"Die sündigen Nonnen von St. Valentin" ist weit weniger schlüpfrig ausgefallen, als sein Titel und seine Vermarktung als Erotikfilm über das Label Donau Film vermuten lassen. Sicherlich gibt es hin und wieder nackte Haut zu sehen, aber sie ist nur einer etlicher quantitativer Schauwerte eines reißerischen Schmuddelfilms, der sich nur schwerlich einem Genre zuordnen lässt. Für den Erotikbereich kommen die Nacktszenen nicht sinnlich genug herüber, sondern werden meist in bedrohlichem Zusammenhang zelebriert, sei es durch Unterdrückung, Folter oder Wahnsinn. Dies im Zusammenhang mit der an "Die Nacht der reitenden Leichen" erinnernden, stimmigen Atmosphäre innerhalb uriger Gemäuer, lässt auch gerne gelegentlich das Horror-Genre anklingen, wenn mancher Orts von Sergio Griecos hier besprochenem Werk die Rede ist, aber auch dieses Genre trifft nicht wirklich zu, erleben wir doch weder Übernatürliches, Unheimliches, noch peitscht der präsentierte Terror tief genug, um zu schocken.
Letztendlich ist "Le scomunicate di San Valentino" (Originaltitel) ein Drama, welches zur Zeit der Inquisition spielt, dabei überraschend auf jegliche Hexenthematik verzichtet, wie es üblich für einen reißerischen Film wäre, der sich dieser Dekade zuwendet, was ein erneuter Indikator dafür ist, es hier nicht mit einem Horrorfilm zu tun zu haben. Typisch Bahnhofs-Kino wird das Gefühlsszenario theatralisch, und doch frei von wahren Emotionen, zelebriert, etwas zu laienhaft dargeboten und mit dem Holzhammer präsentiert, anstatt auf leise und sensible Töne zu setzen. In seiner dick aufgetragenen Art bedient sich der Streifen nebenbei unverblümt bei "Romeo und Julia", wenn auch eher am Rande geklaut, anstatt den entliehenen Punkt ins Zentrum zu rücken. Und mag "The Excommunicates of San Valentino" (Alternativtitel) auch weder analytisch raffiniert, noch empathisch einfühlsam, oder lebensnah erzählt sein, Freunde des reißerischen Erlebnis-Kinos rauer Töne bekommen hier durchaus einen interessanten Film geboten. Mag jeder andere Zuschauertyp auch von diesem Werk ausgegrenzt werden, das Zielpublikum bekommt unterhaltsame 90 Minuten geboten, welche die Grenzen menschlichen Fehlverhaltens derb, aber nicht minder wirksam, zu Provokations- und Kritik-Zwecken zelebriert. Seinen Höhepunkt erreicht dieser Schwerpunkt des Streifens in den Aufnahmen, in welchen wir mit ansehen müssen, wie aus vermeintlich lammfrommen Mitläuferinnen und Duckmäuserinnen, eingemauert im Kloster ohne Nahrung und bald auch ohne Atemluft, Tiere werden, die im Angesicht des Todes um ihr Überleben kämpfen.
Nicht minder interessant sind die Begebenheiten ausgefallen, in welche unsere Heldin stets durch die Einwirkung anderer gerät, während wir ein manipulierendes und selbstgerechtes System kennen lernen, in welchem rationales Denken und Argumentieren weder erwünscht ist, noch einen Effekt erzielt. Deswegen ist es eigentlich schade, dass der Streifen dennoch einem etwas arg blauäugigen Happy End entgegen steuert. Das mag zum plumpen Kinoton passen, den "Die sündigen Nonnen von St. Valentin" durch das konsequente Fehlen feinfühliger Elemente stets anklingen lässt, es passt aber nicht zum zuvor präsentierten bitteren und hoffnungslos scheinenden Weltbild, welches hier in Klischees gebadet aufgebaut wurde. Das schadet dem Film allerdings nicht wirklich. Wer zu Gunsten stimmiger Alternativ-Unterhaltung über die anderweitigen Schwachpunkte hinwegsehen konnte, der kann sich auch mit dem etwas zu optimistischen Schluss arrangieren. Für mich entpuppte sich "The Sinful Nuns of Saint Valentine" (Alternativtitel) zumindest als kleine Überraschung, habe ich doch etwas anderes erwartet und dem Werk im Vorfeld wenig Chancen eingeräumt, dass er mir gefallen könnte. So kann man sich täuschen. Etwas besser in der männlichen Hauptrolle besetzt, hätte er mir sogar noch mehr gefallen. Aber was soll man meckern, wenn ein derart offensichtliches Stück anspruchsloses Kino so weit besser funktioniert, als zuvor vermutet. OFDb
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