25.07.2020

HOSTILE (2019)

"Hostile" will nicht wie die anderen Endzeitfilme der letzten Zeit ausfallen. Das beginnt damit, dass seine Mutanten und das Szenario an sich kaum Ähnlichkeiten mit Zombies und ihren Filmen besitzen, das Geschehen einen intellektuellen Touch beschert bekommt und auf Spannung und Minimalismus im Jetzt gesetzt wird. Es ist ein ambitioniertes Werk, mit interessanten Ideen und lobenswerten Ansätzen versehen, "Hostile" ist jedoch nicht geglückt. Das beginnt bereits mit seiner Unglaubwürdigkeit bei der Extreme der Verletzung, welche die Hauptfigur in ihrer Isolation auszuhalten und zu versorgen hat, ein Faktor, der, gerade weil der Streifen kein simpler Unterhaltungsfilm sein will, wichtig ist und somit streng zu beurteilen ist. Zudem will die Art der parallelen Geschichte zwischen Vergangenheit und Gegenwart im Erzählfluss nicht miteinander harmonieren. Der romantische Part stört stets die mögliche, unheimliche Stimmung der Gegenwart, der spannende Part das tatsächliche Miteinfühlen der Geschehnisse aus der Vergangenheit. Da die Vergangenheit detailreich und und sehr zeitaufwändig eingebracht wird, erkennt man schnell dass ein wichtiger Zusammenhang bestehen muss. 

Mir kam die überraschende Auflösung als Möglichkeit beim Sichten ebenfalls in den Sinn, ich verwarf sie aber stets als tatsächliche, mögliche Pointe, da sie unsinnig ist, allein schon von der räumlichen Wahrscheinlichkeit der hier gezeichneten Welt her. Ich konnte es kaum glauben, dass sie uns tatsächlich am Ende serviert wird. In der Theorie klingt der Schluss vielleicht noch reizvoll, und frei von funktionierender Dramaturgie ist er auch nicht umgesetzt, das muss ich Regisseur und Autor Mathieu Turi zugestehen. Inmitten eines zu gewollt auf Tiefsinn getrimmten Filmes kommt er jedoch lächerlich und unglaubwürdig daher. Das Werk ist stumpfer ausgefallen, als es sein möchte mit seinen geistreichen Ideen, es kommt aber eben nicht nur auf clevere Aufhänger und Ziele an, sondern mehr noch auf ein psychologisches Verständnis und die damit einhergehende Glaubwürdigkeit. Diese Aspekte werden hier nicht gekonnt beherrscht. Filmfreunde, die sich ein Zombie-ähnliches Szenario erhofften, werden allein schon aufgrund dessen enttäuscht, dass der Film nur von einem Mutanten handelt. Aber selbst bei anderer Erwartungshaltung tritt die Thematik der Mutation doch etwas arg reduziert in den Hintergrund, mehr als es dem Film gut getan hätte, trotz der interessanten Charakteristik des Aggressors, der eher wie ein verzweifeltes Tier handelt. Ein komplett auf Kammerspiel getrimmtes Treiben in der Zukunft, ohne Rückblicke, wäre für eine stimmige Atmosphäre und einem gut funktionierenden Spannungsbogen förderlicher gewesen, allerdings könnte der Film dann nicht auf das hinaus, was er tatsächlich erzählen will. Leider zieht er für das Erreichen dieses unglaubwürdigen Knalleffekts am Schluss den restlichen dünnen Plot zu arg in die Länge, so dass "Hostile" als Kurzfilm definitiv besser funktioniert hätte.  OFDb

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