30.11.2012

WALDILE - DER SCHLIMME KILLER-HUND (2008)

Ein Tierhändler findet in der Nähe des Strandes einen herrenlosen Hund und verschenkt diesen an eine befreundete Studentin. Was beide nicht wissen: der Hund wurde vor Jahrhunderten von Wikingern brennend aufs Meer ausgesetzt, was ein Ritual war um böse Dämonen zu bekämpfen. Der Hund verbrannte jedoch nie und konnte sich jüngst aus seinem Gefängnis auf dem Wasser befreien. Während die Mädels der Studentenverbindung den kleinen Kläffer alle niedlich finden, finden eine Polizistin, ein Priester und ein Rabbi heraus, dass der Köter Menschen anfällt und bestialisch zerstückelt...

Zu hinterhältig für die Wikinger...
 
Ich liebe Trash, und es geht mittlerweile vielen so. Durch diesen Fankreis wurden Projekte möglich wie „Überfall der Mörderrucksäcke“ und „Angriff der Killerbratwurst“. Schon in den 70er Jahren sorgte „Angriff der Killertomaten“ für geteilte Meinungen, damals war die Gruppe trashliebender Cineasten noch nicht sehr groß. Manch einer verstand das Werk nicht und betitelte es als schlechtester Horrorfilm aller Zeiten. Wo man sich einst höchstens über schlechte Filme lustig gemacht hat, wurden nun welche gedreht, die bewusst schlecht sein wollten.

Auf diese Motivation aufbauend klingt die Idee zunächst einmal ganz gut, ein harmloses Kuscheltier als Killermaschine auf die Menschheit loszulassen. Die Idee wurde nebenbei schon toll von Monty Python umgesetzt, wenn in „Die Ritter der Kokosnuss“ ein harmloses Kaninchen mehrere kampferfahrene Menschen attackiert und tötet. Und erst vor kurzem entdeckte ich den Amateur-Kurzfilm „Die Bestie“, der ebenfalls auf diese Idee aufspringt. Dort wie hier geht es um einen Hund.

Und wenn dieser nun noch eine Hintergrundgeschichte beschert bekommt, so dünn und lückenhaft sie auch sein mag, dann sollte man auf dem ersten Blick doch meinen, dass ein Film mit dem Titel „Waldile – Der schlimme Killer-Hund“ eine Trash-Garantie für einen unterhaltsamen Abend ist. Ist es aber nicht, denn die Wikingerherkunft des Kläffers bleibt das einzig hintergründige des Filmes.

Nun muss freiwilliger Trash auf dem ersten Blick nicht intelligent sein, aber wer weiß wie freiwilliger Schrott funktioniert muss die Vorlagen begriffen haben. Und in solchen Bereichen zeigt sich an Werken wie „Angriff der Killertomaten“ dann doch die Intelligenz. Und sie zeigt sich auch außerhalb der Parodie, wenn das Gagtiming debiler Flachköpper zu stimmen mag, und man als Zuschauer selbst im letzten Drittel noch mit Idiotien überrascht wird, die es in der ersten Stunde nicht gab (ich sage als Beispiel nur sprechender Hund).

Wie Trash funktioniert hat der deutsche Herausgeber von „Waldile“ jedoch nicht begriffen. Und so wird uns eine Synchronisation vorgesetzt, die stolz damit wirbt mit den Sprechern von „Die Mudder sei Gesicht“ besetzt zu sein. Ich kenne dieses Mudder-Teil nicht, aber der Film beginnt schon zu nerven, wenn zwei sich irre lustig findende Sprecher ständig ins Bildmaterial plappern. Dann nutzt es auch nichts Dialekt aufzusetzen, oder den amerikanischen Film im weiteren Verlauf in Stuttgart spielen zu lassen mit Leuten mit deutschen Namen, usw. Wenn zu jeder stillen Szene geplappert werden muss nervt es einfach. Und wenn das Geplapper nicht zünden will, dann nervt es noch mehr.

Aber der DVD-Besitzer greift nun zu einem Mittel, dass den Schmerz schlechter Synchronisation schnell vergessen werden lässt: man nehme den Originalton mit deutschen Untertiteln. Der überrascht zunächst damit, dass in den Eingangsszenen eben kein Off-Kommentar zu hören ist. Fällt jedoch nach ca. 5 Minuten der erste Satz stellt sich Ernüchterung ein. Auch die Original-Tonspur ist englisch nachsynchronisiert, und das erbärmlich, was sich allerdings dadurch entschuldigt, dass das Teil ein Amateurfilm ist.

