03.12.2020

BUFFY - IM BANN DER DÄMONEN - STAFFEL 2 (1998)

Die Leichtigkeit, die in Staffel 1 so zu trumpfen wusste, weicht mit Staffel 2 ein gutes Stück. Man ist um mehr Ernsthaftigkeit bemüht, kreiert hierfür Schicksale, dramatische Momente und böse Überraschungen. Theoretisch gesehen wird "Buffy - Im Bann der Dämonen" hierfür erwachsener. Dass dem nur bedingt so ist, liegt daran dass das meiste davon auf Seifenopern-Niveau stattfindet. Das erstaunliche für mich ist jedoch, dass trotz dieses Wandels die Serie so überraschend gut zu funktionieren weiß. Dieser sorgt sogar dafür, dass die Vampir-Folgen zu den besseren der Serie werden, anstatt, wie zuvor, jene, welche die alternativen Monsterjagden thematisierten. Die Figuren werden interessanter, ihre Gefühlswelt komplexer, die Probleme schwerer zu lösen. Figuren, die im ersten Jahr nicht richtig funktionierten, bekommen nun ihre Chance dies endlich zu tun, gerade was die wichtigsten Männer-Rollen in Buffys Umfeld betrifft. 

Xander ist noch immer zu muskulös besetzt, gewinnt aber an Selbstvertrauen, bekommt verspieltere Momente beschert, und man bekommt den Eindruck, dass Nicholas Brendon nun selbst aufgetaut ist und unverkrampfter agiert. Giles Zutun ist aktiver im Kampf gegen die bösen Mächte, ohne seinen Charakter dabei zu verraten. Zudem bekommt er den bittersten Moment der Staffel beschert, der selbst für den Zuschauer schwer zu verarbeiten ist. Zuvor ist es schön seine Menschlichkeit hinter der intellektuellen Fassade zu entdecken, danach tut es derart weh, dass er der Empathie des Stammpublikums gewiss sein kann. Angel wird für den Handlungsverlauf wichtiger denn je, taucht von nun an, im Vorspann unter den Hauptfiguren miterwähnt, in jeder Folge auf, und ein gutes Drehbuch sei Dank kann man sich ihm und seiner Geschichte nähern, obwohl sein Spiel verkrampft ist und man zu arg um Theatralik bemüht ist. Die Geschichte um ihn herum ist allerdings ein Selbstläufer, der erstaunlicher Weise aufgrund des mangelnden Schauspieltalents seines Darstellers ausgerechnet dann schwächelt, wenn die eigentlich aufregendsten Momente geschehen. Diese gehen parallel mit einem anderen Ärgernis einher: hatte man mit einer augenzwinkernden Vernichtung des bösen Kindes, als eine Art Entschuldigung der Autoren an das Publikum, endgültig die beiden neuen Gegenspieler Buffys als wesentlich bessere Wahl empfunden, als die beiden Obervampire, die Buffy bislang das Leben erschwerten, geraten diese mit der entscheidenden Wendung in Angels Geschichte in ein weniger wirksames Licht. 

Staffel 2 ist, wie man an derartigen Beispielen sieht, nicht frei von Schwächen, eine weitere wäre das holprige Einbringen der Figur Oz, die erst gegen Ende der Staffel endlich zu sich findet und damit das Potential erreicht, welches ich mit der Besetzung Seth Greens üblicher Weise in Verbindung bringe, fand ich ihn doch schon immer sympathisch. Aber so ist das nun einmal im Buffy-Universum: vieles braucht seine Zeit, um verspätet endlich wirken zu können. Dazu zählen auch derartige Oberflächlichkeiten wie Buffys neuer Look, der ihre natürliche Art aus der ersten Staffel leider aufhebt und sie zu einer sexy Teenagerin macht, die das Publikum anschmachten soll, was sich durch den neuen Grundton, der von nun an herrscht, jedoch als passende neue optische Buffy entpuppt. Die Leichtigkeit des ersten Serienjahres ist zudem nie ganz von Bord, immer wieder kommt es zu schönen augenzwinkernden Ideen, auch die Aufhänger mancher außergewöhnlicher Geschichten betreffend. Ein heiterer Grundton herrscht ohnehin nach wie vor, die Geschichte ist und bleibt eine Horror-Komödie mit Fantasyeinfluss. 

Allerdings wird sie dem Teenie-Zielpublikum geschult kitschiger, was dank rührender Geschichten und charmanter Charaktere dem wohlgesonnenen erwachsenen Publikum jedoch nur selten auf die Nerven geht, zumal die Serie freilich weiterhin von ihren Pluspunkten des flotten Tempos und des Einfallsreichtums, sowie einer Verspieltheit der Autoren lebt. Zudem ist es nett anzuschauen, dass Erlebtes nie ganz vergessen ist und teilweise auf eine kreativ konsequente Art wieder hereinbrechen kann, mit der man zuvor nie gerechnet hätte. Das beste Beispiel hierfür ist wohl die Konsequenz aus Buffys Tod in Staffel 1, deren Folgen in Staffel 2 den Zuschauer zum einen raffiniert vor den Kopf stößt, während wir gleichzeitig endgültig begreifen dürfen, was an der uns bekannten unausgebildeten Vampirjägerin so anders ist, als an all den anderen Auserwählten der Menschheitsgeschichte. Dass die Logik des öfteren hakt, stört dabei wenig, mitunter eben weil "Buffy the Vampire Slayer" (Originaltitel) eine Teenie-Serie ist, in der selbst seelenlose Dämonen miteinander herum turteln können. Dass man die Serie aufgrund solcher Trivialitäten nicht völlig verharmlosen sollte, beweist aber allein schon das konsequente Finale der Staffel, welches der Geschichte Schäden beschert, die nicht mehr rückgängig zu machen sind. Von nun an wird alles anders sein als zuvor, und das wirkt unglaublich erwachsen in diesem pubertären Stoff.  OFDb

PS: Der heimliche Star der zweiten Staffel ist anbei Juliet Landau als völlig geisteskranke Vampirin Drusilla. Sie macht selbst Mrs. Addams ernste Konkurrenz.

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