Sicherlich mag man es als Freund des Originals ohnehin nicht wen anders in seinen liebgewonnenen Rollen zu begegnen, aber um objektiv heran zu gehen, wollte ich mich über dieses Gefühl hinwegsetzen. Und mit Blick auf Brad und Janet schien es auch zu funktionieren, konnten sie der Original-Besetzung zwar nicht das Wasser reichen, aber zumindest fielen sie nicht negativ auf, und auch ihre Stimmen machten etwas her. Zwar entschleicht unserer Janet zeitgemäß etwas zu viel zusätzliches, selbstverliebtes Uahuaaaa in ihrem Gesang, dies aber nicht derart übertrieben zelebrierend, wie in den Charts der letzten 15 Jahre stets anzutreffen. Ohnehin hat man die Musik mit 41 Jahren Distanz zur Erstverfilmung meist nur leicht variiert, doch was verändert wurde reicht um zu enttäuschen, beweisen diese Neuansätze doch, dass man viel Nebensächliches an psychologischer Bedeutung in der alten Darbietung nicht erkannt und begriffen hat, so dass das Wiedergekäuerte lediglich oberflächlich abgesungen und nachmusiziert wird. Würden neue Ansätze bemerkbar sein, die hintergründiger Natur sind und dem Gesungenen eine andere Bedeutung beimessen, oder die alte Bedeutung anders dargeboten werden, ginge ein solches Vorhaben in Ordnung. Allein dies könnte eine Neuverfilmung, die so nahe eins zu eins zur 70er Jahre-Verfilmung umgesetzt wurde, rechtfertigen. Aber dies ist nicht der Fall. Viel mehr beweist man mit diesen Neuerungen, wie viel plumper die heutige Gesellschaft bezüglich der Popkultur tickt und wie viel weniger Wert auf Tiefsinn und Reflexion gesetzt wird.
Bemerkbar wird dies bereits in Brads gesungenem Heiratsantrag, in welchem nie der gespielte Gag eingebaut wird, dass der gute Mann jeden romantischem Moment mit seiner Hektik und Aufgeregtheit zerstört, ohne dies zu bemerken. Das ist überhaupt erst der Grund, warum das Lied auf diese Art gesungen wird, so dass die Neuinterpretation viel an Sinn einbüßt. Selbiges gilt im Gesamtfilm für Interpretationen von Gefühlen, dem Aufbau von Atmosphäre und noch schlimmer dem Kreieren von Mentalitäten. Der Versuch die Partytruppe im Schloss schrill erscheinen zu lassen, hört bei diesem Ansatz bereits auf. Eine befremdlich wirkende Kultur ist das nicht. Und statt frei tanzender, skurriler Gesellen, erleben wir maximal ausgeflippt gekleidete Choreographie-Tänzer, die sich bei ihrem Herumgehüpfe breit lächelnd unglaublich toll finden. Der Ansatz, dass Frank'n Furter echte Brüste besitzt und auch ansonsten weit mehr nach Frau aussieht, als das herrlich absichtlich trashige Outfit von Tim Curry einst, klingt interessant, verfehlt meiner Meinung nach aber seine Wirkung durch das Spiel seines Darstellers, dem jegliche mimischen und akustischen subtilen Zwischentöne fehlen. Manches versucht er mit schrillem Auftreten wett zu machen, glücklicher Weise nie so extrem, dass dies zu dominant angegangen wird, doch auch in reduzierter Form rettet er damit selbstverständlich nichts.
Dies alles zusammen genommen sind genügend Faktoren - zusammen mit der meist nicht so tollen Besetzung - welche die Neuverfilmung nur scheitern lassen können. Fremdschäm-Momente mischen sich immer wieder drunter, gerade dann wenn es an Verständnis des wiedergegebenen Stoffes mangelt. Und leider gehört auch Tim Curry, den man als einzigen aus der Originalbesetzung verpflichtet bekam, zu den Negativpunkten, spielt er seinen Part als Geschichtenerzähler doch nur mit halber Backe herunter und wirkt somit überhaupt nicht in dieser Rolle. Zu den schlechtesten Ideen der Neuverfilmung zählt der Aspekt, dass "The Rocky Horror Picture Show - Let's Do the Time Warp Again" in einem Kino aufgeführt wird. So werden zwischendurch immer wieder mitfeiernde und mitsingende Fans im Kinoraum vor der Leinwand gezeigt, scheinbar um den sonst üblichen Hype, wenn das Original in den Lichtspielhäusern läuft, zu thematisieren. Aber es wirkt lediglich anbiedernd, und aufgrund dessen wie mager der Kult nachgeahmt wird, würde da sowieso niemand derart begeistert im Kinosaal agieren. Die Frage, ob es Jim Sharman selbst noch einmal geglückt wäre, den Kult derart gut einzufangen, ist eine reizvolle Frage für sich. Zu viele Faktoren hatten Einfluss darauf, dass das 1975er Original wurde, was es wurde. Zumindest bewies der Regisseur mit der Fortsetzung "Shock Treatment", dass sich ein derartiger Kult nicht einzig mit schrillen Zutaten wiederholen lässt. Somit hat auch das Original-Team mit dem Sequel eine ähnliche Schandtat begangen, wie es Regisseur Kenny Ortega nun mit dem Remake tat. Aufgrund seines Erfolgs von "Highschool Musical" hielt man ihn wohl für den Richtigen, einen derartigen Versuch anzugehen. Da hat man sich aber mal gewaltig getäuscht. OFDb
Das ist die FOX Television Verfilmung, oder? Die fand ich auch ganz schlimm. Siehe: https://letterboxd.com/gnislew/film/the-rocky-horror-picture-show-lets-do-the-time-warp-again/
AntwortenLöschenIch wusste bis jetzt gar nicht, dass es da ein Remake gab. Und das anscheinend aus gutem Grund.
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