbezüglich, spielt, während gleichzeitig darauf geachtet wird, dass man genügend Sympathien und Emotionen zu den wichtigsten Figuren aufbaut, ohne dass diese einem zu anbiedernd präsentiert werden.  OFDb

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