16.03.2022

DER GEZÄHMTE WIDERSPENSTIGE (1980)

Im Gegensatz zu Bud Spencer und Co sind mir Adriano Celentano-Filme in meiner Kindheit nie über die Füße gelaufen, so dass ich mit "Der gezähmte Widerspenstige" im Alter von 46 Jahren meine erste Begegnung mit seiner Art Italo-Komödie hatte. Es war erfrischend etwas Derartiges jungfräulich sichten zu dürfen. Filme wie diese werden tatsächlich nicht mehr gedreht. Eine häufig verwendete Phrase, aber wer würde es heutzutage bitte wagen eine Geschichte derart direkt, ohne Umschweife und eigentlich auch ohne Erklärungen, durchzuziehen? Warum Elia so feindselig gegenüber Frauen (und überhaupt fast jedem) ist, wird ebenso wenig erklärt wie die Frage warum Lisa sich in ihn verliebt, sich um ihn bemüht und ähnliches. Klar, sie ist es als Schönheit gewohnt umgarnt zu werden und liebt bei Elia die Herausforderung, aber derart barsch wie dieser mit ihr umgeht, würde jede das Weite suchen, auch damals bei anderer Mentalität bereits. Die Komödie konzentriert sich stattdessen einzig auf den Schlagabtausch, kommt in der deutschen Synchronisation (mit Terence Hills Stammsynchronstimme bei Adriano verwendet) auch mit allerhand gut funktionierenden Sprüchen daher, und auch die Aktionen selbst, wie die unfreiwillige Fahrt mit einem von einem Traktor gezogenen Bett durch das Dorf, sind lustig umgesetzt, auch wenn sie oft unglaublich unsinnig anmuten (vielleicht auch deswegen). 

Dass tief im Widerspenstigen ein guter Kerl sitzt, erkennt man an seiner Tierliebe und seinem Hang zu alten Werten. Gerade mit Blick von heute weiß es jedoch zu gefallen, wie wenig die harte Nuss am Schluss tatsächlich geknackt wird. Was sich da an Nettigkeit gegenüber Lisa auftut, ist wahrlich nur ein minimaler Spalt, der Rest bleibt nach wie vor grantiges Verhalten. Wer nun glaubt das hätte auch mit der Stellung der Frau von einst zu tun, die sich vom angeblich ach so bösen Geschlecht zu viel gefallen ließ, dem sei gesagt, dass "Der widerspenstige Brummbär" (Alternativtitel) sehr emanzipiert ausfällt. Mann und Frau sind gleich gestellt, sie zicken beide auf ihre Art herum, sie werden beide in ihren körperlichen Vorzügen präsentiert, es dürfen sich beide gegenseitig schlagen, hier herrscht Gleichberechtigung pur ohne die Geschlechter mental anzugleichen. Das wird geradezu selbstverständlich eingefangen, ebenso wie die komplette Situation um die es im Gesamtfilm geht, die sich nie um Erklärungen, psychologischem Verständnis oder eine tiefer gehende Geschichte schert. Deswegen sollte man aufgrund der Anspielung im Titel auch nicht mit Shakespear rechnen, mit dessen Komödie "Der Widerspenstigen Zähmung" hat der hier besprochene Italo-Film nichts am Hut. Der ist lediglich ein kurzweiliger Feel Good-Movie in reizvoller, wie kompatibler Besetzung und versehen mit allerhand spielfreudigen und unterhaltsamer Ideen. 

Wenn das Paar nach einem langen Streit feststellen muss, dass es im Raum nichts mehr zu zerstören gibt, wenn Elias den Raben erklärt wo es zu Fressen gibt, der Pfarrer Elias seine wund gescheuerten Hände vom Masturbieren zeigt, Elias Entenjagd auf eigene, tierfreundliche Art betreibt, oder wenn er in bester Laune zur Konkurrenz mit einer Maschine persönlich Weintrauben mit seinen Füßen stampft, dann ist die Laune hoch. Lediglich die Sportsequenz am Schluss wirkt hektisch umgesetzt, unnötig angehangen und geht auch innerhalb des sich nicht um Erklärungen scherenden Nonsens einen unglaubwürdigen Weg zur finalen Auflösung.  OFDb

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