19.09.2021

ABRAKADABRA (2018)

Während der Argentiner Luciano Onetti seinen Neo-Giallo "Francesca" noch allein inszenierte, steht ihm bei "Abrakadabra" Nicolás Onetti beiseite. Es ist nicht ihre erste Zusammenarbeit, und erneut ist das Ergebnis lediglich ganz nett ausgefallen. Aber im Gegensatz zum eher austauschbaren Vergleichsfilm aus dem Jahre 2015 ist die hier besprochene Co-Produktion von Argentinien und Neuseeland einen Blick mehr wert, zumindest wenn man mit jener Art Giallo etwas anfangen kann, die auf eine hypnotische Wirkung setzt. "Abrakadabra" ist wirr erzählt, stößt einen manchmal mit einer anderen Wahrnehmung als jener der im Film zu sehenden Figuren vor den Kopf und lässt auch mittels der gestörten Wahrnehmung des Protagonisten alles eine Spur surreal erscheinen. Unterstützt vom klassischen Farbspiel, der obligatorisch zur Ehrung des Genres Giallo dazu gehört, und einigen simplen, aber effektiven anderen optischen Tricks (so sticht z.B. ein ungewöhnlich gesetztes Bildersplitting faszinierend hervor) entführen uns die Onettis in einen von Geheimnissen umwehten Kriminalfilm, der uns am Schluss zwar keine Auflösung schuldig bleibt, aber eine psychologische Erklärung. 

Kann man mit der surrealen Stärke des Streifens etwas anfangen, geht das auch vollkommen in Ordnung, benötigt man doch herzlich wenig Logik bei solch faszinierenden Bildern und einem geheimnisvollen Szenario aus Magie, Mord und Okkultismus, getragen von charismatischen Mimen, allen voran German Baudino in der Hauptrolle besetzt. Eine überraschende Wendung 15 Minuten vor Schluss weiß alles Gesehene auf links zu drehen und erklärt sich erst vollends, wenn der nachgereichte Vorspann vor dem Abspann erscheint, um uns die fehlenden Wissenslücken zu füllen. Auch diese in Sachen Glaubwürdigkeit holprigen Momente werden aufgefangen durch die kunstvoll eingefangenen Bilder, dem Charisma der Darsteller, sowie einem stimmigen Soundtrack, der ohnehin zur Stärke des kompletten Werkes zählt. Sicherlich wird sich nicht jeder mit den simplen Zaubertricks des Regisseuren-Duos zufrieden geben und "Abrakadabra" eine Spur zu leer empfinden. Mir hat er jedoch gefallen, der mit sich reißende Sog aus Irrsinn und bunten Bildern, der in seiner ungekürzten Fassung mit gerade einmal 69 Minuten versehen zudem angenehm kurz ausgefallen ist. Weitere vier Minuten fallen für den sehr langsam ablaufenden Abspann weg. Langeweile kann da kaum aufkommen. "Abrakadabra" sieht man die Liebe zum 70er Jahre Giallo deutlicher an, als dem zu bemühten Versuch "Francesca", der ebenfalls simpel zu gefallen wusste.  OFDb

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