Zwar bildet Staffel 4 deutlich mit allerhand Fremdschäm-Momenten den bisherigen Tiefpunkt der Reihe, danach wird es aber des öfteren interessant, z.B. dann wenn Michael sich in eine neue Mitarbeiterin verliebt, die ihm charakterlich stark ähnelt, ein ahnungsloser Mitarbeiter sich mit einer Kollegin verlobt, die ihn mit wem anders aus dem Büro betrügt, oder meinem persönlichen Highlight: wenn Michael völlig unvorbereitet und undurchdacht seinen eigenen Papiervertrieb gründet, um Dunder Mifflin Konkurrenz zu machen. So bereiten einige Momente mehr Spaß als erwartet, selbst wenn man sich bewusst ist, dass auch diese kreativeren Phasen stets nur oberflächlich abgegrast werden, psychologisch nicht genug verstanden werden, um sie innerhalb der Serienrealität glaubwürdig zu gestalten und sich die Autoren nie für längere Konsequenzen interessieren und alles stets so blauäugig enden lassen wie es begann. Einzig die Übernahme der Firma in Staffel 6 durch eine andere Firma bleibt konsequent und bringt mit der Besetzung einer neuen Chefin frischen Wind in die Segel und neue Möglichkeiten für Michael sich zu blamieren.
Die zu unsympathisch charakterisierten Pam und Jim werden zumindest hin und wieder in ihrer angeblichen Freundlichkeit hinterfragt, zudem schafft man es manchen zwischenmenschlichen Aspekt, wie z.B. ihre Hochzeit, trotzdem angenehm angehaucht zu erzählen (auch ist man emotional gelegentlich auf ihrer Seite, z.B. wenn sie einen üblen Pärchenabend mit Michael und seiner schrecklichen Frau durchziehen müssen). Und die Geschichten rund um Dwight bleiben auch meist amüsant, zumal man gelegentlich mit ihm leiden darf, anstatt ihn einzig zu verachten. Warum Ryan im Vorspann weiterhin zu den Hauptpersonen zählt, will sich mir nicht erschließen, der wird vor der Kamera immer bedeutungsloser, während er hinter ihr mittlerweile als Mit-Produzent fungiert. Ab Staffel 6 hat man zumindest begriffen dass eine der anderen Personen mittlerweile wichtig geworden ist und gewährt ihr ebenfalls endlich einen Platz im Vorspann. Tiefpunkt inmitten einer ohnehin zu gewöhnlichen Sitcom bleibt der unwitzige und mies besetzte Kevin, der im Deutschen zudem eine plumpe Synchronstimme erhalten hat, ein Beispiel für jene Zutaten, die einen nie das Fremdschämen inmitten einer mittelmäßigen Fernsehsendung vergessen lassen, über deren Erfolg man sich wahrlich wundern kann. Andererseits wundert es mich ebenso, dass ich stets dran blieb, da mich das Fortschreiten der Ereignisse und einzelne Situationen dann doch genügend interessierten und amüsierten, um "The Office" nicht links liegen zu lassen und den Rest zu ignorieren. OFDb
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