07.10.2020

ENDZEIT (2018)

Zombie-Beiträge aus Deutschland sind rar gesät, und dass ein solcher den intellektuellen Arthouse-Weg wählt, verwundert hinsichtlich Deutschlands Nachkriegs-Position zum Thema Horrorfilm sicherlich nicht, macht das Projekt, was seine Position innerhalb des inflationär bedienten Sub-Genres betrifft, aber zumindest noch reizvoller, als es die Herkunft bereits tut. Schön wäre es gewesen, "Endzeit - Die Zombieapokalypse" (Alternativtitel) könnte in diesem anderen Stil etwas alternatives schaffen, das bereits Bekannte erweitern, sprich irgendetwas innovatives ausrichten. Und wenn es nur der stilistische Sehwert wäre, die zu analysierende Symbolik, was auch immer. Mit einer überzeugenden Besetzung, optischem Feinsinn und dem Verständnis einer Glaubwürdigkeit der konstruierten Zukunftswelt beginnt die Regie-Arbeit von Carolina Hellsgård sogar sehr vielversprechend. Ebenso gefallen hat mir das zweckmäßige Zusammenspiel der zwei unterschiedlichen Hauptfiguren, das sich nie zu einem wahrlich sympathisierenden Miteinander entwickelt. Leider werden in diesem Projekt jedoch Fehler begangen, die mit jenen aus Hanekes "Wolfzeit" vergleichbar sind. Die penetrante Verweigerung an Zugeständnissen zum Unterhaltungszweck, scheinbar zur kompromisslosen Demonstration des intellektuellen Kunstfilm-Stempels, kommt arrogant und sperrig daher, was man noch mit einem gewissen Verständnis ignorieren könnte, wenn diese Methode neuartige Denkansätze hervorbringen würde. Letztendlich gelingt aber beiden Filmen zu ihrem jeweiligen Thema nichts dergleichen, was im Falle des hier besprochenen "Ever After" (Alternativtitel) bedeutet, dass schon etliche der besser gearteten Zombie-Werke hier herausgearbeitete Erkenntnisse bereits abgeliefert haben. 

Das wäre den Verantwortlichen des Streifens vielleicht aufgefallen, wenn die Gesellschaft der sich kultivierter gebenden Filmverantwortlichen und -konsumenten das Niveau nicht einzig in oberflächlich gesetzten Kategorien suchen würden, sondern vorurteilsfrei auch im gern unterschätzten Popkornfilm, in diesem Falle gar den Bereich des bluttriefenden, harten Horror-Genres. Hätten sie diesen wertgeschätzt und intensiv, analytisch und fair beäugelt, anstatt scheinbar, so wie "Endzeit" den Eindruck macht, sich nur an plumpen Erfolgen wie der Serie "The Walking Dead" zu orientieren, dann wäre ihnen vielleicht aufgefallen wie tiefgründig das Thema bereits gesellschaftskritisch und in anderweitigen Variationen angegangen wurde. Somit bleibt ein Werk der Hochnäsigkeit zurück, das in seiner sperrigen Erzählweise mit innovationslosen Erkenntnissen zu einem Thema daher kommt, das mit der Vielfältigkeit seiner sich ihm widmenden, anspruchsvolleren Beiträge immer wieder mit neuen Erkenntnissen und Ansätzen überrascht - nur eben nicht im hier vorliegenden Fall. Zum Ausgleich seiner weltlichen Denkansätze versucht sich "Endzeit" zusätzlich mit einigen traum-gleichen Sequenzen, gerade gegen Ende, die bedeutungsschwanger zum Entschlüsseltwerden drängen. Zumindest existiert auch eine sympathische Kompostieridee zur Hochphase der Geschichte, die mir in der dritten Staffel "Lexx", bereits Jahre vorher variiert, jedoch trotzdem wesentlich besser gefallen hat (auch hier wieder vorausgegriffen innerhalb eines für das "gehobene Publikum" plump scheinenden Werkes). Die wahrlich gelungene Charakterzeichnung der beiden jungen Frauen im Zentrum, das durchdachte Gesellschaftsbild, aus dem sie stammen, die Konsequenz der Unvereinbarkeit der beiden, die dennoch einher geht mit der Abhängigkeit voneinander, und auch der hier angegangene Minimalismus, all dies sind Faktoren, die "Endzeit" dennoch einen Sehwert bescheren und nicht zur rein intellektuellen Gurke verkommen lassen. Es sind aber auch jene Ansätze, um die es schade ist, dass sie nicht in einem weniger verkrampft auf verkopft gesetzten Beitrag eingearbeitet wurden. Ein Lob gilt hingegen dem Schauspieltalent der Hauptdarstellerinnen und den Verantwortlichen der Optik des Streifens.  OFDb

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