01.11.2022

SPIDER-MAN 3 - NO WAY HOME (2021)

Nein, was haben viele damals geschimpft, als "The Amazing Spider-Man" nur 10 Jahre nach "Spider-Man" und 5 Jahre nach dessen letzter Fortsetzung die Entstehungsgeschichte des Spinnenmenschen noch einmal erzählte. "Fällt Hollywood nichts Neues mehr ein?", schimpften all jene, die nicht bemerkten dass Hollywood seit dem Aufkommen des Tonfilmes stets neu verfilmte, fortsetzte, Erfolge kopierte, und Kritiker sich mit ihrem Schimpfen unfreiwillig nur selbst als uninformiert und unreflektiert outeten in dem Glauben dies sei ein neues Verhalten innerhalb der mächtigen Filmindustrie der USA. Da war das Klagen freilich besonders groß, als Marvel sich mit dem bisherigen Rechteinhaber Sony vereinte, und es mit "Spider-Man - Homecoming" eine erneute neue Version der Anfänge rund um Peter Parker gab. Ich habe sie alle genossen, so unterschiedlich wie sie interpretiert und erzählt waren, ich habe nie geklagt. Und nun, wo mit "Doctor Strange" die Multiversen Einzug ins Marvel-Universum halten, da konnte mit einem raffinierten Schachzug das Drama der Klagenden zu einem kreativen Event umgemünzt werden. 

Ich weiß nicht wie man es geschafft hat (wahrscheinlich mit Geld), aber aus den anderen Spider-Man-Filmen wurden Helden und Gegner in gleicher Besetzung für "Spider-Man - No Way Home" zurück gewonnen, um sie als Figuren alternativer Universen vorzustellen. Das ist großartig, bereitet es doch Freude (ge)alte(rte) Gesichter wieder zu sichten, während sich die einzelnen Filme zu einem großen Ganzen vereinen können, was im letzten langen Drittel eines immerhin 142 Minuten laufenden Streifens zum Höhepunkt der ganzen Chose wird. Denn erst ab hier kämpfen die drei Spider-Man gemeinsam Seite an Seite, versehen mit allerhand Seitenhiebe auf Besonderheiten und Schwächen der jeweiligen Interpretationen (am besten ist jene zum Thema mangelndes Teamwork), und das macht so viel Spaß wie erhofft. Lediglich dass der aktuelle Spider-Man wie der einzig wahre herüber kommt, ernüchtert ein wenig, aber ansonsten gibt es nichts zu meckern, zumal die Gefühlsebene aller drei Parkers nicht zu kurz kommt. 

Was die lange Phase zuvor angeht, so ist der Film zwar auch hier ein unterhaltsames Werk, aber bei weitem nicht so geglückt, wie die beiden hervorragenden Vorgänger. Letztendlich liegt das Hauptmanko am selben Schwachpunkt, den seinerzeit auch Raimis "Spider-Man 3" hemmte: das Bekämpfen zu vieler Gegner. Klar, das ist hier aufgrund der Zusammenführung der Universen gewollt und wie erwähnt aufgrund der bekannten Schurkengesichter gern gesehen, aber es besitzt einfach nicht die Energie, die ein Film mit einem, maximal zwei Gegnern entfachen kann. Nun ist der Beginn trotzdem ein Hingucker, immerhin schloss "Spider-Man 2 - Far from Home" mit einem sehr geglückten Cliffhanger. Daraus weiß man einiges herauszuholen, wenn auch nicht in voller Konsequenz, was wohl auch den Rahmen gesprengt hätte. Etwas zu einfach macht man es sich dann doch, so dass erst mit dem Hinzustoßen von Doctor Strange die Geschichte so richtig ins Laufen kommt. Zwar ignoriert man von hier an plötzlich den Aufruhr gegen Parker, aber die Pluspunkte der Geschichte, insbesondere der schon in den Vorgängern zelebrierte Humor, lassen einen gütigst drüber hinweg schauen. Nur war dies bei den ersten beiden Teilen erst gar nicht nötig. 

Wie auch immer, erzählenswert ist das hier Gezeigte trotzdem, auch wenn es nicht alle Erwartungen erfüllen kann. Und was mich stark überrascht und bewegt hat, ist die finale Entscheidung des Helden, die den Beititel der zweiten Fortsetzung zur Wahrheit werden lässt. Sollten die Schöpfer zukünftiger Abenteuer der Spinne nichts Vorangegangenes im Schwanzvergleich überbieten wollen, sondern lediglich solide und gute Arbeit leisten, kann es von nun an so weiter gehen, wie es ursprünglich schon immer sein sollte, bevor die Avengers dazu stießen und aus Spider-Man etwas machten, das engstirnige Fans nie gewollt haben. Diese Schlussentscheidung ist einfach großartig - solange sie auch konsequent eingehalten wird.  OFDb

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