08.11.2022

GOTHAM - STAFFEL 3 (2016)

Das Bäumchenwechseldich-Spiel aus Verbündeten, Verfeindungen und Kompromissen nervt mehr denn je, insbesondere weil manche Wiedervereinigungen, wie der Bund zwischen Pinguin und Fish, keine glaubwürdige, echte Begründung erhalten und es sich das Drehbuch somit sehr einfach damit macht, frei nach dem Motto: der Stammzuschauer ist das ewige Wechseln doch ohnehin gewohnt. Ohnehin ist das dritte Jahr deutlich schwächer als die bisherigen, was sehr schade ist, so wunderbar aufgedreht gerade das zweite Jahr war. Schon zu Beginn merkt man, dass aus dem reizvollen Cliffhanger wenig herausgeholt wird und der Wahnsinn wieder reduzierter über Gotham schwebt. Aber mit einem zunächst keinen guten Eindruck hinterlassenden Hypnotiseur wird kurzfristig zumindest ein interessanter Gegner geboten, ebenso durch die herrliche Idee Gordons Vorgesetzten durch eine Infektion zum irrsinnigen Richter und Henker in einer Person zu machen. 

Je mehr man vom zunächst reizvoll scheinenden Rat der Eulen erfährt, umso mehr geht die mystische Aura dieses Geheimbundes verloren, bis ein schlechtes Drehbuch dafür sorgt, dass daraus ein derartiger Wackelkandidat wird, dass man niemals glaubt, dass besagte Vereinigung über so viele Jahrhunderte soviel Macht ausüben konnte. Nicht besser wird es mit dem Blick hinter den Rat, über jene Geschichte erzählt, die sich in der zweiten Hälfte der Staffel mit Bruce Wayne befasst. Hier wird arg plump von "Matrix" geklaut, während auf der anderen Seite gut erkennbar die Methodik der Scientology kritisiert wird, wenn Heilung angeblich errungen wird durch das Entfernen von Gefühlen durch unangenehme Erinnerung, indem man diese immer wieder durchlebt. Die Übereinstimmungen sind also sehr direkt. Diese Phase, die parallel neben der Eulen-Geschichte läuft, gehört leider trotz dieser reizvollen Kritik zum Tiefpunkt einer Staffel, die zuvor und währenddessen eigentlich einige Höhepunkte besitzt. So weiß der höchst schräge Grund zu gefallen, warum Riddler und Pinguin zu Erzfeinden werden. Die Rückkehr des Jokers ist großartig erzählt, mit einem herrlich kranken Szenario in einem Gotham ohne Strom. Deutlich am Joker von "The Dark Knight" orientiert spielt sein Darsteller diesen höchst krank und somit sehr gelungen. 

Und ein Gotham, dass von einem bösen Virus eingenebelt wird, der die dunklen Seiten eines jeden Infizierten hervor bringt, hätte bei konsequenter Umsetzung ein ebenso tolles Szenario geboten. Aber hier wird wieder einmal die zuvor aufgebaute Erwartung nicht befriedigt und zu viel mit Ausreden gearbeitet, als dass man sich mit dem dargebotenen Weniger zufrieden geben würde. Eine theatralische Reue von Bruce, eingebettet in einer Thematik, die nur ein Happy End erfahren kann, eben weil man das typische "Batman"-Universum kennt, wird zu einem Tiefpunkt von Staffel 3, weil dieser nicht zum mitfiebern und mitempfinden ansteckt. Außerdem wird dieser Punkt wieder einmal mit einer Rückkehr aus dem Tod thematisiert, was ein inflationärer Zustand in "Gotham" wird. Die erste Hälfte des dritten Jahres bereitet durchaus so viel Freude wie Staffel 1, zur zweiten Hälfte hin wird es jedoch immer banaler und routinierter, gleichzeitig zu pseudo-erwachsen, anstatt alles einfach wieder so unverkrampft zu erzählen wie im Vorgängerjahr. Der reduzierte Wahnsinn passt zudem nicht zum wachsenden Fantasy-Anteil der Serie.  OFDb

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