Richtig ärgerlich und gar nicht trashig lustig ist jedoch der Untertitel, der einen nun auf verschiedener Ebene zu nerven weiß. Zum einen benutzt er ständig Comicsprache (grunz, mampf, etc.), dann benutzt er grammatische Formulierungen aus dem Chat-Alltag, inkl. der bescheuerten Doppelpunkt/Klammer-Smileys. Mag sein dass manch einer darüber lachen kann, aber selbst der wird genervt durch das Anbringen des Untertitels. Oft ragt er viel zu weit ins Bild, an anderer Stelle ist der Text manchmal bis zu 20 Sekunden zu früh im Bild, noch bevor er gesprochen wird. Und weil die Texter so richtige lustige Gestalten sind, wird der Sinn des Originals ab und an verändert, damit er noch lustiger ist, und da darf z.B. noch einmal auf „Die Mudder sei Gesicht“ verwiesen werden.

Manche der hier als schlecht erwähnten Punkte sind in anderer Umsetzung sicherlich witzig, aber da hier nur debiler Humor um die Ohren fliegt, will dieser bemühte Trash nicht funktionieren. Selbst wenn man sich nur am Originalton orientiert kommt man über Sexwitze (ganz beliebt sind Jokes über Homos), Pfurzkomik und anderen Flachköppern nicht hinaus. Und das ist Kindergarten-Kacke, die schon die gute Idee von „Don't Ask, Don't Tell“ kaputt machte, und nun auch den Killerköter-Streifen.
Schade, denn an einigen wenigen Stellen blitzen nette Momente auf. Seien es die extrem auf lüstern getrimmten Nackedei-Szenen, die Pseudo-Erotik von vielen Slasher-Streifen zu parodieren wissen (oder, da in Amerika gedreht, auch unbewusst so dämliche und unnötige Evakostüm-Szenen aus anderen Amateur-Werken wie „Slasher“). Und am gelungensten sind die Szenen, in denen Puppy (anbei auch der Originaltitel) sein wahres Gesicht zeigt und Menschen tötet.

Hier dürfen die Darsteller nun mit einem Stoffhund kämpfen, wobei absichtlich nicht versucht wird das Tier wie echt aussehen zu lassen. Das ist lustig. Die Taten des Hundes sind extrem blutig, was durch sein unschuldiges Aussehen schon sehr lustig ist. Die erste Leiche liegt mit ihren Innereien nach außen gekehrt. Und daneben steht ein winziger Vierbeiner, der mit seinem Blick kein Wässerchen trüben kann. Blutfontänen spritzen hoch, einmal darf der Kläffer in Anlehnung an „Alien“ aus dem Bauch seines Opfers brechen (übrigens alles FSK 16).

Da stört es nicht, dass die Spezialeffekte so amateurhaft sind wie der Rest des Films. Im Gegenteil, das muss einfach so sein. Das gewollt Schlechte und Unbedarfte macht die Komik eines solchen Streifens ja überhaupt erst aus. Aber Trash muss mehr zu bieten wissen als quantitative Gags, es muss auch eine gewisse Qualität im debilen Bereich vorhanden sein. Kleine Momente von Cleverness, denn Humor ist ein schwieriger Bereich, da muss die Pointe an der richtigen Stelle sitzen. Auf Klassenfahrt im 6. Schuljahr mag man über das Humorniveau von „Waldile“ lachen können, aber wer das noch mit 16 kann, kennt den Unterschied zwischen Pimmelwitzen und Pimmelwitzen nicht. Oder derjenige hat einfach schon ein paar Bier intus. Wobei ich persönlich denke, dass man diesen Amateurfilm auch mit Alkohol nicht lustiger getrunken bekommt.

Was war ich happy diese DVD im Geschäft entdeckt zu haben, noch nie von dem Film zuvor gehört, und was war ich daheim enttäuscht, als „Puppy“ sein wahres Gesicht zeigte und lediglich präsentierte, dass er von Humor keine Ahnung hat. Da der Film im Original nicht „Waldile“ heißt, wäre der Titel „Waldi – Der schlimme Killer-Hund“ übrigens noch besser gewesen. Auf anderem Niveau als von mir erwartet erfüllt der Streifen immerhin die auf dem Cover angegebenen Behauptungen. „Waldile“ ist freiwillig schlecht und will nur alberner Trash sein. Die Firma, die vor einigen Jahren „Skeleton Man“ herausbrachte, behauptete selbiges über diesen. Dort war es jedoch nur der Versuch einen schlechten Film unter falschen Behauptungen an den Mann zu bringen. „Waldile“ ist zumindest kein Täuschungsversuch.  OFDb

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen