Neulinge sollten sich zunächst mit anderen Werken des DC-Universums beschäftigen, denn Miller setzt nicht nur Aufmerksamkeit und Mündigkeit beim Publikum voraus, sondern auch das nötige Hintergrundwissen. Personen wie Cat-Woman, Robin und Co, werden teilweise nur über ihre bürgerlichen Namen erwähnt, andere Superhelden kreuzen den Weg des düsteren Rächers, und auch mit den Schurken der Batman-Comics muss man sich auskennen, um ihre Beweggründe zurückzukehren verstehen zu können - was anbei auch auf die Motivation Batmans zutrifft. Der ist endgültig in jener fragwürdigen Position zwischen Gesetzeshüter und Gesetzesbrecher gefangen, diesen Schwebestand für sich wirken lassend, ohne moralisch zu werden oder eine Seite zu bestätigen. Ob schwere Zeiten harte Methoden benötigen, wird stets thematisiert, teilweise auch durch satirische Diskussionen, in denen nebenbei der blinde Glaube an Psychologie, Politik und Medien schwarzhumorig und treffsicher persifliert wird. Vieles davon mag sich heute nicht mehr so innovativ anfühlen, allein Nolans "The Dark Knight" bot 2008 schon viel von dem, was uns der hier besprochene Zeichentrickfilm beschert. Beachten muss man aber, dass die Vorlage aus den frühen 80er Jahren stammt und sich Nolan und Co an den damals neuen und erwachsenen Ideen Millers bedienten. Nicht umsonst war das Werk Millers stilbildend für zukünftige Comic- und Filmprojekte, und dies nicht nur auf die Figur des Batman bezogen.
"Batman - The Dark Knight Returns Teil 1 + 2" ist glücklicher Weise nicht nur in der Theorie, aufgrund der Ehrfurcht vor der Vorlage, solch ein gelungenes Projekt geworden, auch praktisch weiß der Streifen zu gefallen. Er ist actionreich ausgefallen, mit rarem, trockenem, aber stilsicherem, schwarzen Humor versehen, optisch, wie inhaltlich ein Leckerbissen und trotz seiner gewaltigen Laufzeit angenehm flott zu schauen. Das meiste davon verdankt er zwar der Vorlage, dennoch besitzt er als bewegter Klon des starren Comicheft-Mediums eine Daseinsberechtigung, funktioniert er doch nicht nur einzig im ersten Effekt als Vergleich zwischen Standbild und flüssiger Animation für den Bewunderer des Originals, sondern auch als packend inszenierte Geschichte, die trotz gelegentlicher Episodenhaftigkeit ein Ganzes bildet und einem großen, durchdachten Finale entgegen schreitet - samt beeindruckender Pointe. Die Hintergrundmusik funktioniert, auch wenn sie nicht nennenswert hervor sticht, die Kürzungen des Stoffes sind akzeptabel und die Synchronisation geglückt (im Original sogar mit Peter Weller besetzt). Die Arbeit von Regisseur Jay Oliva stieß scheinbar auch auf Zustimmung in den Kreisen der Warner Brothers, denn es folgten noch weitere Batman-Animationsfilme unter seiner Regie, so z.B. "Batman vs. Robin" und "Batman - Bad Blood". Von den wenigen bisher von mir gesichteten Trickfilmen um den Fledermausmann, hebt sich die Realisierung von Millers Kultcomic gewaltig ab, allein schon weil kein Kompromiss an ein jüngeres Publikum stattfindet, geschweige denn eine Vereinfachung zum leichteren Verständnis. Was derartige Entscheidungen betrifft waren glücklicher Weise die richtigen Leute an diesem lang erwarteten Projekt beteiligt. OFDb OFDb
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