16.10.2012

A CHINESE GHOST STORY (1987)

Ning Tsai-Shen ist ein Tolpatsch und damit in seiner Tätigkeit als Geldeintreiber ziemlich ungeeignet. Als er im Job erfolglos in einem fremden Ort eine Schlafgelegenheit sucht, beschließt er an einem Tempel zu nächtigen, vor dem ihn jeder warnt. Angeblich soll es dort spuken, doch stattdessen trifft der junge Mann dort die Liebe seines Lebens. Dass die Frau namens Nieh sich recht merkwürdig benimmt, erklärt sich durch die Tatsache, dass sie tot ist. Ning Tsai-Shen ist sich dessen nicht bewusst und sieht seine Herzensdame in Gefahr durch einen alten Mann, der sich dem Kampf der Untoten verschrieben hat. Nieh hat jedoch ganz andere Probleme, soll sie in drei Tagen doch den dunklen Fürsten heiraten...

A Chinese Romantic Comedy Story...
 
Den Mix aus Horror und Komödie gab es schon seit frühen Filmzeiten, aber selten war er im Kino beliebter und öfter angewendet als in den 80er Jahren. Da vereinten sich Teenie-Komödien mit dem Horrorfilm wie in „Teen Wolf“, „Liebe mit Biss“ und „C.H.U.D. 2“ und verstärkten sich auf den Komödien-Bereich. Umgekehrt gab es Beiträge mit Schwerpunkt Horror, die dennoch genug Platz zum lachen und schmunzeln boten wie „Return Of The Living Dead“, „Fright Night“ und „House“.

Wo sich „A Chinese Ghost Story“, ein Hongkong-Beitrag dieses Genre-Cocktails, ansiedeln lässt, ist schwer zu sagen, wendet er sich doch auch eher verstärkt dem Komödien-Bereich zu, arbeitet den Horror-Bereich aber auf Fantasy-Art ab. Da gibt es zwar wilde Kreaturen in putziger Stop Motion-Technik, attackierende Riesenzungen und Gespenster, aber der Romantik-Aspekt der Geschichte hat stets Vorrang und vertreibt so ziemlich jeden Grusel-Moment, den die Komik noch nicht vernichtet hat.

Regisseur Ching Siu-Tung, der schon in seinem zweiten Film „Witch From Nepal“ einen übernatürlichen Stoff umsetzte, gelingt damit ein ungewöhnlicher Mix verschiedenster Filmgattungen, wie sie Amerika mit seinem Standard-Verfahren nie von alleine ausprobiert hätte. Dennoch zeigt sich, wahrscheinlich als Zeichen der Zeit, Verwandtschaft zu US-Produktionen, die zur selben Zeit erschienen sind. In seiner Erzählart, in welcher der Zuschauer jederzeit mit allem rechnen muss, erinnert der Streifen stark an dem im selben Jahr erschienenden „Tanz der Teufel 2“. Auch „House“ nutzte diese Erzählform für eine Horror-Komödie und weist zusätzliche Parallelen auf, wenn der Protagonist zum Erreichen seines Zieles ebenfalls in die Jenseitswelt hinabsteigen muss. Dieser Steve Miner-Film erschien ein Jahr vor „Chinese Ghost Story“.

Und doch sind sich „House“ und „Tanz der Teufel 2“ wesentlich ähnlicher als Ching Siu-Tungs Film. Dass seine Geschichte eher anderen Schwerpunkten folgt, ist sicherlich kulturell bedingt, der klamaukige Humor ist es jedoch auf jeden Fall. Hier bietet der Regisseur nun etwas, das nur die wenigsten Klamauk-Filme wie „Didi - Der Doppelgänger“ oder „Der große Diktator“ zu bieten haben: Der Extrem-Humor vertreibt nicht den Anspruch. Immer wieder lässt Siu-Tsung Tiefe in seiner Geschichte aufblitzen, verfolgt diese zu Komödien-Zwecken jedoch nie zu lang, lässt dadurch aber dennoch ein Niveau entstehen, welches man zu schätzen weiß.
 
So ist die Idee eines Mannes, der sich unter Menschen als Geist und unter Geistern als Mensch fühlt, eine interessante Charakter-Vertiefung, die der Regisseur humoristisch perfekt zu platzieren versteht, wenn dem alten Mann diese emotionale Beichte dann über die Lippen kommt, wenn Ning ihn ehrfürchtig um Hilfe bittet. Auch die Verstrickung der ganz persönlichen Probleme von Nieh distanzieren sich vom üblichen Spuk, gibt man der Geisterwelt damit doch eine eigene Kultur und damit mehr Hintergrund und Tiefe.

Das meiste Geschick beweist der Regisseur jedoch im Timing für Sprüche, Gags und Pointen, wie das eben erwähnte Beispiel bereits verriet. Damit schafft er es einen über recht simple Witzchen schmunzeln zu lassen, Klischees werden zu einer nützlichen Zutat und die Romantik wird nie zu kitschig. Im Gegenteil, die reißt einen sogar mit, spätestens wenn es zu einem Kuss aus Verzweiflung unter Wasser kommt.

Dass die Komik und anderweitige Emotionen nicht ins Leere treffen, verdankt der Film meiner Meinung weniger seiner abenteuerlichen Geschichte voller Überraschungen und Wendungen, sondern viel mehr seinem Respekt vor den Figuren, denen allen ein individueller Touch beschert wird. Jede Figur hat ihren eigenen Charakter, der nicht nur oberflächlich abgehandelt wird und in seiner Einzigartigkeit auch jeweils völlig andere Humorschwerpunkte geschenkt bekommt. Ein solches Rezept weiß zwischen den Zeilen zu wirken und kommt nun noch durch den Umstand einer interessanten Geschichte zur vollen Blüte.

Nichtsdestotrotz hatte ich manches Mal Probleme mit der übertriebenen Asia-Komik und den heute eher aus dem Anime-Sektor bekannten Kampfszenen, in welchen Sprünge in die Luft eine merkwürdige Vertonung erhalten. Doch solche Mängel sind eher persönlicher Natur, manch anderer wird damit sicherlich keine Probleme haben. Ansonsten gibt es über den Film, von dem der selbe Regisseur noch zwei Fortsetzungen nach schob, wirklich nichts zu meckern.  OFDb

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