25.10.2020

RABIES - A BIG SLASHER MASSACRE (2010)

Das Debüt des israelischen Regie-Duos Aharon Keshales und Navot Papushado, welches bislang zudem "Big Bad Wolves" inszenierte und auch am Episoden-Horror "ABCs of Death 2" beteiligt war, gewinnt in seiner augenzwinkernden Idee an Reiz aufgrund des Beititels, welcher ihm in Deutschland gegeben wurde. Im Original lediglich als "Kalevet" benannt, führt der Verweis auf das Slasher-Genre im Titel "Rabies - A Big Slasher Massacre" gekonnt in die Irre. Es ist nicht so, dass die Bluttaten, die den Zuschauer in diesem Werk erwarten, nicht das Ergebnis einer Slasher-Geschichte wären, mit einer solchen bringt man jedoch eigentlich einen Killer in Verbindung, der die Taten vollführt. Mit Ausnahme des Backwood-Aspekts und dem daraus resultierenden Verdachtsspiel um Psychopathen im Wald, fußt die Idee des Streifens stattdessen jedoch in etwa auf jener von "Tucker and Dale vs. Evil". Im selben Jahr wie dieser erschienen, bietet "Rabies" in verschmitzter, aber nicht in Komödien-Form ebenfalls ein irres Szenario aus Missverständnissen, aus welchem kaum eine der Figuren lebendig heraus kommt. Auf humoristischer Ebene mag das besser funktionieren, da die Komik um Dummheit den Zuschauer manches leichter akzeptieren lässt, als in der ernsten Variante angegangen. 

Das wäre anders, wenn man versuchen würde die Idee, um Menschen aus dem Alltag, die sich gegenseitig umbringen, glaubwürdig umzusetzen und dies in einem realitätsnahem Rahmen zum Besten geben würde. Der in tief konstruierter Kino-Realität gebadete Horror-Beitrag aus Israel bietet hingegen derart übertriebene Szenarien, dass nichts mehr glaubwürdig ist. Das ist schon ein wenig schade, denn somit wirkt wirklich jede Reaktion und Tat völlig übertrieben, noch bevor das Massaker losbricht. Gerade weil vieles auf Eifersucht, mangelnder Kommunikation und Missverständnissen fußt, wäre ein Schritt in die lebensnahe Richtung von Vorteil gewesen. Akzeptiert man aber einmal, dass das Produkt weit weniger ambitionierte Satire ist, als viel mehr der verspielte Umgang mit dem Klischee der extremen Gewalttaten eines Horrorfilms, kann "Rabies - A Big Slasher Massacre" durchaus auf simplerer Ebene funktionieren. Selbst dann ist er am Ende nur der kleine Film für zwischendurch, jedoch nicht ohne zwischendurch mit manchem Aspekt überrascht zu haben. Von dem Clou eines nicht tätigen Killers und der stattdessen stattfindenden Dynamik, dass hier jeder selbst zum Täter wird, einmal abgesehen, trumpft die realitätsferne Geschichte damit Charaktere und Füllmaterial interessant zu gestalten. Wo in 08-15-Werken der ideenlosen Art Figuren grob geschnitten sind, hohl daher reden und scheinbar neben der gerade zu erlebenden Situation kein weiteres Leben führen, kommen die Figuren im hier besprochenen Film gehaltvoll daher, haben private Probleme, besondere Charaktereigenschaften und unterschiedliche Wahrnehmungen. 

Selbiges gilt für die Situationen, die nicht nur den pflichtmäßigen Anteil bieten, den viele Vorgänger vorgaben, sondern diese auch interessant ausführen und mit Nebensächlichkeiten oder einer Erweiterung des zu Erwartenden bereichern. Hilfreich nutzt das Regie-Duo hierfür auch häufig den Kniff der Szenenübergänge, mit welchen stets an einem hoch interessanten Punkt zu Parallelereignissen anderer Figuren des Films umgeschaltet wird, die manches Mal ähnliches erleben, durch das Treiben der anderen aus der Ferne beeinflusst werden, oder auch gerade ganz andere Probleme haben. Das verschmitzte Spiel mit zu spät erhaltenden, wichtigen Informationen, dem hoffnungslosen Geraderücken begangener Fehler und den Luxusproblemen aus dem üblichen Alltag, die nun in eine Extremsituation hinüber schwappen und zu Störelementen in weit ernsteren Problemsituationen werden, weiß in seiner Konsequenz zu gefallen. Vielleicht hätte man die einzelnen Situationen noch verstärkter miteinander in Verbindung bringen müssen, damit die Idee der Kettenreaktion mehr in einem Guss wirkt, anstatt, wie geschehen, teilweise zu vereinzelt Gewalttaten unabhängig voneinander entstehen zu lassen. Die Autoren, welches wie zu erwarten die Regisseure sind, gehen mit ihren Ideen jedoch in die richtige Richtung und vergeigen diesbezüglich nicht all zu viele Möglichkeiten. 

"Kalevet" kann ohnehin nur funktionieren wenn man nicht all zu viel erwartet, erst recht nicht in Sachen Tiefgang und Glaubwürdigkeit. Mann muss den Film als das sehen, was er sein will: ein schwarzhumoriges Gedankenspiel, in welchem diverse Leute in ihrer Engstirnigkeit Kopfkino verursachen oder ihrem eigenen unreflektiert folgen und sich somit gegenseitig das Leben zur Hölle machen, bis dies zum Tode führt. Offensichtlich humoristisch wird der Film eigentlich erst in seinen beiden Schluss-Sequenzen, mit Ausnahme der Charakterzeichnung des übergriffigen Sheriffs, der Szene in welcher ein toter, gerade eingebuddelt werdender, Mann gesagt bekommt dass er Vater wird, und einem Szenario um Eifersucht, die durch eine kurz aus der Ohnmacht erwachten Frau verursacht wird. Ansonsten findet der schwarze Humor eher unterschwellig auf augenzwinkernde Art, anstatt durch tatsächliche Komikelemente statt. Ich denke dass ist in der hier angegangenen Dosierung auch die richtige Entscheidung gewesen.  OFDb

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