Wie
sonst lässt sich erklären, dass das fertige Produkt sich aufgrund
derbster Sprunghaftigkeit und oberflächlichem Abgrasen seiner
potentiellen Grundidee wie ein unfertiges Gerüst schaut? Ging das Geld
aus, und man erdreistete sich das unfertige Werk dennoch zu
veröffentlichen? Ich weiß es nicht, aber es ist schade, bleiben doch
alle sympathischen Ansätze in ihren Anfängen stecken und können sich
nicht weiter entfalten. Die wunderbare Großelternidee zum letzten
Drittel hin, die Schlusspointe, die bei vielschichtigerer und
psychologisch clevererer Erzählung ein wunderbarer Abschluss geworden
wäre, der Zwischenzustand der Aggressoren aus geistig anwesend und
abwesend, es gibt viel zu entdecken, dass einen gewissen Charme besitzt.
Und doch sorgen diese nicht gerade raren Ansätze nicht einmal für eine
mittelmäßige Unterhaltung, so orientierungslos wie alles dargeboten
wird, so unsensibel, wie der Zuschauer so gar nicht an die Hand genommen
wird, so fehlkalkuliert das Szenario nicht erst schleichend beginnen
darf und in seinem weiteren Verlauf stets holprig weiter verfolgt wird.
Wieso werden die Schüler schneller isoliert, als der sich nicht zuvor
informierende Zuschauer das Szenario greifen kann? Wieso versteht die
Gesellschaft eine derart skurrile Pandemie derart schnell, dass
Vorsichtsmaßnahmen vom Gefühl her direkt zu Beginn (wenn auch erfolglos)
vorgenommen werden können? "Mum and Dad" ist weder durchdacht, noch vom
Comic-Faktor her ausgereift genug ausgefallen, um mindestens auf
simpelster Ebene unterhalten zu können. Und ein Lance Henriksen, der in
seiner Rolle wunderbar hätte überzeugen können, wird auf die Schnelle
abgearbeitet, ohne dass man ihm die Chance besonderer Momente bot. Und
wieso engagiert man bitte die sonst stets so mutig agierende Selma
Blair, wenn sie hier eine austauschbare Rolle spielen darf, die jeder
08/15-Darsteller hätte meistern können?
Von einem der daheim blieb, um die weiten Welten des Films zu entdecken...
15.05.2021
MOM AND DAD (2017)
Inmitten
der von mir immer wieder gern geschauten Zombie- und Infizierten-Welle
freue ich mich jedes Mal auf einen gewissen Grad Abwechslung. Mit "The Signal"
sicherlich näher verwandt als mit gerade beschriebenen Horrorfilmen,
geht "Mom and Dad" einer äußerst reizvollen Idee nach. Was, wenn die
überschäumende, mörderische Aggression sich nicht gegen Alles und Jeden
wendet, sondern nur gegen spezielle Zielpersonen? Mit dem Gedanken, dass
es sich bei diesen um die eigenen Nachkommen handelt, erreicht man
Möglichkeiten der Thematisierung um Generationenkonflikte und äußerst
raffinierte Kriegstaktiken (das Auslöschen des Gegners durch sich
selbst). Gerade in der Kombination Horror und Komödie hätte diese
Variante bekannter Erzählmuster einen besonderen Reiz ausgestrahlt. Mit
Nicolas Cage hatte man zudem nicht nur wen Berühmtes mit an Bord,
sondern auch noch wen Passendes zu dieser Idee. Mag der Mann auch
umstritten sein, aber wer kann bitte besser in comic-artiger
Übertreibung die Augen aufreißen, als er? Ausgerechnet hier, wo dieses
Überagieren endlich einmal wieder von Vorteil gewesen wäre, spielt der
gute Mann seine Rolle lediglich mit halber Backe herunter. Und wer das
Endergebnis kennt, kann auch vermuten warum. Schließlich scheitert der
Film vom "Crank"- und "Ghost Rider 2"-Regisseur
Brian Taylor nicht an Cage, sondern an seinen Defiziten, beginnend mit
einem äußerst plumpen Drehbuch und meinem Gefühl nach mit äußerst üblen
Produktionsbedingungen endend.
Der
Film hätte nun nicht zwingend satirisch geistreich ausfallen müssen,
wie anfangs von mir erhofft, er hätte aber wenigstens seine Idee des
ungewöhnlichen Terroraktes etwas exakter durchdenken können und sich
mehr Zeit zur Entwicklung der Geschichte und der in ihr agierenden
Charaktere nehmen können. "Mum and Dad" ist eine lose Hülle, deren
löchrige Art perfekt zum viel zu plötzlichen Schluss passt. Stecker
gezogen, Film zu Ende. Na, danke dafür! OFDb
Kategorien:
2010-2019,
Filmbesprechung,
Horror,
Komödie,
Lance Henriksen,
missglückt,
Nicolas Cage,
Selma Blair,
USA
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen